AboAbonnieren

Wipperfürther KircheDiese Entdeckerorgel hat Fenster

Lesezeit 3 Minuten
Orgelbauer Martin Hiltmann am Spieltisch der Entdeckerorgel.

Orgelbauer Martin Hiltmann am Spieltisch der „Entdeckerorgel“ in der evangelischen Kirche am Markt in Wipperfürth.

In die Entdeckerorgel in der evangelischen Kirche am Markt in Wipperfürth kann man künftig hineinschauen.

Schraubzwingen, eine Ständerbohrmaschine und ein ganzes Schraubenziehersortiment: Jede Menge Werkzeug liegt auf der Empore der evangelischen Kirche am Markt – aus gutem Grund. Orgelbauer Martin Hiltmann und seine Mitarbeiter bauen im Gotteshaus eine neue Orgel auf. „Jede Kirchenorgel ist ein Unikat“, erklärt der 42-Jährige, auch wenn alle Orgeln nach dem gleichen Prinzip arbeiten.

Das Besondere am Wipperfürther Instrument: Große Glasfenster werden einen Einblick in das Innere und die Technik der Klangerzeugung erlauben. Ein Elektromotor erzeugt den „Wind“, der in große Blasebälge umgeleitet wird. Vor dort strömt die Luft über Windkanäle zu den einzelnen Windwerken, in denen die Orgelpfeifen stehen.

Blick durch den Kirchenraum auf die Empore mit der Entdeckerorgel.

Anfang Dezember soll das neue Instrument eingeweiht werden.

Die sorgen für den Klang, je nachdem, wie der Organist die Tasten des Manuals spielt, welche Fußpedale er bedient und welche Registerzüge. Rund 1100 Pfeifen wird die Orgel besitzen, wenn sie fertig ist. Die größte ist rund dreieinhalb Meter hoch, die kleinste misst nur drei Millimeter. Ein Großteil der Pfeifen stammt noch aus der Vorgängerorgel, Hiltmann hat sie lediglich aufgearbeitet.

Der Orgelprospekt — das ist die Frontansicht des Instruments, die die Kirchenbesucher von unten sehen— wird mit Glas und einer speziellen Folie versehen. Auf Knopfdruck soll sie transparent werden und ebenfalls den Blick hinein erlauben. Tief in den Eingeweiden des Instruments werden zudem kleine LED-Leuchten eingebracht.

Blick auf einen Teil der Orgel.

Zurzeit ist Orgelbauer Martin Hiltmann damit beschäftigt, die Orgel aufzubauen.

„Entdeckerorgel“ nennt sich das Prinzip, bei der sich genau verfolgen lässt, wie die Klangerzeugung funktioniert. Damit verbunden ist ein pädagogisches Konzept, das sich vor allem an Schulklassen und Kitas richtet, für sie will die Gemeinde künftig Führungen anbieten. Musikinteressierte Erwachsene sind auch willkommen. Doch in die Entdeckerorgel kann man nicht nur hineinschauen. Wer seine Hand auf den Blasebalg legt, kann den „Atem“ des Instruments erfühlen.

Die Idee der Entdeckerorgel kam von dem früheren Kirchenmusiker Stefan Kammerer. Denn die alte Peter-Orgel aus dem Jahr 1965 litt unter Schimmelbefall, Ersatz war nötig. Doch eine neue Orgel kostet viel Geld. So kam die Idee, eine neues Instrument mit einem besonderen pädagogischen Konzept zu verknüpfen. Beim Verein „Leader Bergisches Wasserland“ wurde ein Förderantrag gestellt — mit Erfolg. Die Entdeckerorgel bekam die Höchstförderung von 100 000 Euro zugesprochen.

Insgesamt soll die neue Orgel 205 000 Euro kosten. Mit einer Spende von 29 000 Euro beteiligt sich die Hans Hermann Voss-Stiftung, den Rest muss die Kirchengemeinde aus eigenen Mitteln stemmen. „Wir haben viele Einzelspenden erhalten“, freut sich Pfarrer Matthias Weichert, auch die Einnahmen der Kollekte fließen regelmäßig in die Entdeckerorgel.

Die Vorfreude in der Gemeinde auf das neue Instrument ist groß, Anfang Dezember soll es eingeweiht werden. Und dann soll es auch bald wieder einen Kantor geben. Die Stelle des Kirchenmusikers ist ausgeschrieben, „wir haben mehrere Bewerbungen“, so Weichert. Die Kandidaten müssen ihr Können dann unter anderem an der neuen Orgel unter Beweis stellen.