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BoulevardkomödieWiehler Theater zeigt „Die Wahrheit“

Lesezeit 2 Minuten
Man sieht eine Frau leicht bekleidet auf einem Bett liegen, darüber ein Mann im Unterhemd.

Betrogener Betrüger: Michel (Rolf Peter Klaus) und Alice (Maike Krei) haben eine heimliche Affäre.

Eine heimliche Liebesaffäre ist Hintergrund eine so unterhaltsamen wie hintersinnigen Komödie, die das Wiehler Schauspielstudio aufführt.

Der Blick des Betrachters fällt zwangsläufig auf das rollbare Bett im Mittelpunkt des puristisch kargen Bühnenbilds. Eine Bodenlaterne verleiht der Szenerie im Verlauf der Handlung wechselnde Lichteffekte, passend zur jeweiligen Spannungslage.

Spannung erzeugt gleich im ersten Bild die Bettszene mit Michel (Rolf Peter Klaus) und Alice (Maike Krei), einem Paar, das sich seit längerem heimlich trifft, dessen weiblicher Part die Beziehung aber aus Gewissensgründen beenden will, zumal Alices Ehemann Paul (Jörn Wollenweber) Michels „allerbester“ Freund ist.

Wiehler Inszenierung hat kuriose Wendungen

Die Ausgangssituation, wie der französische Autor Florian Zeller sie in seiner Boulevardkomödie „Die Wahrheit“ beschreibt, erfährt im Verlauf der Handlung kuriose Deutungen. Das alles ist für den Zuschauer zunehmend verwirrend, da das Wesen der Wahrheit immer wieder in Frage gestellt wird.

So argumentiert Michel seiner Geliebten gegenüber: „Du belügst ihn nicht, Alice. Du sagst ihm nur nicht die Wahrheit. Es wäre egoistisch, ihm die Wahrheit zu sagen, nur um dein Gewissen zu erleichtern.“ Dass Paul schließlich doch über die Affäre Bescheid weiß, ohne dies allerdings Michel gegenüber zu erwähnen, befördert Michel in die Rolle des „belogenen“, vom besten Freund „betrogenen“ Opfers. Mit fortschreitender Handlung, in der die anfangs scheinbar unbeteiligte Laurence, Pauls Ehefrau (Daniela Kuhn-Berger), eine zunehmend wichtigere Rolle einnimmt, stellt sich dem Zuschauer immer wieder die Frage, was Wahrheit und was Lüge ist.

Von den Darstellern wird hervorragend herausgearbeitet (Rolf Peter Klaus läuft in mehreren Szenen zu Hochform auf), wie viel oder eben wie wenig Wahrheit freundschaftliche oder Liebesbeziehungen in kritischen Situationen vertragen.

Die Aktionsfläche auf der Bühne, nicht eingeengt durch unnötige Kulissen, ermöglicht es den Probanden, ihre emotionalen Ausbrüche auch mit Körpereinsatz und Gesten eindrucksvoll darzustellen. Eingängige französische Musettewalzer und Chansons zwischen den Szenen runden das Bild ab, das – fesselnd für die Zuschauer, aber auch konzentrationsfordernd – eine sehr eindrucksvolle Premiere dieser Spielzeit eingeleitet hat. Regisseur Peter Kirchner hat es bravourös verstanden, das Zusammenspiel der Akteure zu optimieren. Heftiger Applaus des Publikums ist der Lohn der dafür.


Weitere Aufführungen in Wiehl

Weitere Vorstellungen sind am 27. und 29. September, jeweils 20 Uhr, sowie am 14., 15., 21., 22., 25., 27. und 28. Oktober im Theater, Warthstraße 1. Karten gibt es bei Wiehl-Ticket, (0 22 62) 99-285.