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Mahnmale im Pflaster„Stolpersteine“ erinnern in Waldbröl an jüdische Familien

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An der Querstraße im Waldbröler Stadtzentrum fügte der Künstler Gunter Demnig gestern die ersten „Stolpersteine“ in das Straßenpflaster. Diese erinnern an die jüdische Familie Elias.

Waldbröl – Immer wieder hat Hermann Jacobs Tränen in den Augen. Denn für ihn ist es ein ganz besonderer Moment, als Künstler Gunter Demnig vor dem Haus an der Waldbröler Querstraße 9 drei quadratische „Stolpersteine“ ins graue Straßenpflaster fügt. Diese erinnern an das Schicksal der Familie Elias, die dort bis zur Deportation durch Schergen des Naziregimes gelebt hatte: „Das waren ganz besondere Leute, ihr Haus stand mir als Kind immer offen“, erzählt der heute 85-Jährige. „Meine Mutter Emmi war zudem Hausmädchen bei der Familie.“

Dann zeigt Hermann Jacobs Fotografien von Hedwig Elias, die sich wahrscheinlich das Leben nahm, und von Albert Elias, der in einem Konzentrationslager getötet wurde. Sohn Gustav dagegen konnte vor 1939 in die USA ausreisen. Davon berichten auch Schüler des Hollenberg-Gymnasiums, während der Künstler Demnig seine Arbeit verrichtet – wie er es seit 1992 in 21 Ländern der Welt fast 69 000 Mal gemacht hat. Ebenso rufen nun seit gestern an der Hochstraße 30 drei weitere Steine zum Gedenken an die Familie Salomon. Dort zeichnen Jugendliche von der Gesamtschule die Geschichte von Carolina, Hermann und Erich Salomon nach – nur Erich Salomon konnte im Jahr 1938 nach Amerika fliehen.

Erste Mahnmale in Waldbröl

Für Waldbröl sind dies die ersten Mahnmale. Sie sollen, so formuliert es Bürgermeister Peter Koester, der Erinnerungskultur eine neue Qualität verleihen. Und zwar dort, wo Menschen leben und die Nazi-Opfer gelebt haben, also mitten unter den Waldbrölern. Die Bedeutung von Steinen in hebräischen Schriften, etwa als Zeichen der Erinnerung auf Grabstätten, betont derweil Wolfgang Birkholz von der Oberbergischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Dabei blickt er tief in die Stadtgeschichte. So waren Waldbröl und die Umgebung schon vor der Machtergreifung 1933 als „Hitler-Land“ ausgemacht: „Ruinen von Nazi-Bauwerken zeugen davon.“

Hergestellt werden die Oberflächen der Stolpersteine aus Messing – einem Material, das durch Benutzung blank poliert wird, wie Gunter Demnig erklärt. Er wünsche sich einen lebendigen Umgang mit seinen Werken, die heute vor allem bei Jugendlichen auf großes Interesse stießen. „Weil gewöhnliche Menschen damals in jeder Lebenslage beschränkt wurden“, erklärt Lukas (17) vom Hollenberg-Gymnasium. Gebete und Lieder, vorgetragen von Pfarrer Thomas Seibel, Pastoralreferent Michael Grüder und Stephan Propach für die Freie evangelische Gemeinde, beenden die Zeremonie, bevor die Schüler an beiden Orten weiße Rosen niederlegen. Nach dem Umbau der Kaiserstraße soll dort ein weiterer Stolperstein folgen. Initiiert hatte das Projekt die jüngst verstorbene Stadtverordnete Annette Tillmann.