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Neues GutachtenWiehltalbahn wird wohl nicht reaktiviert

Lesezeit 2 Minuten
Am Wiehler Bahnhof fotografiert eine Frau eine Dampflok.

Die Wiehlbahnstrecke wird auch weiterhin vor allem für Vergnügungsfahrten mit dem Dampfzug genutzt werden, und nicht für einen regelmäßigen Nahverkehr.

Das lang erwartete Gutachten zur Wirtschaftlichkeit der Wiehltalbahn liegt vor. Das Ergebnis ist aus Sicht der Befürworter niederschmetternd.

Seit fast 30 Jahren kämpft der Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn für die Reaktivierung des Personennahverkehrs auf der Strecke zwischen Gummersbach-Dieringhausen und Waldbröl. Nun liegt das mit Spannung erwartete Ergebnis einer Machbarkeitsstudie vor, und es ist aus Sicht der Bahnbefürworter niederschmetternd: Laut den Gutachtern wurde bei der Nutzen-Kosten-Untersuchung das Kriterium der Förderfähigkeit deutlich verfehlt.

Investitionen für die Wiehltalbahn werden auf 70 Millionen geschätzt

Damit ist kein Geld vom Land zu erwarten. Und mit eigenen Mitteln können der rheinische Zweckverband, der Oberbergische Kreis und die Anliegerkommunen, die das Gutachten beauftragt hatten, das Projekt nicht stemmen. Die Bestandsaufnahme durch das Gutachterbüro hat ergeben, dass Bahnübergänge, Leit- und Sicherungstechnik und einige Brückenbauwerke ertüchtigt werden müssten. Der Wiehler Bahnhof müsste für Begegnungsverkehr aufgerüstet werden. Die Kosten für diese Investitionen schätzen die Gutachter auf 70 Millionen Euro.

Für eine finanzielle Förderung des Projekts hätten der Nutzen-Kosten-Indikator größer als eins ausfallen müssen. Die Gutachter kamen nur auf einen Indikator von 0,071. Zum Vergleich: Beim letzten Gutachten von 2016 betrug dieser Wert immerhin 0,49.

Förderkreis der Wiehltalbahn ist entsetzt

Gerhard Mansel ist seit 2002 Vorsitzender des Bahnförderkreises. In das neue Gutachten hatte er wegen der überarbeiteten Bewertungskriterien große Hoffnungen gesetzt, entsprechend enttäuscht ist er über das für ihn überraschende Ergebnis. „Das Entsetzen ist so groß, dass wir keine Worte dafür haben“, sagt Mansel über die Stimmung im Verein. An kommenden Mittwoch treffen sich die Mitglieder zu einer Versammlung, um über die Perspektiven zu beraten.

Der Zweckverband go.Rheinland und der Oberbergische Kreis sprechen in einer Pressemitteilung von „Zwischenergebnissen“ und kündigen an, diese mit dem Förderverein und der Rhein-Sieg-Eisenbahn, die den Bahnverkehr derzeit betreibt, intensiv zu analysieren. Förderkreisvorsitzender Mansel macht sich aber keine Illusionen: „Niemand wird jetzt sagen: Wir machen es trotzdem.“

Das Verfahren sieht vor, dass in einer zweiten Stufe untersucht wird, ob eine teilweise Reaktivierung der Strecke zwischen Dieringhausen und Oberwiehl wirtschaftlich wäre. In diesem Fall wären die Investitionskosten deutlich niedriger, aber ohne Zustiegsmöglichkeit in Reichshof und Waldbröl eben auch das Fahrgastaufkommen.

Gerhard Mansel erinnert daran, dass eine Studie des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen den Bedarf im Wiehltal an die dritte Stelle aller 238 deutschen Reaktivierungsstrecken gesetzt hat. „Darum muss man fragen, ob die Standards für den Streckenbau nicht zu hoch angesetzt werden. Nach den geltenden Maßstäben kann man eine Strecke offenbar nur noch auf dem platten Land reaktivieren, und nicht mehr in einem Mittelgebirge mit Flüssen.“