Die Tierheime in Wipperfürth und Wiehl kümmern sich auch um alte und kranke Tiere. Die lassen sich nur schwer vermitteln.
Zuhause gesuchtOberbergs Tierheime kümmern sich um alte und kranke Tiere

Hund Aldrin mit Kristin Walotka im Tierheim Koppelweide.
Copyright: Monika Siegfried-Hagenow
Ein Schicksalsgenosse nach dem andern hat ein neues Zuhause gefunden. Nur Moses nicht. Seit sieben Jahren sitzt der elfjährige Malinois-Rüde im Tierheim Wipperfürth, und keiner will ihn haben. Denn kaum nähern sich Besucher, springt er laut bellend am Gitter seines Zwingers hoch. „Das schreckt ab“, seufzt Tierheimleiterin Carolin Dreiner. „Mit 28 Kilo ist er ja ein großer Hund.“
Warum er sich so wild gebärdet? Moses hat nur ein Auge, und auf dem ist er so gut wie blind. „Er kann sich nur an Geräuschen und am Geruch orientieren, daher findet er erst einmal alles Fremde ganz schrecklich. Nach zehn Minuten legt sich das, er fasst Vertrauen, lässt sich streicheln und findet Menschen ganz toll“, beobachtet die Tierheimleiterin. Aber dazu braucht es Ruhe und Geduld. Dann zeigt Moses sich von seiner besten Seite. „Er kennt die Grundkommandos, liebt Spaziergänge, spielt sogar nach seinen Möglichkeiten mit dem Ball, bleibt allein, ist gesund und kommt mit seiner Behinderung gut zurecht“, zählt Dreiner auf.
Irgendwo gibt es den richtigen Menschen für jedes Tier!
Aber er mag weder Katzen noch andere Hunde. Und weil er auf alles Fremde so heftig reagiert, sollte er draußen immer an der Leine laufen, und Kinder sollten besser nicht in seiner direkten Umgebung leben. „Ich wünsche ihm so sehr, dass er nicht ganz allein im kalten Zwinger sterben muss, sondern noch einmal ein richtiges Zuhause findet! Gern bei rüstigen Rentnern, die etwas Ahnung von Hunden haben.“
Es sind Senioren wie Moses, die den Tierschützern Sorgen machen. Die nicht die typischen Familienhunde sind. „Listenhunde“ wie der Continental Bulldog Ares, der im Tierheim in Wiehl-Koppelweide sitzt. Und auf einen konsequenten Halter wartet, der die Auflagen erfüllt. Oder der sechsjährige Aldrin, der als Welpe angefahren wurde und an einer Fehlstellung der Hüftgelenke leidet, dem Zehen fehlen, ein Kreuzbandriss wurde operiert. Lange Spaziergänge kann er nicht unternehmen, er steckt dennoch voller Lebensfreude.
In der Hundeschule lernen die Tiere das kleine Haustiereinmaleins
„Er ist lieb zu Menschen, kennt die Grundkommandos“, sagt die stellvertretende Tierheimleiterin Kristin Walotka. „Aber weil er ein Herdenschutzhundmischling ist, wird er sein Grundstück verteidigen. Er braucht Menschen, die mit ihm weiter zur Hundeschule gehen, und die sich mit der Rasse auskennen.“ Aldrin ist nicht nur der größte, sondern mit 50 Kilo Gewicht auch der schwerste Pechvogel.
Damit die Tiere überhaupt eine Chance auf Vermittlung haben, lernen die Tiere in der Hundeschule das Haustiereinmaleins und werden medizinisch betreut. So bekommt Aldrin Physiotherapie, ehrenamtliche Spaziergänger kümmern sich um ihre Schützlinge. Katzenstreichlerinnen geben mit viel Geduld alles, um etwa die scheue schwarze zweijährige Marion aus ihrem Korb zu locken. Es war ihnen auch schon gelungen, dass sie sich streicheln ließ, als Marion doppeltes Pech hatte. Sie klemmte ihren Schwanz ein, von dem ein Stück amputiert werden musste. In der Narkose stellte sich heraus, dass wegen schwerer Entzündungen alle Zähne außer den Reißzähnen gezogen werden musste.
Auch Katzen können Probleme machen
„Da kam alles auf einmal“, bedauert die Wipperfürther Tierschutzvereinsvorsitzende Nadine Hühnerbach. „Jetzt braucht sie Ruhe und Zeit, um Vertrauen zu Menschen fassen. Das gelingt vielleicht bald, oder erst in einem Jahr, vielleicht auch gar nicht. Auf einem Hof wäre Marion auch gut aufgehoben.“
31 Katzen warten zur Zeit im Tierheim Koppelweide auf neue Besitzer. „Wir schnaufen gerade noch mal durch, bevor ab März die ersten Mütter mit Kitten kommen, dann werden es erfahrungsgemäß schnell 140 oder 180 sein“, fürchtet Christiane Greb, 1. stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins Oberberg.
Damit schwindet dann wohl die letzte Chance der schönen zweijährigen Bella, die hier liebevoll Bellini genannt wird. „Als sie hier abgegeben wurde, hätte sie am liebsten jeden zerfleischt. Sie war extrem aggressiv.“ In der Quarantänezeit habe sie dann, bewaffnet mit Spielangel und Beißhandschuhen, durch das Gitter Kontakt geduldig aufgenommen, „da hat Bella gemerkt, dass Streicheln gar nicht so schlimm ist“, erzählt Larissa Schäfer, Leiterin der Katzenabteilung.
Was bleibt, ist Bellas schwaches Nervenkostüm, sie ist sehr schnell reizüberflutet und reagiert aggressiv. „Sie braucht einen eigenen Rückzugsraum, praktisch ein Katzenzimmer, zumindest am Anfang“, rät sie. Dann könne es mit der Zeit gelingen, denn sie sei extrem menschenbezogen. „Wir geben die Hoffnung nicht auf“, sagt Greb. „Irgendwo gibt es den richtigen Menschen für jedes Tier!“