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Mehrgenerationen-Projekt EichenwaldWipperfürther Schüler pflanzen 8000 Bäume

Lesezeit 3 Minuten

8000 Bäume werden nahe  Kaplansherweg von der Kirchengemeinde St. Nikolaus mit Hilfe von  Schülerinnen und Schülern des EvB und des St. Angela gepflanzt.

Wipperfürth – Läuft alles nach Plan, wird sich zum Ende dieses Jahrhunderts über dem Dhünntal ein imposanter Eichenwald in den Himmel recken. Am Dienstag starteten die ersten und entscheidenden Schritte für das aufwendige Mehrgenerationen-Projekt.

8000 Wurzelballen müssen nahe Kaplansherweg in den Boden. Sechs Hektar umfasste der dortige Fichtenbestand der Kirchengemeinde von St. Nikolaus einst, den der Borkenkäfer zuletzt in eine ziemliche trostlose Gegend verwandelt hat. Nun geht es an die Aufforstung und zwar mit richtig vielen Händen, die unter Hochdruck arbeiten. Der Frühling naht bereits.

Wipperfürth: Schüler vom Engelbert-von-Berg-Gymnasium (EvB) und vom Erzbischöflichen St.-Angela-Gymnasium nehmen Teil

Neben der Kirchengemeinde als Eigentümerin ist der lokale Ableger der Initiative „Plant for the Planet“ um Bianca Nassenstein mit im Boot. Vor allem aber buddeln die Schüler beider Wipperfürther Gymnasien zugunsten ihrer Klassenkassen.

Bis zum Wochenende tauschen 100 Achtklässler des Erzbischöflichen St.-Angela-Gymnasiums den Stift gegen den Spaten, das Engelbert-von-Berg-Gymnasium (EvB) rückt mit weiteren sechs Klassen zur Pflanzaktion an. Um himmlischen Beistand für die Setzlinge wird Schulpfarrer Stephan Berger am Freitag vor Ort bitten.

Das wird gepflanzt

Nach einem Pflanzplan von Forstingenieur Torsten Dörmbach werden die Bäume nahe Kaplansherweg gesetzt. So sollen Flora und Fauna bestmöglich abgestimmt sein.

Den Kern des künftigen Waldes werden Traubeneichen und Rotbuchen bilden, dazu kommen Winterlinden und Ahornsorten. Die Esskastanie wird als langfristiges Experiment gepflanzt. Seltenheitswert hat die sogenannte Flatterulme – eine Reaktion der Kirchengemeinde auf das verbreitete Ulmensterben.

Die Flatterulme gilt als resistent gegen Pilze. Der Waldrand soll den Tieren Nahrung bieten: Schlehen und Wildkirschen für die Vögel, Schneebälle für die Bienen und sogenanntes Äsungsgehölz für die Rehe.

„Wir haben uns für eine Waldbewirtschaftung entschieden, die künftig nachhaltig sein soll – und genau das setzen wir hier um“, erklärt Thomas Ufer. Der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes ist am Dienstag ebenfalls in die Gummistiefel geschlüpft und schaut sich begeistert um. Überall wimmelt es von kleinen Eichen und Buchen, die ihm aktuell höchstens bis zum Knie reichen, aber bereits winzige Knospen erahnen lassen (siehe auch Kasten).

Kooperation mit „Plant for the Planet“

Die Pflanzaktion ist an beiden Gymnasien vorbereitet worden. Unter anderem haben die drei Wipperfürther Klimabotschafterinnen Flora, Rika und Leni ihren Mitschülern die Bedeutung der Bäume als Kohlendioxid-Speicher erklärt.

„Es gibt an unserer Schule so viele Projekte in der Ferne – aber dieses hier schafft Veränderung direkt vor der Haustür“, lobt Peter Obeberg, stellvertretender Schulleiter des EvB. Seine Kollegen Astrid Wegner und Norbert Tekotte berichten von derart großem Interesse der Angelaner, dass der Silberberg die Umweltbildung ab dem kommenden Schuljahr im Differenzierungsbereich anbieten wolle.

Wuchshüllen sollen gegen Wild schützen

Während gegraben wird, kommt Torsten Dörmbach, der Pflanzverantwortliche von Seiten der Kirchengemeinde, mit den jungen Wipperfürthern ins Gespräch. Jule (14) und ihre Freundinnen verfolgen, wie Dörmbach die richtige Pflanztiefe und Details zur Baumart erklärt.

Zum Abschluss jeder Pflanzung ist Johannes gefragt, der die Wuchshüllen mit einem Tacker gegen Wind und Rehe sichert. Diese Schutzhüllen brauche es in dem neu angelegten Wald an der Bundesstraße 506, betonen Thomas Ufer und Torsten Dörmbach. Gegen Rehe und Wildschweine. „Einige der Pflanzen, die wir schon am vergangenen Wochenende gesetzt haben, sind bereits verbissen“, ärgert sich Dörmbach.

Pflanzenexperte: Aufforstung ist dringend notwendig

Er fordert die Jäger dazu auf, im Sinne des Waldes unbedingt mehr zu schießen. „Die Versammlung aller Waldeigentümer wäre das richtige Forum, um das zu diskutieren – aber diese Treffen sind durch Corona ja auch überfällig“, beschreibt der Forstingenieur das Problem.

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Dörmbachs Sorge: „Wenn uns die Aufforstung jetzt nicht gelingt, werden wir in zwei Jahren so dichte Brombeeren haben, dass wir dort nie wieder aufforsten können.“

Der Boden ist nass, die Temperaturen passen, die Pflanzen und fleißige Helfer stehen bereit – geht es nach Ufer und Dörmbach, sind jetzt nur noch die Jäger gefragt, um den Eichenwald im Wipperfürther Westen Realität werden zu lassen.