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Plötzlich Online-HändlerEinzelhandel vor Ort reagiert im Lockdown vor allem kreativ

Lesezeit 3 Minuten

Online-Bestellungen arbeitet hier gerade Dirk Windt von Guappa Mode an der Unteren Straße in Wipperfürth ab.

Wipperfürth/Lindlar – Der Lockdown trifft den Handel in der Region hart. Viele Einzelhändler haben reagiert und ihr Geschäftsmodell umgestellt auf Liefer- und Abholdienste. Und das funktioniert, zumindest meistens, ziemlich gut.

Wer im November die Sorge hatte, dass die Renovierung der eigenen vier Wände oder ein ähnliches Corona-Therapieprojekt flachfallen würde, weil es keine Wandfarbe zu kaufen gäbe, der sieht sich angenehm überrascht. Online bei Obi in Lindlar bestellen, zwei Stunden später die Ware im Eingangsbereich abholen und schon kann gepinselt werden.

Krise wirkt teilweise wie ein Turbo

Auch ein Anruf ist möglich, wobei den Mitarbeitern der Weg über das Internet schon lieber ist. Aber dann bekommt man alles, von der kleinen Schachtel Schrauben bis zur Arbeitsplatte für die Küche. Einen Lieferservice bietet der Baumarkt im harten Lockdown nicht an, wer etwas Großes transportieren muss, kann aber den hauseigenen Lieferwagen mieten, berichtet ein Mitarbeiter.

Läden mit Abholservice

45 Unternehmen in Wipperfürth sind auf der Online-Liste der Stadt mit Abhol- oder Lieferdiensten zu finden. Von Restaurants über Buchhandel bis Bastelbedarf. Wer mit auf diese Liste möchte, schreibt eine Mail an jana.raffelsiefen@wipperfuerth.de.

Für manche Einzelhändler wirkt die Krise fast schon wie ein Turbo. Manuela Krischer verkauft in ihrem Laden „Trend Design“ in Wipperfürth Deko-Artikel, Schmuck, Uhren und Möbel. „Wir müssten eigentlich als systemrelevant eingestuft werden“, sagt sie lachend. „Was die Leute jetzt brauchen, sind schöne Dinge für die Seele, gegen die Depression“. Bettwäsche, Wolldecken, Kerzen. Telefonisch bestellen, einen Termin vereinbaren für die Abholung oder Lieferung, bezahlt wird per PayPal oder Überweisung, so einfach ist das.

WhatsApp-Gruppe für Kundinnen und Kunden

Dass ihr Angebot so gut angenommen wird, dafür tut Manuela Krischer allerdings auch einiges. Facebook, Instagram, WhatsApp und natürlich das Schaufenster. Sichtbar sein heißt die Devise. 50 bis 60 Fotos mit Angeboten stellt sie täglich ins Netz, dazu kleine Filmchen, „jeden Tag eine kleine Story“. Die WhatsApp-Gruppe ihrer Kundinnen und Kunden umfasst mittlerweile rund 400 Mitglieder. „Meine Kunden sind meine Familie“, sagt sie.

Frische Fotos für die Insta-Story macht hier Manuela Krischer von Trend Design. Die sozialen Netzwerke sind ihr Schaufenster.

Dass es nicht immer so gut läuft, berichtet Udo Höfer, Inhaber des gleichnamigen Sporthauses an der Unteren Straße. Auch bei ihm können Kunden telefonisch bestellen und die Ware abholen. „Manche klopfen auch ans Fenster, wir sind ja da“, berichtet er. Vor seinen Laden stellt er einen Tisch, so wird der Abstand gewahrt. An den normalen Betrieb kommt sein Geschäft aber bei Weiten nicht heran. „Es sichert uns das Überleben, mehr nicht“.

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„Existenzsorgen gehen an die Substanz“

Was Händler wie Höfer besonders belastet, ist die immer weitere Verlängerung des Lockdowns. „Das Lager ist voll mit Winterware“, sagt er. „Wenn wir Mitte Februar aufmachen können, kommen wir vielleicht mit einem blauen Auge davon“. Aber eigentlich geht Höfer schon jetzt davon aus, dass der Lockdown bis Mitte März in die Verlängerung geht und dann müsse er sich schon fragen, ob das noch geht. „Die Existenzsorgen gehen an die Substanz“, sagt er.

Stammkunden hat Uwe Höfer viele und das Geschäft an der Unteren Straße ist jeden Tag besetzt, um auf Bestellungen zu reagieren.

Was Hilfe vom Staat angeht, da ist Udo Höfer eher skeptisch. „Es läuft ja gerade die Überbrückungshilfe 3 an, mal sehen ob da was ankommt, das uns hilft, wenigsten die laufenden Kosten abzudecken“. Manuela Krischer geht gar nicht erst davon aus, dass Sie staatliche Unterstützung bekommt. „Das geht am Einzelhandel komplett vorbei“, ist sie sich sicher.