Gigantische Eisenblüten in EngelskirchenForscher machen Sensationsfund im Windloch
- Die bizarren Eisenblüten in der Ründerother Höhle könnten die größten Europas sein.
- Die Forscher haben die gigantischen Eisenblüten „Bäume des Glücks“ getauft.
- Alles zum Sensationsfund mit Bildern und Video
Engelskirchen-Ründeroth – Schon wieder macht die erst im März 2019 in Ründeroth entdeckte Höhle „Windloch“ Schlagzeilen: Forscher entdeckten tief in ihrem Innern schneeweiße, bizarr verästelte „Eisenblüten“ – in einer Größe, die alles in den Schatten stellt, was an Vergleichbarem bisher in Europa bekannt war. Das größte dieser Gebilde – „Hydra“ genannt – hat einen Durchmesser von 1,50 Meter, berichtet Stefan Voigt, Vorsitzender des Arbeitskreises Kluterthöhle, auf einer Pressekonferenz in Engelskirchen. Nicht weniger spektakulär muten zwei Eisenblüten an, die wie Bäume mit üppigem Zweigbestand aussehen und gut 80 Zentimeter hoch sind.
Blüten geben Rätsel auf
Auch der Wissenschaft geben die aus Kalk bestehenden, höchstens 10 000 Jahre alten Gebilde Rätsel auf, zum Beispiel, weshalb sich ihre Wachstumsrichtung immer wieder ändert, als ob es keine Schwerkraft gäbe.
„Ich bin zunächst einmal begeistert, weil sie so wunderschön sind“, sagt Prof. Dr. Adrian Immenhauser, der an der Ruhr-Universität Bochum den Lehrstuhl für Sediment- und Isotopengeologie inne hat. „Ich sehe aber auch die Physik und die Chemie und will verstehen. Aber ich glaube, wir werden diese Nuss knacken.“
Als die Höhlenforscher die sensationelle Entdeckung machten, habe einer sogar still Tränen vergossen, berichtet Voigt. Er selber rief, kaum wieder zu Hause, ganz aufgeregt den Direktor des Geologischen Dienstes NRW, Dr. Ulrich Pahlke, an. „Ist das geil oder ist das geil?“, habe Voigt losgesprudelt, berichtet Pahlke, der die Funde selber als „außerordentlich“ bezeichnete. Sein Mitarbeiter, der Diplom-Geograf Stefan Henscheid, ist sicher: „Europa schaut auf Engelskirchen.“
Entdeckung nach kräftezehrender Tour
Schon im letzten Jahr hatte das Windloch im Mühlenberg mit dem Fund unter anderem von mehr als 20 Zentimeter langen Gipsnadeln, Gipswatte und ähnlichem Aufsehen erregt. Dies werde durch die aktuellen Funde aber weit übertroffen, sagt Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus, der die Höhle als „Geschenk der Natur“ bezeichnete und der deutlich machte, die mit ihr verbundenen Chancen wolle sich die Gemeinde Engelskirchen keinesfalls entgehen lassen.
Seit einem Monat gilt das Windloch (bisher vermessene Länge: 7,2 Kilometer) als längste Höhle in Nordrhein-Westfalen und hat die Atta-Höhle im Sauerland abgelöst, seit Anfang Juni steht sie gar auf Platz zehn der längsten Höhlen in Deutschland. Die jetzt entdeckten Eisenblüten finden sich im Bereich eines Erzkörpers im hintersten Teil der Höhle, den die Forscher erst nach einer zweieinhalbstündigen Kräfte zehrenden Höhlentour erreichen, so Voigt.
Der hatte schon vor über einem Jahr geäußert, er sei sicher, die Höhle werde sich für die Wissenschaft noch „als Schatzkästchen“ erweisen. Für die Öffentlichkeit bleibt die Höhle aber geschlossen, sie bleibt der Forschung vorbehalten. Die erfolgt in enger Zusammenarbeit mit etlichen Behörden und Institutionen. Die Eisenblüten wurden von Experten des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen, mit Fotos und Videosequenzen spektakulär in Szene gesetzt.
Hier gibt es ein 3-D-Modell des Baumes
Mit der Aggertalhöhle gibt es in Ründeroth bereits eine begehbare Schauhöhle. Sie soll um ein Höhlenerlebniszentrum erweitert werden.
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Das neue Video heißt „Kristallwunder Windloch“ und wurde vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum bei Youtube eingestellt.