Der NRW-Justizminister hat den Wiehler Häftlingsbetreuer Klaus-Peter Schramm für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.
„Der Richtige für den Knast“Justizminister zeichnet Wiehler Häftlingsbetreuer aus
Klaus-Peter Schramm geht regelmäßig in den Knast. Und zwar freiwillig. Für sein Engagement bei der Betreuung von Häftlingen ist der Oberwiehler (68) nun neben 17 anderen ehrenamtlichen Helfern des Justizwesens von NRW-Justizminister Benjamin Limbach mit einer Urkunde ausgezeichnet worden.
Aufmerksam, ruhig und bodenständig
In der Begründung sagte Limbach: „Herr Schramm, Sie sind als ein langjähriger, zuverlässiger und erfahrener ehrenamtlicher Betreuer, bereits seit 2011 in der JVA Werl tätig, und engagieren sich aktiv in der Einzelbetreuung sowie in den kirchlichen Freizeitgruppen und Gesprächskreisen. Durch Ihre aufmerksame, ruhige und bodenständige Art schaffen Sie es auch zu schwierigen Menschen und Charakteren eine Beziehung aufzubauen.“
An zwei Tagen in der Woche ist Schramm unterwegs, um Gruppentreffen zu leiten und einzelne Häftlinge zu besuchen. Zu seinen Schützlingen zählt ein junger Mann, der in Geldern einsitzt und wegen der Verwicklung in ein Tötungsdelikt eine lebenslange Strafe absitzt. Ihm ist Schramm ein väterlicher Freund geworden. In Geldern kümmert sich Schramm um einen älteren Herrn, für den Sicherheitsverwahrung verhängt wurde und vor dem man ihn damals gewarnt hat. „Es hieß, er sei schwierig. Das hat mich besonders gereizt“, sagt Klaus-Peter Schramm. „Nach fünf Jahren haben wir ein Vertrauensverhältnis aufgebaut.“
Klaus-Peter Schramm bekämpfte sein Alkoholproblem
In Zusammenarbeit mit oberbergischen Freikirchen leitet Schramm zudem einmal im Monat einen Gottesdienst, etwa in den Haftanstalten in Dortmund, Düsseldorf, Iserlohn und Schwerte. Dabei hat er außer einigen Predigtlehrgängen keine theologische Ausbildung.
48 Jahre lang war Schramm bei der BPW Bergische Achsen als Starkstromelektriker beschäftigt. Der in Heckelsiefen, in Sichtweite der Achsenfabrik geborene Wiehler hat dort schon seine Lehre gemacht. 20 Jahre lang hat Schramm sich im Betriebsrat engagiert. Er ist der Firma dankbar dafür, dass sie ihm eine Fortbildung zum Suchtberater ermöglicht hat. Zuvor, in den 1990er Jahren, hatte Klaus-Peter Schramm selbst ein schweres Alkoholproblem. Nach einer Therapie ist er seit 29 Jahren trocken. „Wahrscheinlich bin ich deshalb sensibel für Leute, die aus der Spur geraten sind.“
15 Jahre ist es her, dass ihn nach dem Gottesdienst ein Mann ansprach mit den Worten: „Du wärst der richtige Mensch für den Knast.“ Verärgert habe er den Unbekannten stehen lassen. Zu Hause sei er zum Nachdenken gekommen. Als man sich eine Woche später wiedertraf, entschuldigte sich Schramm und ging mit zu einer Gruppenstunde im Gefängnis.
Organisiert wurde diese von der „Gefährdetenhilfe Scheideweg“, einem christlichen Hilfswerk mit Sitz in dem gleichnamigen Ortsteil von Hückeswagen. Hans-Peter Schramm war sofort erfüllt von dem besonderen Sinn dieser Arbeit für Menschen in der Krise: „Ich war Feuer und Flamme.“ Schramm ist überzeugt: „Jeder Mensch auf dieser Welt verdient eine zweite Chance.“
Eigentlich stehe er nicht so gern im Mittelpunkt, sagt der Oberwiehler. Dennoch ist es nicht die erste Würdigung, die Schramm durch die Landesregierung erfährt. Im November 1991 war es sogar Johannes Rau persönlich, der sich bei ihm meldete, wie Schramm berichtet. Der Landesvater gratulierte ihm damals allerdings nicht wegen eines Ehrenamts, sondern in einer Familienangelegenheit: Durch die Geburt von Drillingen hatte sich die Zahl der Kinder von Schramm und seiner Ehefrau auf einen Schlag auf fünf erhöht.