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Knatsch um TeichUmweltschützer spricht von illegaler Wasserentnahme aus der Wiehl

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind die Wiehl und ein Wehr, das einen Nebengraben öffnet.

Hier beginnt nach links der Zulauf zum Hans-Teich. Im Hintergrund lässt sich die kleine Mauer erahnen, die das verbliebene Wasser der Wiehl laut Meyer nicht überwinden konnte.            

In der Wiehler Ortschaft Oberwiehl ist ein Streit um das Wasser im Hans-Teich entbrannt. Wir erklären, was genau dahintersteckt.

Rund um den Hans-Teich gibt es Streit zwischen der Oberwiehler Wohn- und Gewerbepark GmbH (OWG) und dem Ründerother Umweltschützer Friedrich Meyer, der seit dieser Woche auch die Behörden beschäftigt. Auf Initiative Meyers prüft der Oberbergische Kreis, ob die OWG als Teicheigentümerin gegen Wasser- oder Naturschutzrecht verstoßen hat. Die OWG wiederum wirft Meyer Hausfriedensbruch vor und hat am Mittwoch Strafanzeige gestellt, mit der sich nun die oberbergische Polizei befasst.

Konkret geht es um die Entnahme von Wasser aus der Wiehl, mit dem der Hans-Teich gespeist wird. Das Gewässer diente einst der Hansschen Wollfabrik als Wasserreservoir und für die Stromerzeugung, es soll allerdings schon Jahrhunderte zuvor einen Schmiedehammer angetrieben haben. Heute nutzt die OWG die Wasserkraft für eine Turbine.

Wiehl: Wehrklappe reguliert den Zulauf

Die Zuleitung zum Hans-Teich kann man sich wie ein Ypsilon vorstellen. Während die Wiehl um den Teich herumfließt, gibt es einen zweiten Zweig, der das Wasser in den Teich führt und der über eine Wehrklappe reguliert wird. Um genau die dreht sich der aktuelle Zwist. Meyer beschuldigt die OWG, über die Klappe zuletzt zu viel Wasser abgezweigt zu haben. Die Folge: Im Wiehlbett befand sich laut dem Ründerother so wenig Wasser, dass es nicht mehr über eine nahe dem Wehr gelegene Staustufe schwappen konnte – zumindest auf dem einige hundert Meter langen Abschnitt zwischen der Staumauer und dem Oberwiehler Nettomarkt (dort läuft das oben entnommene Teichwasser wieder zurück in den Fluss) habe die Wiehl auf dem Trockenen gelegen.

Als „regelrecht heimtückisch“ bezeichnet Meyer, der sich schon seit Jahren an der Agger für einen möglichst ungehinderten Gewässerfluss einsetzt, die Einstellung der automatischen Klappe. „Immer, wenn sich mühselig genug Wasser vor der Wehrmauer angestaut hat, um es gleich zu überwinden, öffnet sich die Klappe und zieht das Wasser in Richtung Teich.“ Meyer vermutet, dass dies schon längere Zeit so praktiziert wurde. Als Indiz wertet er Fotos, die er vor Ort aufgenommen habe und die zeigten, dass der Bereich unterhalb der kleinen Staumauer abgetrocknet sei und sich dort bereits kleine Sträucher entwickelten.

Herr Meyer wittert einen Skandal, wo es schlichtweg keinen gibt.
Rebecca Christmann, Geschäftsführerin der OWG

OWG-Geschäftsführerin Rebecca Christmann weist die Vorwürfe dagegen scharf zurück. „Herr Meyer wittert einen Sklandal, wo es schlichtweg keinen gibt.“ Die OWG habe sich zur Strafanzeige entschlossen, weil der Umweltschützer nun mehrfach in dem eingezäunten Gelände unterwegs gewesen sei.

In der Sache betont Christmann, dass es eine Genehmigung zur Entnahme von Wasser aus der Wiehl gibt – die Kreisverwaltung beziffert die zulässige Entnahmemenge gegenüber dieser Zeitung auf knapp vier Kubikmeter pro Sekunde. Eine Prüfung vor Ort durch das Umweltamt am Dienstagnachmittag habe zudem ergeben, dass die geforderte Mindestmenge von 100 Litern pro Sekunde in der Wiehl unterhalb des Wehrs nicht unterschritten wurde, so der Kreis.

Christmann erklärt, dass der Hans-Teich aus ihrer Sicht ein funktionierendes Ökosystem sei – und die konstante Versorgung des Gewässers mit Frischwasser auch geboten. Sie berichtet zudem, dass die OWG selbst abhängig vom Abfluss aus dem darüberliegenden Wehr Bieberstein sei. Denn während das eigene Wehr vollautomatisch funktioniere, erhalte man keinerlei Benachrichtigungen über Veränderungen in Bieberstein.

Losgelöst von Meyers Vorwurf habe die OWG zuletzt als Reaktion auf eine immer geringere Wassermenge mehrere Arbeiten an der Staustufe durchgeführt und stecke derzeit in Planungen zum grundlegenden Umbau, so Christmann. Das Wasser sei nun 100 Jahre über die Bauwerke geflossen, inzwischen habe sich die Natur aber verändert. Das Konzept zum Umbau, vorgesehen für 2024, werde aber längst mit dem Aggerverband und dem Kreis-Umweltamt abgestimmt.