Neue 2G-RegelungenWas sagen Einzelhändler aus Lindlar und Wipperfürth dazu?
Lindlar/Wipperfürth – Ob Bekleidungsladen, Buchhandlung oder Juwelier – Zutritt zu Geschäften, die nicht zum täglichen Bedarf zählen, haben ab Samstag, 4. Dezember, nur noch Geimpfte und Genesene. Bund und Länder haben sich angesichts der Corona-Infektionszahlen auf die 2G-Regelung für den Einzelhandel geeinigt. Wie denken die Einzelhändler aus Lindlar und Wipperfürth darüber? Wir haben nachgefragt.
„Grundsätzlich befürworte ich die 2G-Regelung“
Annette Müllensieper-Kausemann eröffnete erst vor wenigen Monaten ihr zweites Geschäft an der Wipperfürther Marktstraße. In Grunewald verkauft sie in ihrem Laden mit dem Namen Schmiedekunst bereits seit vielen Jahren alles, was das Deko-Herz begehrt. „Grundsätzlich befürworte ich die 2G-Regelung, da ich von Anfang an für eine Impfpflicht war. Allerdings finde ich es nicht gut, dass sie auf unserem Rücken ausgetragen wird“, so die Geschäftsfrau.
Jeden Kunden einzeln zu kontrollieren sei zu zeitaufwendig. Zeit, die sonst in den Verkauf der Ware fließt, was insbesondere im Weihnachtsgeschäft ein Hindernis darstelle. Daher hoffe Müllensieper-Kausemann auf die Kooperationsbereitschaft ihrer Kundschaft. „Wer trotz fehlender Impfung etwas kaufen möchte, den berate ich gerne vor der Ladentür“, verspricht sie.
Auch Dr. Susanne Freese, die Geschäftsführerin der Buchhandlung Tim und Jan in Lindlar, bietet Ungeimpften weiterhin Alternativen zum Ladenbesuch an. Kunden können ihre Bestellung telefonisch aufgeben und bekommen sie bis an die Haustür geliefert.
Ein Kunde pro zehn Quadratmeter
Die Buchhändlerin befürworte die verschärften Regelungen grundsätzlich, jedoch kritisiere sie die Verhältnismäßigkeit: „Wenn ich höre, dass gleichzeitig tausende Menschen ins Fußballstadion gelassen werden, kann ich das nicht ganz nachvollziehen“. In ihrem Laden gilt seit vielen Monaten, dass sich dort ein Kunde pro zehn Quadratmetern aufhalten darf. „Das sind bei mir vier Kunden. Da kann man ohnehin genügend Abstand halten“, fügt sie hinzu. Für größere Geschäfte, wo man die Anzahl der Kunden schlechter kontrollieren kann, halte sie die 2G-Regel durchaus für sinnvoll.
Dass sich die Neuerung negativ auf das Weihnachtsgeschäft auswirken könnte, glaube sie nicht: „Viele meiner Kunden sind froh, dass sie nicht in die überlaufenen Geschäfte nach Köln fahren müssen und schätzen die Beratung und das Sortiment hier vor Ort.“
Auswirkung auf den Umsatz ist vorerst unklar
Alles sei besser als ein Lockdown, findet Manfred Drecker vom Bekleidungsgeschäft „New Sox“ an der Wipperfürther Marktstraße. Wie sich die neue Regelung tatsächlich auf den Umsatz auswirken wird, bleibe abzuwarten: „Meine einzige Sorge ist, dass wir die Winterware, die wir gerade erst bestellt haben, nicht loswerden“.
Noch bleibe er aber optimistisch und vertraue auf die Loyalität seiner Stammkunden: „Wir haben viele ältere Menschen, die regelmäßig bei uns einkaufen und ohnehin geimpft sind“. Wer nicht geimpft oder genesen ist, habe die Möglichkeit, weiterhin per „Click & Collect“ zu shoppen.
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Gleiches gilt für Kunden des Bekleidungsgeschäfts „Seasons“ von Daniela Arndt in Lindlar. Die Geschäftsführerin stehe der 2G-Regel eher kritisch gegenüber: „Wir sind zwar froh, dass wir nicht schließen müssen, aber förderlich für das Weihnachtsgeschäft sind die verschärften Regelungen sicherlich nicht.“
Dass kleine Einzelhändler wie sie nun unter den neuen Bestimmungen leiden, halte sie nicht für verhältnismäßig: „Ich erinnere mich noch gut an den letzten Lockdown. Als wir die Ladentüren schließen mussten, verkauften Discounter Kleidung von bekannten Marken“. Arndt hoffe, dass sie mit Sonderaktionen, wie etwa einem Rabatt-Adventskalender, in den kommenden Wochen genug Kundschaft gewinnen kann.