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„An Schunkeln, Bützen ist nicht zu denken“Wipperfürth sagt alle Karnevalszüge ab

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Prinz Ralf II und Prinzessin Nadine warfen in Wipperfürth 2019 Kamelle, was das Zeug hält.

Wipperfürth – Kein Karnevalszug, kein Prinz, kein Straßenkarneval, kein Zelt auf dem Marktplatz: Die Narrenzunft Neye sagt die fünfte Jahreszeit in der Hansestadt ab. „Unter den aktuellen Bedingungen ist der Karneval, wie wir ihn in Wipperfürth kennen und lieben, nicht durchführbar“, heißt es in einer Pressemitteilung des größten Karnevalsvereins der Stadt.

„An Schunkeln, Bützen und das gemeinsame, ausgelassene Feiern ist nicht zu denken. Das sind die Dinge, die den Karneval ausmachen. Ein geeignetes Konzept für einen erfolgreichen Karneval gibt es nicht.“ Deshalb könne auch kein Straßenkarneval stattfinden, so die Narrenzunft. Auch beim großen Wipperfürther Karnevalszug würde der Spaß auf der Strecke bleiben.

Das designierte Wipperfürther Prinzenpaar, Stephan (Bonsai I.) und Bianca Berghaus hat sich bereit erklärt, seine Regentschaft um ein Jahr zu verschieben.

Warten auf Entscheidung aus Düsseldorf

Einzige Ausnahme: Die bereits ausverkaufte „Lachende Mühlenberghalle“ am 23. Januar mit vielen bekannten Karnevalsgrößen wird zunächst nicht abgesagt. Zum jetzigen Zeitpunkt sei nicht abzusehen, ob und in welchem Rahmen die Sitzung möglich sei. Bei einer vorzeitigen Absage drohen der Narrenzunft hohe Kosten. „Erst nach einer offiziellen Stellungnahme des Landes NRW beziehungsweise der Bundesregierung kann darüber entschieden werden“, teilt die Narrenzunft mit.

Die KG Baulemann Anno Pief, die eigentlich erstmals ein Dreigestirn stellen wollte, hat sich schon vor einigen Wochen zum Rückzug entschieden (wir berichteten). „Angesichts der Umstände macht es keinen Sinn, so Kommandant Dirk Osberghaus.

Auch im Wipperfürther Rathaus laufen Überlegungen, wie die Stadt mit dem Karneval umgehen soll. „Wenn es keinen Kneipenkarneval geben kann, dann wird es auch keinen Rathaussturm geben“, so die Einschätzung von Bürgermeister Michael von Rekowski. Hier hänge man allerdings davon ab, welche Vorschriften das Land NRW erlässt. „Anders als bei der Narrenzunft steht bei uns kein Wirtschaftsplan dahinter“, so der Bürgermeister. Insofern bestehe für die Stadt keine Eile, und man könne notfalls auch kurzfristig über einen Sturm entscheiden.

„Ich schicke niemanden in ein Selbstmord-Kommando“

Falls das Land einen eingeschränkten Kneipenkarneval erlaube, dann sei auch ein abgespeckter Rathaussturm möglich, ohne eine Feier, sondern ausschließlich draußen. Er rechne damit, dass die Landesregierung schon bald eine Entscheidung treffen werde. Falls Karneval in irgendeiner Form möglich sei, werde die Stadt viele zusätzliche Ordnungskräfte einsetzen, kündigte Rekowski an. „Nach meiner Erfahrung gehen die Menschen hier sorgsam mit ihrer Gesundheit um, viele meiden die Kneipen und nutzen ausschließlich die Außengastronomie.“

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Adam Jarek, Wirt des Hansecafés, macht an den tollen Tagen sonst immer gute Umsätze. 2021 aber werde er an Karneval geschlossen bleiben, aus Verantwortung für seine Mitarbeiter. „Ich schicke niemanden in ein Selbstmord-Kommando“, sagt Jarek. Allenfalls werde er auf dem Marktplatz einen Bierwagen aufstellen. Nach seiner Erfahrung werden die Menschen in Feierlaune unvorsichtig. „Das hat man nach der Mallorca-Party gesehen, als es in der Stadt chaotisch zuging.“

Beate Theunissen alias „Blonduella“ ist Wipperfürths bekannteste Büttenrednerin. Auch ihr blute das Herz beim Gedanken an den abgesagten Karneval. Und sie rechne damit, dass viele Termine, für die sie bereits gebucht sei, auch außerhalb von Wipperfürth, noch abgesagt würden. Doch zum Glück gebe es schon Anfragen und Buchungen für die Session 2021/22. „Außerdem bin ich ein kreativer Kopf und lasse mich von Corona nicht aufhalten.“ Sie sei jetzt dabei, mit einem Kollegen neue Formate zu entwickeln. „Vielleicht bietet eine einjährige Karnevalspause ja auch eine Chance auf eine Neubesinnung. Zuletzt war es in den Sitzungen sehr laut, das ist für einen Büttenredner ganz schön anstrengend.“