Folgen von CoronaHausärzte in Wipperfürth und Lindlar stark gefordert

Mit Vollschutz untersucht Dr. Thomas Aßmann eine Patientin. Zurzeit kommen deutlich weniger Patienten zu den Hausärzten, Kurzarbeit ist im Gespräch.
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Lindlar/Wipperfürth – Es ist eine Ausnahmesituation, in der sich zurzeit viele Hausarztpraxen befinden. Die Corona-Krise hat längst Auswirkungen auf den Alltag der niedergelassenen Ärzte – auch in Lindlar und Wipperfürth. In ersten Praxen führt die Corona-Pandemie nun tatsächlich zu dem, was viele in einer medizinischen Notlage wie der aktuellen wohl kaum für möglich gehalten hätten: die Diskussion über Kurzarbeit.
„Wir werden tatsächlich Kurzarbeit einführen müssen“, berichtet Dr. Thomas Aßmann, der zwei Praxen im Angelus-Ärztehaus Lindlar und im Gesundheits- und Medizin-Campus Leppehammer in Engelskirchen führt. „Es kommen 30 Prozent weniger Patienten zu uns“, erzählt der Facharzt für Innere Medizin, Notfallmedizin, Naturheilverfahren, Gesundheitsvorsorge und Prävention.
Patienten haben Angst vor Ansteckung
Den Grund für den Patientenrückgang sieht Aßmann in der Angst vieler Patienten vor einer möglichen Ansteckung. „Wir haben auch viele chronische Patienten, die eigentlich dringend Behandlungen benötigen. Aber die kommen momentan gar nicht mehr zu uns. Sie gehören zur Risikogruppe und haben einfach Angst, sich in der Praxis anzustecken.“ Zur Behandlung kommen derzeit vor allem Patienten mit akuten Beschwerden. Gebe es einen Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus, leite man die Patienten an das Gesundheitsamt nach Gummersbach weiter, wo alle Corona-Fälle zentral getestet und erfasst werden.
Eigene Corona-Tests führen Aßmann und sein Team nicht durch. „Das alles ist eine schwierige Situation für uns und man kann noch nicht absehen, wie es in den nächsten Monaten aussieht. Vielleicht rennen uns im Juni auch wieder alle die Bude ein, wer weiß das schon“, meint Aßmann.
Anderes Konzept
Anders sieht es derzeit noch in der Gemeinschaftspraxis „WippCare“ von Christiane Frackenpohl und Dr. Nobert Ziegler in Wipperfürth aus. „Wir mussten bisher keine Kurzarbeit beantragen, haben uns aber beraten lassen. Denn auch wir merken einen Patientenrückgang“, erzählt Christiane Frackenpohl, Fachärztin für Innere Medizin und Notfallmedizin. „Wir rechnen Quartalsweise ab, deswegen wird sich das Ganze erst später richtig bemerkbar machen“.
Risikopatienten und chronisch kranken Patienten habe man geraten, nur in dringenden Fällen in die Praxis zu kommen. Viele Beratungen habe man auf das Telefon verlegt. „Wir merken deutlich, dass sich die Art der Beratung grade sehr verändert. Statt zwei Telefonleitungen haben wir mittlerweile vier geschaltet.“ In der Praxis selbst wurde ein Infektbereich eingerichtet, um mögliche Corona-Patienten von anderen zu trennen.
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„Viele kommen mit Erkältungssymptomen zu uns und haben Angst, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben. Die meisten haben aber nur eine Erkältung und müssen einfach beruhigt werden“, sagt die Ärztin. Die nächsten Wochen würden entscheiden, wie der Praxisalltag weitergehe und ob auch in der Wipperfürther Gemeinschaftspraxis Kurzarbeit eingeführt werden müsse. „Unsere Sorge sind natürlich die Sommermonate, da haben wir auch ohne Corona immer weniger Patienten“, berichtet Frackenpohl.
schwierig und teuer
Auch Dr. Ronald Grobe musste in seiner Praxis in Hückeswagen bisher noch keine Kurzarbeit anmelden. Der Grund: „Wir besuchen auch das Altenheim, das hier stark vom Coronavirus betroffen ist. Allein dafür ist der Aufwand ziemlich groß“, berichtet der Mediziner mit dem Schwerpunkt Innere Medizin. Der Umsatz seiner Praxis sei im April fast unverändert.
Derzeit vergeben er und sein Team jedoch feste Termine im 10-Minuten-Takt, sodass möglichst wenig Patienten gleichzeitig in der Praxis seien. Dass Patienten aus Angst, sich in der Praxis mit dem Coronavirus anzustecken, vermehrt zuhause bleiben, hat Grobe bisher kaum beobachtet. „Wir bieten in unserer Praxis auch Spezialuntersuchungen an. Da sind die Termine meist um Monate voraus vergeben und werden auch weiterhin wahrgenommen“, so der Mediziner.
Herausforderungen
Eine Herausforderung, mit der alle drei Hausärzte zu kämpfen haben, ist die Ausstattung mit entsprechender Schutzkleidung. Für die Patienten, die noch zu Dr. Aßmann in die Praxen kommen, ist der Mediziner bisher gerüstet. Den Mangel bekommt er aber längst zu spüren. „Pro Praxis haben wir zehn FFP2-Masken erhalten. Das ist viel zu wenig, deshalb musste ich selbst zusätzliche Schutzkleidung einkaufen“, berichtet er.
Der Einkauf sei teuer gewesen. Schutzmasken, die sonst für 50 Cent pro Stück erhältlich seien, habe er für 5,50 Euro das Stück gekauft. In der Apotheke werden sie sogar für knapp 20 Euro angeboten. Auch Dr. Grobe musste seine Schutzausrüstung auf eigene Kosten aufstocken – 150 FFP2-Masken kaufte er zusätzlich. „Die kosten uns derzeit mal eben locker über 1000 Euro“.