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Wie durch ein WunderEinen Tag vor Kriegsende wurde Belmicke von Granaten getroffen

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Vier Gräber mit sechs ver­zeich­ne­ten Namen erinnern an die Opfer des Angriffs, weiß Lo­kal­his­to­ri­ker Hans Gerd Menne.

Belmicke – Für die Menschen in Belmicke mutete es fast wie ein Wunder an. Das Fenster, das in der katholischen Kirche die Heilige Anna zeigt, die Namenspatronin des Gotteshauses, hatte kaum Blessuren nach dem Angriff der US-Streitkräfte vom 10. April 1945. Es konnte ohne allzu großen Aufwand wiederhergestellt werden – im Gegensatz zu vielen anderen Fenstern im Bereich der Apsis und des Altars, die erst in den 1950er Jahren mit Hilfe von Förderern wieder vollständig instandgesetzt wurden.

Warum die Amerikaner so kurz vor Kriegsende und nur einen Tag, bevor sie in Belmicke einmarschierten, den kleinen Ort am späten Nachmittag noch beschossen, kann sich auch Lokalhistoriker Hans Gerd Menne, der in unmittelbarer Nachbarschaft zu St. Anna wohnt, nicht erklären. „Es war ja quasi Fünf vor Zwölf.

Soldaten der deutschen Einheit überrascht

Was hatte dieser Angriff der Artillerie mit Granaten da noch für einen Sinn? Nur Stunden später, am 11. April um die Mittagszeit, war der Krieg hier doch beendet.“ Vier Gräber mit insgesamt sechs verzeichneten Namen erinnern an die Opfer des Angriffs.

Die Soldaten einer deutschen Einheit hielten sich offenbar gerade in der ehemaligen Wirtschaft im Haus der Familie Josef Hütte unterhalb der Kirche auf, als die Angreifer sich näherten. Das Haus ging durch die Brandgranaten in Flammen auf.

Mehrere Häuser wurden getroffen

Gegen 16 Uhr, wurde Belmicke aus Richtung Olpe und Eckenhagen aus größerer Distanz von amerikanischer Artillerie mit Granaten beschossen. Angeblich sei vorher ein kleines Beobachtungsflugzeug über Belmicke-Brüchen gesehen worden, berichtet Hans Gerd Menne und führt weiter aus: „Getroffen wurde unsere Pfarrkirche, das Haus von Josef Hütte, die ehemalige Wirtschaft, die Häuser Josef Berg und Josef Kaufmann.

Andere Häuser, wie das Haus Hesse, direkt neben der Kirche, wurden beschädigt. Einige Quellen sprechen davon, dass sich im Kirchturm ein deutscher Beobachtungsposten befunden haben soll, oder dass die Amerikaner das zumindest angenommen hätten.“ Andere Zeitzeugen meinen, dass sich in der Nähe des Hauses Hütte eine Reparatureinheit für Militärfahrzeuge befunden habe, unter anderem soll vor der Wirtschaft ein Tankwagen gestanden haben.

Amerikaner blieben nicht lange

Wie Menne weiß, berichtete der Belmicker Waldemar Kaufmann, dass sein Bruder Hans Gerd durch die Wucht einer Explosion durch die Luft flog: „Der Stall, in dem er sich versteckt hatte, erhielt einen Treffer. Dadurch wurde mein Bruder auf den Misthaufen geschleudert. Er hatte sehr viel Glück, denn er wurde weich aufgefangen und blieb unverletzt“, schilderte Kaufmann.

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Menne, der sich schon seit einigen Jahren um eine genaue Rekonstruktion der Geschehnisse bemüht, kennt alle diese Zeitzeugnisse. Günter Hesse berichtete demnach von drei brennenden Häusern nach dem Angriff und davon, dass schon den ganzen Tag über deutsche Wehrmachtsverbände mit Kraftfahrzeugen und Pferdewagen durchs Dorf in Richtung Bergneustadt unterwegs gewesen waren, denn die Amerikaner waren auf dem Vormarsch. Diese blieben am 11. April 1945 allerdings nicht lange in Belmicke, das kampflos eingenommen wurde, sondern zogen schnell weiter in Richtung Wiedenest.