Verband schlägt AlarmViele Geringverdiener und Senioren finden keine Wohnung
Faulmert – Der Referent schlug Alarm: Deutschlandweit müssten jährlich 80 000 Wohnungen neu gebaut werden, tatsächlich seien es nur 48 000. Bei den Sozialwohnungen sei die Zahl noch dramatischer. Beim Sozialpolitischen Forum des Wohlfahrtsverbands „Der Paritätische“ im Oberbergischen Kreis erläuterte Franz Koch von der Lebenshilfe Nordrhein-Westfalen rund 80 Zuhörern im Veranstaltungsraum der Behindertenwerkstätten Oberberg in Wiehl-Faulmert die prekäre Situation auf dem Wohnungsmarkt.
Unter dem Titel „Gutes Wohnen für alle“ hatte Der Paritätische Vertreter aus der sozialen Praxis und Politiker zu Diskussionsrunden eingeladen. Dabei wurde deutlich, dass Behinderte, Senioren und soziale Randgruppen in besonderem Maße vom Fehlen bezahlbaren Wohnraums betroffen sind.
Prekäre Lage für Geringverdiener
Der Referent zog den Orientierungs- und Handlungsrahmen heran, den der Oberbergische Kreis zu diesem Thema im vergangenen Jahr entworfen hatte. Daraus gehe hervor, dass es für Familien mit durchschnittlichem Verdienst im Oberbergischen durchaus eine Auswahl an Gebrauchtimmobilien gibt. „Für die wachsende Gruppe der jungen Alten zwischen 60 und 80, die barrierefreie Wohnungen suchen, gibt es aber nur ein begrenztes Angebot“, sagte Koch mit Blick auf das fehlende Bauland für Geschosswohnungsbau in zentraler Lage. Ganz schlecht sei es für die 22 Prozent, die von staatlicher Förderung lebten, sowie für Geringverdiener.
„Man sollte Grundstücksverkäufe und Baurecht mit der Pflicht zum sozialen Mietwohnungsbau verknüpfen“, forderte Koch. Der Appell richtete sich an die anwesenden Bürgermeister, Fachbereichsleiter des Kreises und an Politiker wie den CDU-Kreistagsfraktionsvorsitzenden Michael Stefer und den stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzenden Tobias Schneider. Stefer sagte in der Diskussion, dass die zwei Milliarden Euro, die der Bund für die Förderung von Wohnraum zur Verfügung stelle, nicht abgerufen würden, da die Investoren in Zeiten der Niedrigzinsphase kein Interesse daran hätten. „Das sind Baustellen, die die Politik nicht beeinflussen kann.“
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Von großer Wohnungsnot berichteten Andreas Lamsfuß, Vorsitzender des „Paritätischen“ im Oberbergischen Kreis und Leiter des Wiehler „Haus für Behinderte“ , Susanne Konopka vom Sozialverband VdK, Birgit Fisterer vom Caritasverband und Susanne Hamann von den Wohnhilfen Oberberg der Diakonie Michaelshoven.
Kein Platz im Frauenhaus
Das Thema habe sich nach dem Zuzug der Flüchtlinge im Jahr 2015 verschärft, sagte Fisterer auch im Hinblick auf die Frauenhäuser, deren Bewohner keine Wohnung fänden und somit die Häuser für andere blockierten.
Von der Politik forderten die Fachleute neue Initiativen und eine bessere Beratung der Betroffenen. „Viele Vermieter haben Vorbehalte gegen Menschen mit Behinderungen“, berichtete Lamsfuß aus seinen Erfahrungen und forderte ein „Anrecht auf gleichberechtigtes Wohnen“ auf diese Personengruppe. Auch die VdK-Vertreterin sagte: „Wohnen ist ein Menschenrecht.“