Dass man auf dem Land ein Auto braucht, weiß Rudolf Bergen, neuer Mobilitäts- und Klimaschutz-Manager in Waldbröl. Nicht aber ein zweites oder drittes, findet er.
„Der Umstieg beginnt im Kopf“Waldbröl ernennt neuen Mobilitäts- und Klimaschutz-Manager
Wenn das Rathaus seine Pforten schließt und die Beschäftigten der Verwaltung Feierabend machen, dann könnten die Dienstautos der Stadt jedem zur Verfügung stehen, der gerade ein Fahrzeug braucht. Auch so könnte Carsharing in der Marktstadt funktionieren. „Sofern sich kein Anbieter dafür findet, der ein solches Angebot bei uns einrichten möchte“, erklärt Rudolf Bergen, den seit Jahresbeginn beschäftigt, was andere bewegt: Der 33 Jahre alte Waldbröler ist der neue Mobilitäts- und Klimaschutz-Manager der Stadt.
Und der weiß: „Auf dem Land braucht jeder ein Auto – aber vielleicht kein zweites oder gar drittes.“ Die Menschen zum Umsteigen zu bringen und neue Formen der Mobilität auf den Weg zu bringen, das ist wahrscheinlich das größte und vielleicht auch das schwierigste Projekt des studierten Verkehrswirtschaftsingenieurs, „denn der Umstieg beginnt nun mal im Kopf“. Bei seiner Arbeit kann Bergen aber auf reiche Erfahrung bauen: Zuvor hat er als Mobilitäts- und Klimaschutz-Manager in der Kreisstadt Siegburg gearbeitet – einer Kommune, die mit fast 42 000 Einwohnern etwas mehr als doppelt so groß ist wie eben seine Heimatstadt Waldbröl.
Waldbröl: Mobilitätsmanager Rudolf Bergen radelt zur Arbeit
„Daher kann ich gut einschätzen, was funktioniert und was nicht“, sagt der Rossenbacher. In dieser Ortschaft hat sich der Abiturient des Hollenberg-Gymnasiums vor zwei Jahren mit seiner Familie niedergelassen, er ist Vater eines siebenjährigen Sohnes und zweier Töchter (fünf und eins). „Ich wollte endlich mit dem Rad zur Arbeit fahren“, beschreibt er die persönliche Verkehrswende. Das Strampeln am Morgen mache ihn wach, aktiviere ihn für den Arbeitstag.
„Auch können wir nun die Wege zur Kita und zur Schule mit dem Fahrrad bewältigen.“ Aber nicht nur das habe ihn am Job im Bürgerdorf gereizt: „Hier etwas neu aufzubauen, ist aber gleichzeitig eine Herausforderung“, betont Bergen, der sich aber auch um Fragen der Infrastruktur kümmert – etwa um den Ausbau des Breitbandinternets, sozusagen um die digitale Mobilität.
Zuvor hatte die Verwaltung geplant, eine solche Stelle gemeinsam mit Nachbar Windeck zu schaffen. „Jedoch das wäre im Alltag dann sicher an vielen Dingen gescheitert“, glaubt Bürgermeisterin Larissa Weber. Gleichwohl findet sie, dass sich eine moderne Kommune ein solches Mobilitäts- und Klimaschutz-Management heute leisten muss: „Denn es geht um viele Themen, die nicht unbedingt Sache einer Verwaltung sind“, führt die Rathauschefin aus. „Auch sind das Mobilitätsmanagement und der Klimaschutz keine Projekte, die irgendwann abgeschlossen, beendet sind.“
Rudolf Bergen will Radweg in Waldbröl ausbauen
Sie selbst möchte in Hermesdorf den Bau einer Wasserstofftankstelle ermöglichen. „Und dafür suchen wir jetzt einen Betreiber – und ebenso mögliche Kunden“, kündigt Weber an. Auch wer elektrisch unterwegs, soll im Stadtgebiet künftig genügend Ladestationen finden. Der Ausbau des Radwegenetzes und der Aufbau der fünf geplanten Mobilstationen sind Aufgaben, die Rudolf Bergen nun in Angriff nimmt. Damit tritt er das große Erbe des im April vergangenen Jahres verstorbenen Hartmut Schröders an – wie Bergen ein leidenschaftlicher Radler.
Bergen: „Jede dieser Stationen soll anders ausgestattet sein: Die oberhalb des Bürgerdorfes, an der Denkmalstraße, soll eben auch mit Leihautos aufwarten.“ An seinem früheren Arbeitsort hat sich dieses System bewährt: Inzwischen schmückt sich Siegburg mit dem Titel „Sharing-Meister der Mittelstädte“. „Das Potenzial von Carsharing in Mittelstädten“ war übrigens das Thema von Rudolf Bergens Bachelor-Arbeit in Bonn – „ein Thema, das in der Umsetzung einen langen Atem und viel Geduld verlangt, aber auch viel Spaß macht“.