Gefahr unter dem DachWie Kaminbrände entstehen und was Ofenbetreiber beachten müssen
Wipperfürth – In Wipperfürth und Lindlar sind die Feuerwehren zuletzt mehrfach zu Kaminbränden ausgerückt. Achim Dreiner (61) ist als Bezirksschornsteinfegermeister zuständig für die Wipperfürther Innenstadt, Wipperfeld, Thier und Hämmern. Er gibt Tipps, wie man das Feuer im Schornstein verhindert. Mit ihm sprach Florian Sauer.
Herr Dreiner, wie gefährlich ist der Kaminbrand für ein Haus?
Achim Dreiner: Der Schornstein hält einen Rußbrand aus, er ist ja gemauert. Das Problem ist, dass der Brand schnell entdeckt werden muss. Sonst kann der Schornstein zulaufen, wie wir Schornsteinfeger sagen. Es gibt einen Hitzestau, die Rauchgase können nicht mehr entweichen. Die Hitze dringt dann durch das Mauerwerk und kann Teile des Daches oder Holzverkleidungen entzünden. Spätestens dann wird es richtig brenzlig.
Was genau passiert bei dem sogenannten Zulaufen?
Stellen Sie sich einen Zentimeter Glanzruß vor, der innen am Schornstein haftet. Gerät der in Brand, geht er auf wie ein Hefeteig, sein Volumen vergrößert sich ungefähr um das Siebenfache. Der Schornstein verstopft so ziemlich schnell, es kommt zum Hitzestau mit möglicherweise fatalen Folgen.
Das Problem ist also der Glanzruß – wie kann ich vermeiden, dass er sich überhaupt ablagert?
Es gibt zwei Hauptgründe für seine Entstehung: zu feuchtes Holz und zu viel Holz im Ofen. Dass Brennstoff ausreichend trocken sein muss, dürfte inzwischen jeder Ofenbesitzer wissen. In den Baumärkten gibt es kleine günstige Messgeräte, die schon gute Anhaltspunkte zum Trocknungszustand des Holzes geben. Über 20 Prozent Restfeuchte sind unzulässig – und wir sprechen hier von der Restfeuchte, nicht vom Wassergehalt.
Viel Holz im Ofen macht halt schneller warm…
Und genau da fängt das Problem an. In einem durchschnittlichen Sechs-Kilowatt-Ofen sollten nicht mehr als anderthalb Kilogramm Holz brennen. Die Devise heißt: Lieber weniger und dafür öfter nachlegen. Denn wer überheizt, dem wird es irgendwann zu warm. Er wird die Luftzufuhr drosseln. Folge ist ein Schwelbrand im Ofen, relativ kalter Rauch steigt auf, kristallisiert und setzt sich an der Innenwand des Schornsteins ab.
Entdecken Schornsteinfeger den Glanzruß bei der Arbeit?
Regelmäßig ja. Kniffelig wird es natürlich, wenn sich die Ofennutzung ändert, was durchaus häufig der Fall ist. Wenn jemand seinen Ofen nur sehr wenig nutzt, kehren wir einmal pro Jahr. Heizt der Besitzer nun plötzlich regelmäßig, ohne uns zu informieren, sinken natürlich unsere Chancen, den Ruß rechtzeitig zu entdecken. Wichtig ist also: Der Eigentümer ist in der Pflicht, nicht der Schornsteinfeger. Aber jeder Kollege gibt gerne Tipps, wie man einen Ofen am besten befeuert – da sollte man sich nicht scheuen und um Rat bitten.
Ich sitze im Wohnzimmer vor dem Ofen – wie bemerke ich überhaupt, dass mein Schornstein brennt?
Man hört ein starkes Rauschen, als wenn ein Vogel im Schornstein flattern würde. Außen an der Schornstein-Mündung kann man dann meistens auch schon Funkenflug entdecken.
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Wie reagiere ich dann?
Zögern Sie nicht, wählen Sie den Notruf 112 und alarmieren Sie die Feuerwehr. Bei der Kreisleitstelle sind außerdem die Kontaktdaten aller oberbergischen Bezirksschornsteinfegermeister hinterlegt, die ebenfalls sofort benachrichtigt werden. Wenn der zuständige Kollege gerade nicht kommen kann, kommt der nächste oder der übernächste. Sicher ist: In kürzester Zeit wird ein Schornsteinfeger zu Ihnen kommen.
Gerade in der Weihnachtszeit feuern viele Menschen ihre Öfen an.
Und in den Tagen danach ist es beliebt, Kerzenreste oder die Überbleibsel von Weihnachtsbaum oder Adventskranz über den Ofen zu entsorgen Bitte verzichtet darauf! Selbst Reisig, das noch so nadelt, ist immer noch viel zu feucht für den Ofen. Hinzu kommt der hohe Harzgehalt, der richtig lange Flammen begünstigt. Wer sich ein ruhiges Weihnachtsfest wünscht, lässt die Finger von solch zweifelhaftem Brennstoff.