Gefahr am WegesrandSeit Wochen werden Hunde in Bielstein vergiftet
- Wer bei einer Vergiftung des Hundes nicht schnell handelt, kann seinen Vierbeiner verlieren.
- Solch einen Albtraum musste ein Besitzer im Februar durchleben, woraufhin in einer Facebook-Gruppe mit Hundehaltern Giftköder als Ursache vermutet wurde.
- Nun hat sich der Verdacht bestätigt.
Wiehl – Es ist ein Albtraum für Hundebesitzer: Das Tier wird apathisch, erbricht sich, Blut tritt aus den Körperöffnungen. Das sind typische Vergiftungserscheinungen etwa bei Rattengift. Wer jetzt nicht schnell handelt, kann seinen Vierbeiner verlieren. Genau so ist es Anfang Februar in Bielstein passiert. Ein Hund starb. Zwei Hunde konnten rechtzeitig behandelt werden. In den Facebook-Gruppen der Hundehalter vermutete man Giftköder als Ursache.
Am vergangenen Wochenende bestätigte sich nun der Verdacht: Tatsächlich wurde Rattengift gefunden. Julia Michael aus Bielstein war mit zwei weiteren Hundebesitzerinnen auf ihrer üblichen Spazierstrecke am Waldweg von Bielstein in Richtung Niederhof unterwegs. Sensibilisiert durch die aktuellen Fälle hatten die Frauen ihren Hunden Maulkörbe angelegt. Zu Recht, wie sich zeigte, denn mitten auf dem Weg fanden sie einen Block aus chemischem Granulat. „An der pinken Farbe haben wir das Rattengift schnell erkannt“, sagt Michael.
Wiehl: Immer wieder werden Hunde und Wildtiere vergiftet
Sofort informierten die Frauen die Polizei. Die verwies sie an Veterinäramt und Revierjäger Stefan Gebhardt. Der bestätigt die Vermutung: „Das war der typische Rattengiftblock, den man im Internet kaufen kann. Der ist etwas kleiner als ein Tennisball und hat einen markanten chemischen Geruch.“ Für ihn ist das Phänomen nicht neu: Immer wieder werden Hunde, aber auch Wildtiere damit vergiftet. Das Fatale an solchen Ködern sei vor allem, dass die Wirkung erst nach einigen Stunden auftritt. „Das Gift ist ja für Ratten gedacht und die haben so eine Art Vorkoster. Wenn der unmittelbar nach dem Fressen stirbt, sind seine Artgenossen gewarnt. Daher wirkt das Gift erst nach mehreren Stunden.“ Das mache es den Hundebesitzern oft schwer, herauszufinden, warum ihr Hund plötzlich Vergiftungssymptome aufweist. Genau das sei ein Problem, sagt Tierärztin Ute Rademacher. Man könne auf den ersten Blick nicht bestimmen, was die Symptome auslöst. „Ob das nun Rattengift oder normales Pflanzenschutzmittel ist, lässt sich nicht sagen. Ich habe auch schon Hunde mit denselben Symptomen behandelt, die Zigarettenstummel gefressen haben.“ Sie sieht das Problem darin, dass manche Hundebesitzer ihre Tiere nicht umgehend untersuchen lassen. Nur so könne man Rattengift wirklich nachweisen. Zwar komme es regional immer wieder zu Vergiftungsfällen, doch eine Häufung von Vergiftungen von durch Rattengift will sie wegen der unklaren Symptome nicht bestätigen. Sie sagt aber: „Natürlich sollte man immer wachsam sein.“
Gefahr für Hunde
Neben dem pur ausgelegten Rattengift in Form von Blöcken oder Granulat werden auch Lebensmittel oder Leckerlis mit Gift bestückt. Es sind außerdem Fälle bekannt, in denen Rasierklingen in Fleischstücken versteckt wurden. Wer einen Köder findet, sollte sich ans Veterinäramt wenden und dort gegebenenfalls das Gift zur Analyse einreichen. In den sozialen Medien gibt es Plattformen, um andere Hundebesitzer vor den möglichen Gefahren für deren Tiere zu warnen. (ebu)
Jäger Gebhardt empfiehlt auch auf Spaziergängen besonders aufmerksam zu sein und den Hunden einen Maulkorb anzulegen. Wer selbst Gift findet, soll es in eine dichte Tüte packen und entsorgen. Natürlich sei es sinnvoll, einen solchen Fund dem Ordnungsamt oder der Polizei zu melden, aber eine explizite Anlaufstelle für solche Fälle gebe es nicht.
Die Polizei bestätigt, dass im Fall der verstorbenen Hundes aus Bielstein Anzeige erstattet worden ist. Das sei aber bislang der einzige Fall, der den Beamten in Oberberg bekannt ist. Dem Ordnungsamt in Wiehl liegen nach eigenen Angaben überhaupt keine Meldungen zu Giftködern vor.
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Wegen der fehlenden Anlaufstelle sei man auf den Austausch in den sozialen Medien angewiesen, sagt Julia Michael. Das funktioniere aber gut. „Hätten wir da nicht vom ersten Fall in Bielstein gelesen, wären wir nicht so vorsichtig gewesen und hätten den Hunden Maulkörbe angelegt.
Weil es von öffentlicher Seite keine direkte Unterstützung gibt, helfen sich die Hundehalter nun selbst. Michael und andere haben entlang des Waldweges in eigens Schilder mit Warnhinweisen angebracht. „Wenn man selbst einen Hund hat, weiß man, was es bedeutet, wenn der plötzlich krank ist“, sagt die Frau. Fragt man Jäger Gebhardt nach einem möglichen Motiv, vermutet er: „Das muss jemand sein, der ein Problem mit Hunden oder Hundehaltern hat. Vielleicht stört ihn der Hundekot, den viele eben nicht in die dafür vorgesehenen Tüten packen und der so am Weg lieben bleibt. Wahrscheinlich steckt dahinter auch einfach ein großes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit.“