Bauhaus-BestsellerWipperfürther Kunstbahnhof inszeniert „Wenn Martha tanzt“
Wipperfürth – Nun soll Martha wieder tanzen – der Roman des Wipperfürther Autors Tom Saller „Wenn Martha tanzt“ war in der Literaturszene 2018 ein Überraschungserfolg. Der Bauhaus-Bestseller kommt nun auf die Theaterbühne. Im Februar 2022 soll das Martha-Stück Premiere in Wipperfürth, Gummersbach und Eckenhagen feiern. Gestemmt wird das Projekt von einem Zusammenschluss von Kulturschaffenden, die nun einen Einblick in ihre Arbeit gaben.
Bis zur Premiere ist noch viel zu tun: Das Projekt findet unter Federführung des Kunstbahnhofs Wipperfürth statt, Leiterin Nicola Wild hatte die Idee. Mit dabei sind Laienensembles wie das Wipperfürther „Unartig“ und die „Spielsucht“ aus Gummersbach, ebenso die Nachwuchs-Ensemble „Theater für Teens“ und „Theater für Kids“ aus Wipperfürth. Sie haben sich mit Profi-Theatermachern zusammengetan, um den Bestseller für die Bühne zu adaptieren.
Der Roman erzählt die Geschichte der am Bauhaus ausgebildeten Tänzerin Martha.
Wenn Martha tanzt
Hintergrund
Der Roman „Wenn Martha tanzt“ von Tom Saller erschien 2018 im Ullstein-Verlagw und wurde 2019 vom NDR als Hörbuch umgesetzt. Nun kommt die Bühnenadaption von Kai Mönich hinzu.
Die Handlung. Ein junger Mann will das Notizbuch seiner Urgroßmutter Martha bei Sotheby's in New York versteigern lassen. Es enthält bislang unbekannte Skizzen und Zeichnungen von Feininger, Klee, Kandinsky und anderen Bauhaus-Künstlern. Denn Martha, Jahrgang 1900, studierte am Bauhaus in Weimar und hat eine besondere Begabung: Sie kann Musik sehen und ihr so im Tanz Ausdruck verleihen. Doch schließlich kommt der Zweite Weltkrieg, Flucht und Vertreibung und darin verliert sich Marthas Spur, bis zum Fund des Notizbuchs.
Der Autor. Tom Saller, Jahrgang 1967, lebt in Wipperfürth und ist im Hauptberuf Psychotherapeut mit eigener Praxis. Die Idee zu dem Buch gab ihm der Brief seiner Großmutter, die ihre Flucht nach dem Krieg aus Ostpreußen über die Ostsee schilderte.
Die vier Spieltermine für das Theaterstück stehen bereits fest. Premiere ist in Wipperfürth am 19. Februar 2022 in der Alten Drahtzieherei. Weitere Aufführungen sind in Eckenhagen am 12. März 2022 im Kulturforum und am 26. und 27. März 2022 in der Halle 32 in Gummersbach. Immer vorausgesetzt, die Pandemiesituation lässt eine Aufführung vor Publikum zu. Wenn das nicht der Fall sein sollte, haben die Theatermachenden bereits einen Plan-B: „Dann eben als Stream. Wir finden einen Weg“, bekräftigt Nicola Wild vom Kunstbahnhof.
Die Handlung spielt Anfang des 20. Jahrhunderts im Deutschen Reich, in den 1920er Jahren der Weimarer Republik und zur Jahrtausendwende in der Bundesrepublik und den USA.Allein schon die Zeitenwechsel machen den Stoff zu einer besonderen Herausforderung – drei Schauspielerinnen braucht es für die Rolle.
Den Stoff für die Bühne adaptiert hat Kai Mönnich. Der routinierte Theatermacher und Dramaturg schrieb das Script Von der Romanvorlage war er gleich fasziniert: „Es ist geradezu repräsentativ für das 20. Jahrhundert“.
18 Rollen hat das Stück, einige müssen noch besetzt werden
Für das Konzept steht Mönich im Austausch mit Nicola Wild. Die Theaterpädagogin vom Kunstbahnhof hat viel Erfahrung mit Theaterprojekten, sie konzipiert die Inszenierung und führt Regie. Die Regiearbeit teilt sie sich mit der Choreographin Nelia Nusch, als Regieassistent ist Sven Popovici dabei.
Die Herausforderung der Corona-Pandemie ist dabei einkalkuliert: Die Rollenarbeit hat schon längst begonnen, berichtet Nicola Wild. Eins zu eins arbeitet sie mit den Schauspielenden. „Das geht bei Mimik und Gestik über Zoom“, berichtet sie. Nelia Nusch tauscht sich in der Distanz mit ihren Tänzerinnen und Tänzern aus. Einig sind sie sich, dass es eine Herausforderung sein wird, die Stränge zu koordinieren und Zusammenzuführen. „Es wird wie ein Puzzle“, sagt Nicola Wild.
Die Adaption des Romans mit seinen verschiedenen Motiven – Bauhaus, Frauenbiografie, Nachkriegsgeschichte – soll in der Bühnenadaption so exakt wie möglich bearbeitet, aber eben auch interpretiert werden. „Autor Tom Saller hat sich deswegen auch schon bei einer Probe dazu geschaltet“, berichtet Wild. Kurz: Die Schauspielenden und Adaptierenden arbeiten sich im Austausch mit dem Autoren an Martha ab.
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Das dürfte im Sinne des Projekts sein. Denn der Ansatz sei ein „hochwertiges kulturelles Bildungsangebot“, das den Vergleich mit Produktionen von Rhein und Ruhr nicht scheuen müsse, erklärenden die Theatermachenden ihren Ansatz.
Bis es soweit ist, geht die Arbeit auf Distanz weiter. Noch sind nicht alle Rollen besetzt. Darunter auch der Part des Bauhaus-Gründers Walter Gropius. Ebenso die fiktive Figur von Marthas Vater Otto Wetzlaff. Zwei höchst unterschiedliche Charaktere: Gropius, der Formgeber und Visionär, der die Ideen der Neuen Sachlichkeit auch verkaufen konnte und Kapellmeister Vater Otto Wetzlaff, der Vollblutmusiker, der die Liebe zur Musik weitergab und auf Hochzeiten und Beerdigungen den Marsch bläst. 18 Rollen hat das Stück, sie alle werden sich zusammenfügen müssen.
Wer mitspielen will: Kunstbahnhof Wipperfürth, E-Mail info@kunstbahnhof-wipperfuerth.de.