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DrabenderhöheSiebenbürger Sachsen erinnern an Deportation

Lesezeit 3 Minuten
Ein Gruppenfoto.

An der Gedenkfeier in der Kapelle des Altenheims wirkten mit (v.l.): Brigitte Thomke, Enni Janesch, Marcus van Breen, Maria Bock, Bürgermeister Ulrich Stücker, Martin Klatt, Agnes Kruppa-Franchy, Regine Melzer und Helmut Scharpel.

80 Jahre ist es her, dass tausende Siebenbürger Sachsen aus Rumänien deportiert wurden. Eine Gedenkfeier im Drabenderhöher Seniorenheim erinnert an die dramatischen Ereignisse.

Im Januar 1945 wurden rund 120.000 deutschstämmige Siedler aus Südosteuropa zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert. Allein aus Rumänien waren es mehr als 70.000 Frauen und Männer, von denen fast 15.000 ihr Leben umkamen. Die Fahrt endete für viele nach Wochen im ukrainischen Donezbecken, wo heute wieder ein Krieg tobt.

Zum 80. Jahrestag der Deportation der Siebenbürger Sachsen fand in Wiehl-Drabenderhöhe nun eine Gedenkfeier statt, dort also, wo viele Angehörige dieser Volksgruppe in den 1960er Jahren eine neue Heimat fanden. Die Veranstaltung in der Kapelle des Seniorenheims „Haus Siebenbürgen“ wurde mit dem Läuten der Heimatglocke im „Turm der Erinnerung“ eröffnet.

Kreisgruppe Drabenderhöhe hatte Zeitzeugen zu Gast

Im Namen der Kreisgruppe Drabenderhöhe, des Adele-Zay-Vereins und des Hauses Siebenbürgen begrüßte die stellvertretende Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe, Brigitte Thomke, die Anwesenden, darunter die beiden in Drabenderhöhe noch lebenden Zeitzeugen Maria Bock und Martin Klatt. Thomke, deren Eltern ebenfalls deportiert worden waren, berichtete von dramatischen Szenen in den Januartagen von 1945.

In seinem Grußwort betonte Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker, wie sehr ihn das Schicksal der Siebenbürger Sachsen berühre. Sein eigener Vater sei fünf Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft gewesen. Er dankte den Siebenbürger Sachsen in Drabenderhöhe, dass sie ihre Traditionen pflegten und in Gedenkfeiern an ihre Geschichte erinnerten. In ihrer Andacht stellte Pfarrerin Agnes Kruppa-Franchy die Last   der Vergangenheit ins Zentrum, mahnte aber zugleich   Hoffnung und Versöhnung an.

Wiedersehen mit den Eltern nach vielen Jahren

Im Anschluss berichtete Enni Janesch, Ehrenvorsitzende der Kreisgruppe, von ihrer Familiengeschichte. Ihr Vater blieb nach dem Krieg in Österreich, die Mutter wurde in die Sowjetunion deportiert. Janesch wuchs bei den Großeltern auf. Ihre Eltern und ihre in Linz an der Donau geborene Schwester traf sie erst mit 17 Jahren in Oberhausen.

Janesch wies darauf hin, dass in Drabenderhöhe an mehreren Stellen „an dieses dunkelste Kapitel in der Geschichte der Siebenbürger Sachsen“ erinnert werden: durch das Läuten der Heimatglocke an jedem 13. Januar, durch eine Gedenktafel am „Turm der Erinnerung“, das Mahnmal im Kreisverkehr am Siebenbürger Platz, und die Bilder des Malers Friedrich von Bömches im Stadtteilhaus. Der aus Kronstadt stammende Künstler gehörte selbst zu den Deportierten.

Heimleiter Marcus van Breen berichtete von berührenden Begegnungen mit Zeitzeugen. Er freue sich, dass das Haus Siebenbürgen vielen ehemaligen Deportierten einen würdevollen Lebensabend ermöglichen konnte. „Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Schrecken von damals nicht in Vergessenheit geraten. Gedenken bedeutet, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Wir haben die Verantwortung, für Frieden und Freundschaft einzutreten, damit so etwas nie wieder geschieht.“

Der Honterus-Chor unter der Leitung von Regine Melzer umrahmte die Veranstaltung mit bewegenden Liedern. Anschließend traf man sich im Pavillon, um Erinnerungen auszutauschen. Enni Janesch resümiert: „Diese Gedenkfeier war ein eindrucksvolles Zeichen dafür, dass das Schicksal der Siebenbürger Sachsen nicht vergessen wird. Sie verdeutlichte, wie wichtig es ist, das Andenken an die Opfer zu bewahren und die Lehren der Geschichte weiterzugeben.“