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PremiereWaldbröler Theaterabend  über Gott und die Welt

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer im Anzug sitzen auf dem Boden, einer hat einen nackten Fuß, im Hintergrund stehen weiße Kreuze.

Blumige Grabrede: Anton (Leif Schulmeistrat, r.) erklärt dem neuesten Unfallopfer (Ralf Tenbrake) die Welt.

Das WKTheater bringt in seiner neuen Inszenierung zwei Stücke von Tankred Dorst und Dario Fo in einen anregend absurden Zusammenhang.

Das Leben der Brüder Anton und Rudolf spielt sich gleichförmig ab zwischen Autowerkstatt und privatem Friedhof. Die gefährliche Kurve einer Gebirgsstraße gibt den Brüdern Lebenssinn: Rudolf (Kaspar J. Zekorn) repariert die abgestürzten Autos und sichert durch deren Verkauf den Lebensunterhalt. Anton (Leif Schulmeistrat) bringt die Toten unter die Erde und hält blumige Grabreden vor weißen Holzkreuzen. Und er schreibt Eingaben an das Ministerium für Straßenbau, um eine Entschärfung der tödlichen Strecke zu bewirken.

Dann geschieht ein weiterer Unfall, der 25. schon, der den Brüdern ausgerechnet den zuständigen Ministerialdirigenten Dr. Erich Kriegbaum (Ralf Tenbrake) vor die Füße schleudert. Der ist nicht tot, sondern nur verletzt und plant sofort los, wie die Straße ausgebaut werden könnte.

Stück war vor 30 Jahren schon einmal in Waldbröl zu sehen

Mit der Farce „Die Kurve“ von Tankred Dorst bringt das Ensemble des Waldbröler WKTheaters einen Einakter auf die Bühne, der schon 1995 von Theatergründer Ulrich E. Hein inszeniert wurde. Die Regie von Thorsten Schmidt ist dieser Grundlage gefolgt. Das Stück zeigt, wie widersprüchlich Menschen sich angesichts der eigenen Lebensumstände, aber auch im Hinblick auf das Leid anderer verhalten. Denn im Grunde möchte Anton, dass seine Eingaben Gehör finden.

Leif Schulmeistrat deklamiert sich meisterlich durch seine Gedankengänge dazu. Als es dann aber soweit ist, sieht er sich in seinem fest gefügten Leben erschüttert. Will er die Veränderung durch eine gut beleuchtete Kurve wirklich? Möchte er damit Bruder Rudolf, den Kaspar J. Zekorn mit einer faszinierenden Mischung aus Kaltblütigkeit und Bruderliebe spielt, den Lebensinhalt und ihnen beiden zugleich den Verdienst nehmen? Zugunsten von Menschen, die die Kurve überleben würden, ihnen aber nichts bedeuten?

Dario Fo eröffnet den Waldbröler Abend

Der Dramatiker Dorst, dessen „Die Kurve“ 1960 eines seiner ersten Stücke war, geht bei dieser Selbstbefragung vom Schlimmsten aus – der Mensch schaut nur auf sich selbst, richtet sich behaglich in seiner Selbstsucht ein.

Der Mensch als Nabel der Welt, nein, der weiße Mann als Nabel der Welt, wird auch in „Gott ist schwarz“ von Dario Fo diskutiert. Auf knapp zwanzig Manuskriptseiten handelt der italienische Dramatiker in seinem Stück von 2011 mal eben einige Milliarden Jahre Evolutionsgeschichte ab. Thorsten Schmidt und Sabine Krieg wagen zur Eröffnung des Abends   diesen Parforceritt.

Schmidt beginnt mit der Feststellung: „Gott ist schwarz!“ Sabine Krieg antwortet naiv: „Welchen Gott meinst du?“ Und sie behauptet, Gott selbst habe eine Evolution hinter sich. Denn auch wenn der erste Mensch aus Äthiopien stammte und weiblich war, heiße das noch lange nicht, dass Gott heute nicht männlich, groß, blond und weiß ist. „Immerhin sind wir sein Ebenbild. Alles andere ist Blasphemie“, konstatiert sie. Und muss sich dann anhören, dass bei einem globalen Blackout vermutlich die Menschen in Äthiopien bessere Überlebenschancen hätten als die weiße, ach so überlegene „Herrenrasse“.

So werden in der Waldbröler Doppelinszenierung mal eben alle klassischen Vorurteile mit Humor und Fakten hinweggefegt. Das bringt zum Denken und macht dabei auch noch richtig Spaß.


Weitere Aufführungen

Weitere Aufführungen sind am Mittwoch, 2. April, Freitag, 4. April, und Samstag, 5. April, jeweils um 20 Uhr in der Aula des Hollenberg-Gymnasiums, Goethestraße 6. Tickets kosten 15/10 Euro.