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Hohe Kosten, wenig AuslastungEvangelisches Gemeindehaus in Wiehl-Börnhausen wurde entwidmet

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Ein Mann und eine Frau stehen nebeneinander. Sie übergibt ihm einen Schlüssel.

Als ehrenamtlicher Küster hatte Johannes Bubenzer, der 2011 verstorbene Vater von Elisabeth Gerlach, den Bau und Umbau des Hauses begleitet. Seine Tochter fand in seinem Nachlass einen Schlüssel vom Gemeindehaus und übergab ihn an Presbyter Ekkehard Grümer.

Mit einem Gottesdienst wurde das Gemeindehaus im Wiehler Stadtteil Börnhausen als sakraler Raum entwidmet. Es soll nun verkauft werden.

„Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit“ – im evangelischen Gemeindehaus im Wiehler Stadtteil Börnhausen haben die Besucherinnen und Besucher bei ihrem Gottesdienst das altbekannte Kirchenlied gesungen. Und weil sich die Zeiten tatsächlich ändern, war es für die Gemeindeglieder ein ganz besonderer Gottesdienst: Mit ihm wurde das Gebäude als sakraler Raum entwidmet und kann damit nun einer anderen Bestimmung zugeführt werden.

Kirche in Wiehl-Börnhausen wurde Ende der 50er Jahre erbaut

Das Ende der 50er Jahre erbaute Haus war bisher eine von drei Gottesdienststätten der Evangelischen Kirchengemeinde Wiehl. Hier trafen sich bis Anfang 2020 die Gemeindeglieder aus Börnhausen, Mühlen, Großfischbach und weiteren umliegenden Dörfern zu ihren Gottesdiensten und Gruppenstunden. Das Gebäude steht nun zum Verkauf. Seit drei Jahren wird es von der Evangelischen Freikirche Wiehl als Mieterin genutzt, die landeskirchlichen Gemeindeglieder treffen sich seitdem in der Wiehler Kirche oder im Paul-Schneider-Haus in Oberwiehl.

Der Verkauf habe viele Gründe, sagte bei der Entwidmung Pfarrer Michael Braun, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger. „Neben den Kosten für Renovierungen und erhöhten Energiepreisen stehen weitere Ausgaben an, um die landeskirchenweit angestrebte Klimaneutralität zu erreichen.“ Die hatte die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland vor drei Jahren beschlossen, demnach sollen bis 2035 alle kircheneigenen Gebäude „treibhausgasneutral ertüchtigt werden“ – unter anderem mit optimierten Heizanlagen, zertifiziertem Öko-Strom und Investitionen in regenerative Energien.

Niedrige Auslastung mit immer weniger Gottesdienst-Gästen

Demgegenüber habe in Börnhausen jedoch eine niedrige Auslastung mit immer wenigeren Gottesdienst-Gästen und rückläufigen Gruppentreffen gestanden, so Superintendent Braun. Auch dies eine Veränderung im Meer der Zeit: „Heute treffen sich die Menschen privat oder online, soziale Treffpunkte, wie sie zum Beispiel auch die Dorfkneipen waren, sind nicht mehr gefragt.“ Doch wenn auch äußere gesellschaftliche Rahmenbedingungen das Aufgeben des Gebäudes für richtig erscheinen lassen, so sei es doch schmerzhaft: „Das Haus ist der Ort wichtiger persönlicher Ereignisse wie Taufe, Trauerfeier oder Konfirmation, ihn zu verlieren, tut daher sehr weh.“

Die Gäste des Entwidmungsgottesdienstes bestätigten das. „Hier habe ich den christlichen Glauben im Kindergottesdienst und in der Jungschar kennengelernt“, erzählte Judith Sahm, Mitarbeiterin beim Evangelischen Kirchenkreis An der Agger. „Es fühlt sich an, als ob wir ein Zuhause verlieren“, ergänzte Ilse Breidenbach aus Großfischbach. Denn die sonntäglichen Feiern in dem Haus habe sie stets als das Treffen einer großen Familie erlebt. „In jeder Ecke hängen Erinnerungen“, meinte auch Musikerin Silvia Lenzing, die nun das letzte Mal in dem Haus die Orgel spielte.

Die Wehmut und die Trauer seien verständlich und berechtigt, sagte Gemeindepfarrer Michael Striss in seiner Ansprache am Sonntag. „Der Geist Gottes hängt jedoch nicht an einem Raum, und wir nehmen das hier alles in unseren Herzen mit in ein anderes Haus“, fuhr er fort.

Den Kaufpreis für das Gebäude konnten die Verantwortlichen in Börnhausen nicht benennen. Gemäß Kirchenordnung der Landeskirche steht jedoch fest: „Die künftige Nutzung des Gebäudes darf kirchlichen Interessen nicht zuwiderlaufen.“ Da ihre derzeitige Nutzung durch die Freikirche dem landeskirchlichen Interesse entgegenkommt, wurde das Holzkreuz im Innenraum belassen. Pastor Dennis Dick von der Freikirche hofft, dass Nachbesitzer ihnen das Gebäude weiterhin vermieten. „Als junger Verein haben wir leider nicht die notwendigen finanziellen Mittel, um das Haus selbst zu kaufen.“