Anwohner von Egerpohl kämpfen für ein Tempolimit auf der B237, weil es dort nach ihren Erfahrungen immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt.
160 Unterschriften gesammeltAnwohner in Wipperfürth-Egerpohl fordern Tempo 70
Die Bundesstraße 237 ist stark befahren, gerade im morgendlichen Berufsverkehr. Das führt in der Ortslage Wipperfürth-Egerpohl immer wieder zu gefährlichen Situationen. Schülerinnen und Schüler kreuzen auf dem Weg zur Bushaltestelle die Straße, wobei die Sichtverhältnisse an der einzigen Querungshilfe durch eine leichte Verschwenkung der Straße und Bäume eingeschränkt sind. In der Gegenrichtung erschwert eine Kuppe die freie Sicht. Zudem münden in Egerpohl mehrere private Grundstückseinfahrten direkt auf die Bundesstraße, auf der Tempo 100 erlaubt ist.
Viele Anwohner von Egerpohl und den gegenüber liegenden Ortslagen wollen sich das nicht länger gefallen lassen. Sie kämpfen für ein Tempolimit von maximal 70 km/h, und damit eine Angleichung an die Regelung in den angrenzenden Ortslagen Niederwipper und Böswipper – dort gilt jeweils Tempo 70, nicht aber in Egerpohl. 160 Anwohner unterstützen mit ihren Unterschriften einen entsprechenden Bürgerantrag sowie eine Petition an den Landesbetrieb Straßen.NRW.
Waghalsige Überholmanöver
Zwei der Initiatoren, Yvonne Korczak und Birgit Baumhögger-Habbel, sind von Haustür zu Haustür gegangen, um für ihr Anliegen zu werben. „In jedem Haushalt wollten die Leute von ihren Erfahrungen berichten“, sagt Korczak. Immer wieder beobachte man waghalsige Überholmanöver – von Auto- und Motorradfahrern, die die Verkehrsinsel an der Kreuzung Egerpohl zu spät sehen und die Insel dann auf der Gegenspur passieren.
Hermann-Josef Hardenbicker wohnt direkt an der B 237. Auch er weiß von vielen Beinahe-Unfällen zu berichten. Vor elf Jahren hatte er bei der Stadt Wipperfürth schon einmal einen Vorstoß für Tempo 70 in Egerpohl unternommen. Ohne Erfolg: Sowohl Straßen.NRW als auch die Polizei sahen keine Grund für ein Tempolimit und verwiesen dafür auf die Straßenverkehrsordnung (siehe Infokasten). Der Verkehr auf der B 237 habe nicht zugenommen, der Schwerlastverkehr sei laut einer Verkehrszählung sogar um 13 Prozent zurückgegangen. Egerpohl sei kein Unfallschwerpunkt.
Laut Landesbetrieb Straßen.NRW beträgt die Sicht an der Querungshilfe in beide Richtungen über 200 Meter. Eine Aussage, die Hermann-Josef Hardenbicker nicht nachvollziehen kann: „Der Sachbearbeiter war offenbar nie vor Ort.“ Die Polizei gibt Hardenbicker in diesem Punkt recht, die Sichtweite an der Fußgängerinsel betrage in Fahrtrichtung Wipperfürth tatsächlich nur 80 Meter. Bei Tempo 100 betrage der Bremsweg einschließlich Reaktionszeit aber zwischen 83 und 124 Meter, je nachdem, ob die Fahrbahn trocken oder nass ist. Aus Polizeisicht könne ein radikaler Grünschnitt und das Fällen mehrerer Bäume die Sicht verbessern.
Hohe Lärmbelastung
Die Anwohner von Egerpohl haben jüngst im Ausschuss für Stadtentwicklung im Rahmen der Bürgerfragestunde ihr Anliegen vorgestellt und weitere Argumente vorgebracht. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h führe auch zu einer hohen Lärmbelastung der Menschen, verursache Stress und vermindere die Lebensqualität. „Im Sommer kann man wegen des Lärms kaum draußen sitzen“, so die Erfahrung von Hardenbicker, Korczak und Baumhögger-Habbel. Tempo 70 könne diese Lärmbelastung deutlich verringern. Matthias Pack ist Leiter der Straßenverkehrsamt der Stadt Wipperfürth. „Den Antrag der Bürger haben wir weitergeleitet. Wir können Tempo 70 anordnen, aber nur, wenn Straßen.NRW und die Polizei das befürworten.“
Die Rechtslage Polizei und Straßen.NRW verweisen auf § 45 Absatz 9 der Straßenverkehrsordnung. Demnach sind Verkehrszeichen nur dort anzuordnen, wo dies aufgrund der besonderen Umstände zwingend geboten ist. Geschwindigkeitsbeschränkungen sind nur zulässig, wenn aufgrund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht, die das allgemeine Risiko einer Beeinträchtigung andere Rechtsgüter erheblich übersteigt. Dies, so die Polizei, sei in Egerpohl nicht der Fall.