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Soldat und DiplomatMilitärattaché berichtete in Waldbröl aus Tel Aviv

Lesezeit 2 Minuten
Oberst Jürgen Haffner (Mitte), heute Militärattaché in London, hier in Waldbröl neben Frank Bohlscheid (links) von der Deutschen Gesellschaft für christich-jüdische Zusammenarbeit und Bernhard Wunder vom Katholischen Bildungswerk Oberberg.

Oberst Jürgen Haffner (M.), heute Militärattaché in London, hier in Waldbröl neben Frank Bohlscheid (l.) von der Deutschen Gesellschaft für christich-jüdische Zusammenarbeit und Bernhard Wunder vom Katholischen Bildungswerk Oberberg.

Den ehemalige Leiter des Militärstabes an der deutschen Botschaft in Tel Aviv, Oberst Jürgen Haffner, war zu Gast in Waldbröl.

Die deutsch-israelischen Militärbeziehungen in Zeiten wie diesen – das Thema ist hochaktuell, und doch gerät es kaum in den Fokus der Öffentlichkeit. Ein guter Grund, den ehemaligen Leiter des Militärstabes an der deutschen Botschaft in Tel Aviv, Oberst Jürgen Haffner, zu einem Vortrag nach Oberberg und nach Waldbröl einzuladen.

Eine Fülle von Einblicken

Von einem ganz und gar unverkrampften Umgang miteinander und einer engen partnerschaftlichen Verbindung auch auf militärischer und diplomatischer Ebene zwischen der Bundesrepublik und Israel zeugten die Berichte des gebürtigen Saarländers. Er war auf Einladung der Oberbergischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und des Katholischen Bildungswerks ins Waldbröler Bürgerdorf am Alsberg gekommen.

Damals haben wir uns gesagt: Dann gehen wir irgendwann mal richtig dahin.
Oberst Jürgen Haffner

Knapp zwei Stunden lang offenbarte Haffner, der nach seiner Station in Israel heute als Militärattaché an der deutschen Botschaft in London arbeitet, eine Fülle von Einblicken. Etwa, dass schon seit einigen Jahren regelmäßig Bundeswehrsoldaten auf dem israelischen Luftwaffenstützpunkt Tel Nof – 40 Kilometer vor Tel Aviv – an der israelischen Militärdrohne Heron TP ausgebildet werden, von denen die Bundeswehr einige von den Israelis geleast hat. Interessant, weil selten zu hören, auch die Schilderungen aus dem Alltag eines Militärattachés, dessen Tätigkeit zu einem guten Teil auf diplomatischem Parkett stattfindet.

Als deutscher Militärattaché nach Israel – hat man da nicht Bedenken, bevor man den Job antritt? Oberst Haffner jedenfalls nicht: Mit seiner Ehefrau hatte er eigentlich seine Hochzeitsreise nach Israel geplant, die aber in Krisenzeiten abgesagt werden musste. „Damals haben wir uns gesagt: Dann gehen wir irgendwann mal richtig dahin.“

Und umgekehrt gefragt: Gibt es Vorbehalte gegenüber dem heutigen Auftreten deutscher Uniformierter in Israel mit Hinweis auf den Holocaust? Nein, sagt Haffner, das habe er in Israel nicht erlebt, im Gegenteil: Dort werde das deutsche Aufarbeiten der Nazivergangenheit wohlwollend zur Kenntnis genommen.

Nicht zu zackig, kein Windhund

Nachvollziehbarerweise hatten sich die Israelis 1976, als der erste bundesdeutsche Militärattaché seinen Posten in Tel Aviv bezog, aber ausgebeten, dass niemand mit Weltkriegserfahrung geschickt wird. Gleichzeitig habe es in einem Vermerk aus dem Auswärtigen Amt in Bonn geheißen, es solle weder ein „zackig-schneidiger“ Typ noch ein „Windhund“ für das Amt an der Botschaft vorgesehen werden.

Die deutsche militärische Anwesenheit habe recht schnell zu handfesten Konsequenzen geführt, so Haffner: Israel wurde vielfach unter Einsatz sowjetischer Waffen angegriffen. „Die Auswertung des Yom-Kippur-Krieges führte zur Erkenntnis, dass die 105-Millimeter-Kanone des deutschen Leopard den gegnerischen Panzern keinen Schaden zufügen konnte.“ Also bekam der Leopard II stattdessen eine 120-Millimeter-Kanone.