ARD-Meteorologe Sven Plöger schilderte bei seinem ausgebuchten Vortrag in Wiehl den Klimawandel mit drastischen Worten.
„Ein Tsunami rollt heran“ARD-Meteorologe Sven Plöger beschäftigte sich in Wiehl mit dem Klimawandel
„Der Mensch hat eine einzigartige Fähigkeit – er kann sagen, dass er das Eine tun will, dann aber genau entgegengesetzt handeln und sich schließlich darüber wundern, dass er das erklärte Ziel nicht erreicht hat“, schilderte der Fernsehmeteorologe und Autor Sven Plöger am Donnerstagabend in Wiehl. In der mit rund 380 Personen gut besuchten evangelischen Kirche bezeichnete er dieses Phänomen als „Kognitive Dissonanz“. Weitere 120 verfolgten seinen Vortrag „Zieht Euch warm an, es wird heiß!“ per Videostream im Gemeindehaus.
Reinhard Schmidt, Vorsitzender des Fördervereins der evangelischen Kirche, betonte, dass sich der erste Teil des Titels nicht nur auf die ungeheizte Kirche beziehe, vielmehr wolle der Verein mit dieser Veranstaltung als ideeller Unterstützer auch Menschen erreichen, die derzeit nicht so verbunden sind und seinen Beitrag dazu leisten, die Schöpfung zu bewahren.
„Der Frühling fällt in diesem Jahr auf einen Samstag – danach wird es deutlich kühler“, begann Plöger launig als Wetterfrosch, bevor er sich den langfristigeren Wetterveränderungen widmete. Jeder spüre, dass sich irgendetwas verändere: „Der Klimawandel wird haptisch.“ Deutliche Zeichen seien die Flutkatastrophe im Juli 2021 und die Dürren der vergangenen Jahre. Doch sei diese Veränderung nicht von heute auf morgen gekommen.
Die Veränderung geschieht langsam, die Folgen sind gewaltig
So habe Hoimar von Ditfurth schon 1978, also vor 45 Jahren, den Klimawandel in einer Fernsehsendung ausführlich erklärt: „Wir haben kein Wissensproblem, wir haben ein Handlungsproblem.“ Dabei sei der Klimawandel nicht zu leugnen, so sei die globale Durchschnittstemperatur seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts nahezu stetig um mehr als ein Grad angestiegen. Allerdings vollzögen sich diese Veränderungen sehr langsam, dafür aber gewaltig.
„Wenn die Corona-Krise eine Flutwelle von 50 Meter war, dann rollt mit dem Klimawandel ein Tsunami auf uns zu, der unvergleichlich höher ist“, führte Plöger aus. Als eine der bereits erkennbaren Auswirkungen nannte er den versiegenden Jetstream, der bislang mit Windgeschwindigkeiten bis zu 500 Kilometern in der Stunde den Globus in Höhen von rund 10.000 Metern umkreist hat.
Durch die Reduzierung dieses Ausgleichswindes blieben etwa Hochdruckgebiete im Sommer sehr viel länger an ihrer Position und verursachten anhaltende Dürren. Zu einer Prognose, wie die Welt bei einer Nichteinhaltung der Klimaziele aussehen würde, ließ sich der Meteorologe nicht verleiten. Er schilderte jedoch, dass in der letzten Eiszeit vor 11.000 Jahren, als es durchschnittlich nur vier Grad kälter gewesen sei, die Alpentäler bis in die Gipfelregionen von Gletschern ausgefüllt gewesen seien, Berlin habe unter 500 Meter dickem Eis gelegen. Plöger: „Das eine oder das andere ist nicht mehr die Welt, wie wir sie kennen.“