Julia Reinhard aus Wipperfürth liebt den Badminton-Sport - und Roland Kaiser. Aus dieser Mischung entstand die Hymne der Wipperfelder Badmintonspieler.
Badminton-BundesligaDiese Frau steckt hinter der Vereinshymne des 1. BC Wipperfeld
So farbenfroh und vielfältig wie die Tattoos auf ihrer Haut, so ist Julia Reinhard aus Wipperfürth-Nagelsbüchel auch als Person: Mama, Musikerin und Ehrenamtlerin mit dem Faible für das gewisse „bisschen mehr“. Ob aktiv als Sängerin oder passiv als Fan, sie bleibt stets sie selbst: bunt, originell und vor allem individuell. Wenn die 40-Jährige mit ihrem Auto unterwegs ist, fällt sie alleine deswegen schon auf. Kein Wunder, denn der Caddy trägt auf der Heckscheibe nicht nur einen riesigen Roland-Kaiser-Aufkleber, er ist mit dem pinken Leopardenmuster auch ein Hingucker.
Wipperfürtherin verwandelt ihr Auto in ein „Karnevalsmobil“
„Ich hatte mal ein ganz normales silbernes Auto, das ich im Parkhaus einfach nicht mehr gefunden habe. Danach habe ich mir gesagt: Das passiert mir nicht noch einmal“, so die Nagelsbüchlerin, die weiß, dass sie sowieso aus der Masse herausragt, alleine wegen ihrer Körpergröße von 1,92 Meter. Den Gebrauchtwagen, der viele Kratzer hatte, hat sie kurzerhand zum „Karnevalsmobil“ gemacht. Damit zu fahren, daran hat sich Ehemann Mike mittlerweile gewöhnt. „Ich glaube, du hast Lack gesoffen. Mit welchem Auto soll ich jetzt fahren?“, war seine erste und ziemlich lustige Reaktion.
Nach einem schweren Sturz im Frühjahr kann Reinhard keine längeren Strecken mehr bewältigen und ist auf ihren Ehemann angewiesen. Ihren Job an der Tankstelle hat sie aufgegeben, vier Monate im Rollstuhl verbracht, sich davon aber keinesfalls entmutigen lassen. „Zwölf Tage nach dem Unfall war eine geplante Magen-OP angesetzt, die habe ich nachgeholt und schon 30 Kilo abgenommen habe“, sagt sie stolz und hofft, dass es somit noch ein bisschen schneller bergauf geht. Mut gibt ihr vor allem eins: Die Musik von ihrem Idol, Roland Kaiser.
Es gebe keinen schöneren Text als den von „Zuversicht“, findet Reinhard. Die Leidenschaft für den Sänger begann im Partykeller der Großeltern mit dem Song „Frauen“. „Opa, neu machen“, rief das kleine Mädchen ganze drei Jahre lang und tanzte dazu. „Ich war schon verliebt“, gibt sie heute lachend zu. Und auch, dass sie den Text als Kind noch gar nicht verstanden habe. „Aber ich mag seine unverkennbare markante Stimme. Er ist ein Mann mit Stil, hat sich nie verloren und ist immer er selbst geblieben“, begründet sie ihre Schwärmerei für den Sänger, den sie rund 20 Mal live gesehen hat, ab und zu sogar in der allerersten Reihe.
Ihre Leidenschaft für die Musik habe durch Roland Kaiser angefangen, denn Reinhard widmet sich inzwischen auch selbst dem Gesang. Am liebsten würde sie das gemeinsam mit einer Band tun, aber wegen des Unfalls sei das aktuell nicht möglich. Im Fernsehen allerdings hat sie ihr Talent bereits bewiesen und an der Musik-Show „All together now“, die im vergangenen Sommer ausgestrahlt wurde, teilgenommen. Die Liebe zu Roland Kaisers Musik geht bei ihr nicht nur unter die Haut. Mit dem Sticker auf der Heckscheibe des „Karnevalsmobils“ bekennt sie sich zu ihrem Idol.
Sohn Jonathan hatte die Idee für die Hymne des 1. BC Wipperfeld
„Es war lediglich ein einziges Motiv erhältlich, ich wollte jedoch ein anderes haben“, erinnert sie sich. Sie wünschte sich nämlich, passend zum gleichnamigen Song, das Motiv „Lebenslänglich du“. Eine Mail und drei Monate später war der Slogan tatsächlich im Fanshop erhältlich. Jetzt will ich ihn noch komplettieren mit „und Mike“, so der Plan der kreativen 40-Jährigen, die ihren Gatten nicht nur von einem individuellen Gefährt, sondern auch von der Musik ihres Idols seit Kindheitstagen überzeugen konnte.
Mit ihrer eigenen Musik hat sie bereits ein Denkmal gesetzt, denn dank Reinhard hat der 1. Badminton Club Wipperfeld, in dem sich die ganze Familie seit anderthalb Jahren engagiert, seine eigene Hymne. Der Ideengeber war der älteste Sohn Jonathan (17). Zum Badminton sei die Familie gekommen, weil er und Nesthäkchen Felix (11) keine Lust mehr auf Fußball hatten. „Kein Sport ist keine Option“, so die Devise der Dreifachmutter.
Dank Trainer und Europameister Mark Lamsfuß konnten alle, auch Tochter Johanna (14) und die Eltern, für den Badminton-Sport begeistert werden. „Ich habe noch nie so nette Menschen kennengelernt. Es ist egal, was du hast oder nicht hast, jeder wird genau so genommen, wie er ist“, schwärmt Reinhard, die bei den Heimspielen, während die Hymne in der Voss-Arena erklingt, die Cafeteria im Foyer betreut. Und auch bei den Auswärtsspielen ist der Song in aller Munde: „Wir haben den Sieg bestellt“, schallt es dann durch die Hallen und alle drücken fest die Daumen für den Verein aus Wipperfürth.