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Motto „Apokalypse Now?“Motorrad-Gottesdienst in Waldbröl mit Bratwurst und Rock

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In Waldbröl wurde der Motorradgottesdienst gefeiert.

Viele Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer sind am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein zum Freiluft-Gottesdienst an die Stadtkirche gekommen.

Unter dem Motto „Apokalypse Now?“ fand am Sonntag der 24. Motorradgottesdienst in Waldbröl statt. Für viele langjährige Teilnehmer eine Herzensangelegenheit, so Pfarrer Jochen Gran.

„Apokalypse Now?“, das ist das zentrale Thema gewesen beim diesjährigen Motorradgottesdienst auf dem Platz an der evangelischen Stadtkirche in Waldbröl. Dort haben sich am Sonntagmorgen im strahlenden Sonnenschein mehrere hundert Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer versammelt. Unter freiem Himmel, mit Bratwurst in der Hand und begleitet vom rockigen Sound der Jordon Wells Band, zelebrieren sie den 24. Motorradgottesdienst.

„Für viele Motorradfans aus der Gegend ist es eine Ehrensache und Herzensangelegenheit, dieser speziellen Messe jedes Jahr aufs Neue beizuwohnen“, erklärt Pfarrer Jochen Gran, der das Fest, den „Mo-Go“, jedes Jahr mit Hilfe der Evangelischen Kirchengemeinde in Waldbröl auf die Beine stellt.

Ein Sicherheitshelm mit Pluschtier-Überzug wartet auf einem Motorrad.

„Safety first“ – das galt natürlich auch beim anschließenden Korso durch Oberbergs Süden.

Ein bunt gemischtes Publikum fand sich ein, von Jung bis Alt war alles vertreten – und doch waren die meisten Besucher älteren Jahrgangs. „Wir kommen jedes Jahr aus Wildberg zum Mo-Go, denn es ist immer eine gute Gelegenheit, Freunde wiederzutreffen“, erzählt Dietmar Kunkel aus Wiehl, der mit seiner 1200er Bandit angereist ist. Auch das Ehepaar Jörg und Christiane Grau aus Altenkirchen, unterwegs auf einer BMW R1200 GS, genießt es, im Sommer die Gottesdienste unter freiem Himmel zu erleben.

„In früheren Jahren kamen so viele Besucher, dass wir auf den Marktplatz ausgewichen sind“, erinnert sich Pfarrer Gran. Seit der Corona-Pandemie seien es jedoch immer weniger. Auch das sei etwas, mit dem sich die Stimmung in der Gesellschaft ablesen lasse. „Die Menschen sind verunsichert und fürchten um ihre Zukunft“, so Gran.

Junge Menschen eingeladen

Dem will der Seelsorger etwas entgegensetzen, daher hat er auch junge Motorradfahrer aus seiner Kirchengemeinde auf die Bühne eingeladen, die nun Kanzel ist. Sie hätten Furcht und Respekt vor der Zukunft, aber auch Hoffnung, dass die Menschen das Ruder nochmal rumreißen könnten, so der Tenor der drei Mittzwanziger. Weiterer Gast auf der Bühne war Reiner Stegemann als örtlicher Vertreter des Naturschutzbundes. Was die Umweltverschmutzung angehe, so seien Motorradfahrer, die mit Verbrennungsmotoren CO2 freisetzen, nicht ganz unschuldig. Aber beim Insektensterben fielen die Kradfahrer kaum ins Gewicht, betont Apotheker Stegemann. „Aber jeder kann etwas tun und wenn jeder etwas Kleines tut, kann Großes entstehen.“

In seiner Predigt erinnert Jochen Gran auch daran, dass es längst nicht allen Menschen auf dieser Welt gut gehe: „Unsere Welt ist schön, aber nur für wenige Menschen auf Erde. Und sie war schöner bevor das einsetzte, was wir als Fortschritt bezeichnen.“ Dennoch sei heute „kein guter Tag um zu sterben“, sondern ein guter Tag, um zu verhindern, dass die Welt, wie wir sie kennen, untergeht. Und in einem Moment der Stille ist es für einen langen Moment wirklich mucksmäuschenstill auf dem Kirchplatz. Nach dem Gottesdienst aber knattert prompt ein Motor nach dem anderen, und der Korso mit 150 Maschinen, an dessen Spitze Pfarrer Gran, selbst leidenschaftlicher Biker, fährt, startet nach Denklingen und über die Stippe zurück nach Waldbröl.