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Neues BaugebietBürger sollen in Drabenderhöhe mitreden

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Ein Kreisverkehr und Autos im Vordergrund, dahinter eine große Wiese.

Das „Gewerbegebiet Brächen“ ist Geschichte, am Drabenderhöher Ortseingang soll etwas ganz Neues entstehen.

Die einst umstrittene Bebauung der Wiese am Ortseingang von Drabenderhöhe möchte die Stadt Wiehl nicht mehr gegen, sondern mit den Bürgern entwickeln.

Der erste Versuch, das Kahlhambuche-Gelände zu bebauen, ist am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Die Sorge, dass die prominente Fläche am Ortseingang von Drabenderhöhe durch hässliche Gewerbehallen verschandelt wird, trieb so viele Menschen auf die Barrikaden, dass die Stadt Wiehl einlenkte. Beim zweiten Versuch soll es nun besser laufen. Die Stadtverwaltung hat ein neues Entwicklungsverfahren eröffnet, bei dem die Bürger intensiv beteiligt werden sollen.

Vom Arbeitstitel „Gewerbegebiet Brächen“ hat man sich verabschiedet, die Rede ist nun vom „Baugebiet Auf der Höhe“, in dem auch Menschen wohnen werden. Im Fachausschuss des Stadtrats blickte Planungsamtsleiter Marcus Köster ohne Zorn zurück und lobte sogar die konstruktive Mitwirkung der Bürgerinitiative, die das Projekt zum Scheitern brachte. Nun wolle man ganz von vorn anfangen.

Stadt Wiehl will „städtebaulichen Dialog“

In einem ersten Schritt habe die Stadt die erforderlichen Gutachten erstellen lassen, dabei sei nicht nur der Schutz des Loopebach-Quellgebiets, sondern auch die Versickerungsmöglichkeiten bei Starkregen berücksichtigt worden, führte Köster aus. Dies alles sei Grundlage für einen „städtebaulichen Dialog“.

Wenn es dann losgeht, soll das Gelände nacheinander in mindestens drei 4,5 Hektar großen Abschnitten entwickelt werden, beginnend am Drabenderhöher Ortsrand. Nach jedem Schritt werde das Ergebnis kritisch bewertet, kündigte Köster an. „Gegebenenfalls ist der erste Bauabschnitt dann auch letzte.“ Dieses Verfahren sei auch für die Stadt eine neue Herangehensweise, merkte Köster an. „Bisher haben wir einfach eine Planung gemacht und in die Welt geworden.“

Ein Wiehler Leuchtturmprojekt

Für das Verfahren hat die Stadt eigens den Hamburger Experten Daniel Luchterhandt hinzugezogen, der im Ausschuss das Vorgehen erläuterte. Auf dem Weg zu einem Rahmenplan werde die Bevölkerung dreimal beteiligt. Am Anfang stünden die Fragen: Was geht an diesem Standort und was braucht die Stadt? In welcher Größenordnung soll gebaut werden? Und wem soll die Bebauung dienen, eher den Alt- oder den Neubürgern? „Es handelt sich hier nicht um irgendein Gelände“, merkte Luchterhandt an, „sondern um die Krone des Orts. Bevor man hier etwas Falsches macht, macht man besser gar nichts.“ Luchterhandt hält es für besser, nicht krampfhaft auf den großen städtebaulichen Wurf hinzuarbeiten, sondern mit zusammen mit den Bürgern etwas zu entwickeln, was gerade durch diese Öffentlichkeitsbeteiligung Vorzeigecharakter bekommen könne. Luchterhandt spricht von einem „Leuchtturmprojekt“.

Zum Verfahren müsse aber auch eine Markterkundung gehören, um nicht am Bedarf vorbeizuplanen. Der Hamburger Experte schlägt vor, auf einen Wettbewerb zu verzichten, sondern ein einziges Team von Landschaftsplanern und Architekten damit zu beauftragen, auf Basis der Vorüberlegungen drei Varianten zu entwickeln. Diese werden dann wieder öffentlich diskutiert, bis schließlich ein konkreter Rahmenplan steht. Das Verfahren möchte er zügig vorantreiben, bis Ende des Jahres soll es abgeschlossen sein.

Im Ausschuss gab es viel Zuspruch für die Vorgehensweise. SPD-Fraktionssprecher Carlo Riegert sagte: „Das ist ein zeitgemäßes Verfahren. Die Bürgerbeteiligung ist angesichts der Brisanz der Bebauung wünschenswert.“ Dominik Seitz ist zugleich Vorsitzender der FDP-Fraktion und des Heimatvereins und empfahl, die Ergebnisse der Bürgerwerkstatt einzubeziehen, die im Vorfeld eines Stadtentwicklungskonzepts für Drabenderhöhe bereits vorliegen. Katrin Schäfer (Grüne) wohnt in der Nähe und gehörte damals zu den Wortführerinnen der Bürgerinitiative. Jetzt gab sie sich „begeistert“ von den Möglichkeiten, an der Gestaltung des Geländes mitzuwirken.

Planungsausschussvorsitzender Sören Teichmann (CDU) sieht in diesem Verfahren bereits eine „Blaupause auch für andere Projekte“. Bürgermeister Ulrich Stücker wies im Ausschuss abschließend darauf hin, dass man bei der Planung auch den Bestand in Drabenderhöhe im Auge behalten und frühzeitig Investoren einbeziehen müsse. „Wir wollen keinen neuen Leerstand erzeugen. Und wir wollen nicht nur schöne neue Pläne, sondern schöne neue Gebäude.“