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Wald in NotDie privaten Waldbesitzer in Breun werden allein gelassen

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Günter Grau aus Lindlar hat durch den Borkenkäfer einen Großteil seiner Fichten verloren.

Breun – Es regnet. Es regnet viel. Marvin Stiehl steht in Oberbüschem im Trockenen und schaut zum Himmel. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das nach den Dürresommern mal sagen werde, aber langsam reicht es“, sagt der Revierförster. In der Runde wird genickt. Rund 15 Privatwaldbesitzer sind an diesem Abend in den kleinen Ort nahe der Grenze von Lindlar und Wipperfürth gekommen. Sie alle gehören zur örtlichen Forstbetriebsgemeinschaft und an diesem Abend geht es um die Zukunft ihrer Wälder.

Vielmehr: Was von den Wäldern übrig geblieben ist nach Dürresommer, nach Borkenkäferplage und nun nach den sintflutartigen Regenfällen. Thema des Abends: Was soll kommen? Früher hätte man es vielleicht Wiederaufforstung genannt. Inzwischen nennt es Willi Schmitz von der Betriebsgemeinschaft lieber „Wiederbewaldung“, denn die Gemarkung Breun ist an vielen Stellen kahl geschlagen. „Die Kahlflächen dominieren das Bild“, sagt Schmitz.

Waldbesitzer werden zur Notgemeinschaft

Die Versammlung an diesem Abend findet bereits zum zweiten Mal statt. Es geht um Pflanzen, um Fördermöglichkeiten und um Schutz für die Neuanpflanzungen.

Alles zum Thema Phantasialand

In der Zusammensetzung ist so eine Versammlung typisch für das Bergische Land, eigentlich für ganz Deutschland: Zwei Drittel der Wälder in der Bundesrepublik befinden sich im Besitz von Familien und Kommunen, berichtet der Waldbauernverband. Private Waldbesitzer schließen sich meist zu den Betriebsgemeinschaften (FBG) zusammen. Die sorgen zentral dafür, dass neue Pflanzen eingekauft, geschlagene Bäume vermarktet, Waldarbeiter angeheuert werden und es einen Förster gibt, der alles im Blick hat.

Nach dem Zustand der Wälder in der Region sind die FBGs inzwischen aber zur Notgemeinschaft geworden. Als Förster Marvin Stiehl Anfang des vergangenen Jahres aus der Nähe von Düsseldorf in den Forstbezirk Wipperfürth wechselte und damit auch für die Breun zuständig wurde, sah er sich mit neuen Dimensionen konfrontiert. „Hier hatten wir allein im ersten Quartal den Holzeinschlag, den wir im Neandertal im ganzen Jahr haben“, berichtet er.

Fördertöpfe mit hohen Anforderungen

Daraus sei auch auch die Idee entstanden, raus in den Wald zu kommen, um die Waldbesitzer direkt zu informieren.

In Breun ist auf vielen Parzellen inzwischen Tabula rasa. Willi Schmitz kann Zahlen nennen: In der Gemarkung Breun im Osten der Gemeinde Lindlar wurden 170 Hektar Fichten bereits kahlgeschlagen, weitere rund 100 Hektar sind abgestorben. „Schon aus Gründen der Sicherheit müssen viele gefällt werden“, so Schmitz. Zusammen 270 Hektar. Zum Vergleich: Das sind fast 380 Fußballfelder, auf denen wieder Wald wachsen soll.

Doch da fangen die nächsten Probleme an. Erst die finanzielle Seite. Fördergeld gibt es inzwischen aus verschiedenen Töpfen. Jeder einzelne Topf mit hohen Anforderungen an Dokumentationspflicht, Qualitätssicherung, Verwendungsnachweisen. Wer nur eine kleine Parzelle bewirtschaftet, der wird sich kaum den Aufwand antun. Also packen viele Waldbesitzer selbst mit an und schieben in ihren Schonungen Nachtschichten.

Was soll wachsen?

Zwar gibt es inzwischen auch viele Freiwillige, die sich bei den Waldbauern melden, doch bevor überhaupt gepflanzt werden kann, steht die Auswahl an. Was soll wachsen? Die Entscheidung, die die Waldbauern treffen, wird sie und ihre Kinder begleiten. Wald ist Generationensache und eine finanzielle Investition.

Rund zwei Millionen Euro würde eine komplette Wiederaufforstung in Breun kosten. „Ohne Pflege, ohne Bissschutz gegen Rehe“, hat Stiehl überschlagen. Wobei die Preise eher noch steigen dürften, denn auch hier ist die Marktlage angespannt. Die Baumschulen ziehen Setzlinge im Akkord und kommen kaum der Nachfrage hinterher.

Ein Ansatz, für den der studierte Forstwirt immer wieder wirbt, ist das Beobachten. „Man muss seinen Wald kennen“, so der Förster. An diesem Abend hat er Anschauungsmaterial mitgebracht. Ein Quadratmeter Wald in einer Plastikbox, wie er in der Nähe der Neye-Talsperre bei Wipperfürth wächst. Was dort gilt, passt auch auf die Breuner Wälder ein paar Kilometer entfernt „Wir schauen, was von selbst wächst und wo man eingreifen sollte“, erklärt er.

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Bei den Waldbesitzern hat das Umdenken schon vor Jahren angefangen, als die ersten Schäden sichtbar wurden. In den Flächen der FBG wachsen schon längst Kastanien, Douglasien und weitere Hölzer, die klimaresistenter sind. Monokulturen und Preußenfichten in Reih und Glied pflanzt hier niemand mehr. Doch die Neuanpflanzungen sind eben auch kein Fantasialand – sie müssen irgendwann mal Ertrag abwerfen. Und: Überhaupt ins Wachsen kommen.

Liegen Waldflächen brach, erobern Farn und Brombeeren den Raum und ersticken jeden Setzling. Die jungen Bäume, die sich den Platz an der Sonne ergattern, werden spätestens dann zum Rehbuffet. Marvin Stiehl hat deshalb auch einen neuen Typ Bissschutz mit dabei. Hergestellt aus Holz, verrottet er nach dem Einsatz an Ort und Stelle.

Der Abend ist wie ein Mosaik: Informationen zu Baumarten, die es zu setzen lohnt. Was beim Pflanzen mit Saatgut zu beachten ist. Welche neuen Techniken es gibt und welche alten Weisheiten noch gelten. Am Ende sind es aber die Waldbesitzer, die es selbst in die Hand nehmen müssen, den Wald zu retten.