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Bauen und Wohnen immer teurerWipperfürth und Lindlar im Kreisvergleich ganz vorne

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Auch Eigenheime legen zu: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise für Bestandsimmobilien in Oberberg gestiegen. (Symbolbild)

Wipperfürth/Lindlar – Wer zwischen Kreuzberg und Hohkeppel baut, musste für das Grundstück zuletzt tiefer in die Tasche greifen als anderswo in Oberberg. So steht es im Jahresbericht, den der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Oberbergischen Kreis (GA) jetzt für 2020 vorgelegt hat.

Danach kostete der durchschnittliche Quadratmeter Bauland in der Hansestadt 139,50 Euro. Lindlarer Bauherren zahlten im gleichen Zeitraum 131,90 Euro. Damit gehörten beide Kommunen zum teuersten Pflaster Oberbergs. Der Durchschnittswert des Kreises belief sich 2020 auf 99 Euro, besonders günstig errichtete man sein Haus in Morsbach oder Reichshof, wo um die 64 Euro für den Quadratmeter fällig wurden.

In Oberberg herrscht ein Nord-Süd-Gefälle

Ingenieur Andreas Nefzger von der Geschäftsstelle des GA in Wiehl spricht von einem „deutlichen Nord-Süd-Gefälle im Kreis“, das die Experten schon länger beobachteten. Lindlar könne mit der raschen Autobahnanbindung in Richtung Rhein punkten, Wipperfürth werde zunehmend für Menschen aus dem Raum Wuppertal/Remscheid interessant. Tatsächlich, auch das hat der Ausschuss untersucht, waren Menschen aus dem Bergischen Städtedreieck im Jahr 2020 an vier Prozent der oberbergischen Grundstücksgeschäfte beteiligt – ihr Anteil verdoppelte sich gegenüber 2019. „Auf dem Wuppertaler Markt gibt es so gut wie keine Möglichkeit mehr, ein frei stehendes Einfamilienhaus zu errichten – deshalb schauen sich Interessierte jetzt im Norden Oberbergs um“, erklärt Nefzger.

Preisvergleich: Rhein-Berg und Köln sind noch deutlich teurer

Für 226.000 Euro wechselte 2020 das durchschnittliche ältere Einfamilienhaus in Oberberg den Besitzer, so der aktuelle Bericht zum Grundstücksmarkt. Im Rheinisch-Bergischen kostete ein vergleichbares Objekt allerdings bereits 410 000 Euro, auf Kölner Stadtgebiet wurden sogar 840 000 Euro fällig.

Die Baulandpreise im Kreis sind im Vergleich noch günstig: Selbst die gut 140 Euro pro Quadratmeter in Wipperfürth erreichen weder die knapp 160 Euro im NRW-Schnitt und schon gar nicht den Bundesschnitt, der an der 200-Euro-Marke kratzt.

Für Städter ist allerdings auch die Miete längst keine günstige Alternative mehr. Einer Umfrage der „immowelt“ zufolge, benötigt ein Kölner Haushalt mindestens 3567 Euro Nettoeinkommen, ohne von den Wohnkosten überlastet zu werden. (sfl)

Die Quote der Käufer aus der Rheinschiene zwischen Köln und Bonn stieg auf zwölf Prozent (2019: 9 Prozent). Die überwiegende Mehrheit dieser Menschen ziehe es nach Lindlar und Engelskirchen, sagt Andreas Nefzger. „Hier ist die Anbindung durch Auto- und Eisenbahn gut und die Grundstücke sind oft noch ebener als im Osten Oberbergs mit seinen steileren Hügeln.“

Trotzdem bezeichnet der Jahresbericht die Preise für Bauland als konstant. Auf dem gesamten oberbergischen Immobilienmarkt 2020 machte das Geschäft mit unbebautem Grund zudem nur gut ein Drittel aus – den Löwenanteil stellte der Handel mit Ein- und Zweifamilienhäusern, sowie Eigentumswohnungen, die außerordentlich begehrt waren und entsprechend kosteten.

Die Statistik beweist: Zwar war der Immobilienmarkt zuletzt kreisweit etwas träger als noch 2019 – erzielte aber mit geringeren Verkaufszahlen einen deutlich höheren Erlös. Wipperfürth folgte dieser Tendenz. Hier standen im vergangenen Jahr 215 Termine beim Notar an, die Verkäufer erhielten 38,4 Millionen Euro. 2019 waren es noch 227 Verkäufe gewesen, damals mit rund 31,7 Millionen Euro Umsatz.

Lage in Lindlar komplizierter

In Lindlar ist die Lage komplizierter. Hier wurden zuletzt 251 Kaufverträge mit einem Volumen von 46,5 Millionen Euro registriert. Der Vergleich mit 2019 taugt allerdings kaum. Denn damals schossen die Zahlen durch die beginnende Vermarktung der Eigentumswohnungen im alten Krankenhaus durch die Decke. 319 Objekte wechselten damals gemeindeweit die Besitzer, die fast 70 Millionen Euro investierten.

Seit 2017 stieg der Preis für ein oberbergisches Ein- oder Zweifamilienhaus um 22 Prozent, berichtet Volker Gülicher, der Vorsitzende des Gutachterausschusses. Eigentumswohnungen verteuerten sich um 18 Prozent, durchaus übliche Preise seien hier aktuell um die 3200 Euro pro Quadratmeter. Auffallend: Zwar stellten auch 2020 die 31- bis 40-Jährigen die größte Gruppe der Immobilienkäufer, doch auch die 61- bis 70-Jährigen mischten mit. Sie suchten vor allem nach altersgerechten Eigentumswohnungen (siehe Bericht zum Wohnungsmarkt).

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Für das klassische Familienheim – ob saniert oder neu gebaut – müsse man inzwischen mit einer halben Million Euro kalkulieren, wenn man nicht viel Eigenleistung erbringen könne, so Gülicher. Allerdings: „Der Markt gibt diese Preise her.“ Gerade interessierte Käufer aus dem Kölner oder Wuppertaler Raum seien bereit zu zahlen, weil in ihrer Gegend noch ganz andere Preisdimensionen üblich seien. Und durch die Corona-Pandemie und das verbreitete Homeoffice sei das Bergische für Städter noch einmal attraktiver geworden.