Seit August 2023 ist der Verein „PingPongParkinson“ auch mit einem Stützpunkt im Oberbergischen vertreten. 14 Betroffene spielen in Wipperfürth.
Ping PongIn Wipperfürth hilft der Tischtennissport Parkinson-Erkrankten
Parkinson ist eine Krankheit, die für die Betroffenen mit vielen Einschränkungen einhergeht. Das wohl sichtbarste Symptom, nachdem die Erkrankung auch umgangssprachlich als Schüttelkrankheit bezeichnet wird, ist ein Ruhetremor, vor allem an den Händen sichtbar. Aber auch Bewegungsarmut und Muskelstarre gehören zu den Symptomen der unheilbaren neurodegenerativen Erkrankung.
Bis heute ist nur eine Behandlung der Symptome möglich, durch Medikamente können die Symptome aber zumindest gelindert werden. Eher unbekannt ist hingegen, dass auch Tischtennis gegen die Symptome helfen kann, weil es die Motorik und die Beweglichkeit fördert sowie das Reaktionsvermögen schult. Auch für den Gleichgewichtssinn und das Konzentrationsvermögen ist das Spiel mit dem kleinen Plastikball hilfreich. So gesehen, handelt es sich also beim Ping Pong, wie der Sport lautmalerisch auch genannt wird, um eine Form der Physiotherapie.
Regulärer Sport ist für Parkinson-Patienten schwierig
Da die Menschen, die an Parkinson leiden, aber schon von mehr oder weniger stark ausgeprägten motorischen Einschränkungen betroffen sind, ist es ihnen nicht einfach so möglich, in Sportvereinen in den regulären Tischtennis-Abteilungen mitzuspielen. Aus diesem Grund wurde 2017 der gemeinnützige Verein „PingPongParkinson“ ins Leben gerufen, gegründet wurde er vom US-Amerikaner Nenad Bach, einem Musiker und Friedensaktivisten, der sich wegen seiner Parkinson-Erkrankung von der Bühne zurückziehen musste. Nur, um dann festzustellen, dass er durch regelmäßiges Tischtennis-Training seine Symptome so verbessern konnte, dass er doch wieder auf die Bühne zurückkonnte.
Der Verein verbreitete sich in der Folge in 13 Länder – und ist seit August 2023 auch mit einem eigenen Stützpunkt im Oberbergischen vertreten, trainiert wird in der Turnhalle der St.-Antonius-Grundschule in Wipperfürth.
Peter Merten ist seit 2005 selbst an Parkinson erkrankt
Peter Merten, selbst seit 2005 an Parkinson erkrankt, gehört zu den Gründungsmitgliedern. „Der Stützpunkt hat sich aus unserer Selbsthilfegruppe entwickelt, die sich immer im Haus der Familie in Wipperfürth trifft“, sagt der 72-Jährige. Anfang 2023 haben sich drei Betroffene dazu entschlossen, Tischtennis zu spielen, sechs waren nötig, um einen Stützpunkt zu gründen. „Das war im August der Fall. Seither sind wir auf 14 Teilnehmer angewachsen, die aus Wipperfürth, Lindlar und Wermelskirchen kommen. Es gibt auch weitere Stützpunkte, die nächsten sind in Kierspe, Wuppertal, Bergisch Gladbach und Winterscheid“, sagt Merten.
Bei ihm ist die Erkrankung 2005 durch einen Arbeitsunfall ausgelöst worden. „Ich bin bei der Arbeit mehrere Meter tief abgestürzt und in der Uni-Klinik in Köln wurde dann in der Folge Parkinson diagnostiziert. Meine Kollegen haben mir gesagt, dass ich den Kaffee nicht mehr umrühren müsste, da meine Hände so zitterten“, erinnert er sich. Beruflich war er bis dahin als Elektroniker tätig.
Wipperfürther Verein wird durch Senden unterstützt
Die Gründung des Stützpunkts ist auch in Wipperfürth aufgefallen. „Ich habe mich im August und September um Spenden bemüht, damit wir Ausrüstung und Trikots anschaffen, sowie erste Projekte umsetzen können. Freundlicherweise wurden wir von der Volksbank Berg und der Firma SN Maschinenbau mit insgesamt 1000 Euro unterstützt. Auch die Wipperfürther Bürgermeisterin Anne Loth war bei der Spendenübergabe dabei und war von der neuen Gruppe sehr angetan“, sagt Merten. Angegliedert ist der Stützpunkt beim TV Wipperfürth als eigene Abteilung.
Das Training findet immer donnerstags von 18 bis 20 Uhr in der Turnhalle der katholischen Grundschule an der Ringstraße 38 statt. „Wer von Parkinson betroffen ist und den Sport einmal ausprobieren mag, ist herzlich eingeladen“, sagt Merten.
„PingPongParkinson“: Gelöste Stimmung beim Training
Und die Stimmung ist beim Training tatsächlich vor allem eines: gelöst. Man merkt, dass es hier nicht um sportliche Höchstleistungen geht, sondern die Bewegung einem besonderen Aspekt dient. So steht es auch im Flyer von „PingPongParkinson“: „Der sportliche Wettkampf ist kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander.“ Mit dem, mittlerweile sogar in Studien bestätigten, für die Betroffenen tollen Nebeneffekt, dass sich die Symptome ihrer Erkrankung verbessern. „Die Studienteilnehmer spielten sechs Monate regelmäßig Tischtennis, eine Verbesserung von Sprache, Handschrift und Mobilität war zu erkennen“, heißt es aus dem Deutschland-Verein von „PingPongParkinson“.
Der nächste Schritt in der Stützpunkt-Arbeit ist nun, ein gemeinsames Turnier mit den benachbarten Stützpunkten zu veranstalten. „Das ist allerdings kein offizielles Turnier, weil hier die Auflagen doch recht kompliziert und aufwendig sind“, sagt Merten. Daher will die Gruppe das jetzt gemeinsam mit den Stützpunkt-Gruppen in den Nachbarstädten organisieren. „Wir wollen uns Ende Mai treffen – um uns näher kennenzulernen und um das Turnier mit einem eigenen Wanderpokal zu organisieren“, sagt Merten. Was danach kommt, ist noch offen, aber die Messlatte liegt sicherlich hoch.
„Es gibt offizielle ,PingPongParkinson'-Weltmeisterschaften“, berichtet Merten lachend. Erste Erfahrungen im Turnier-Bereich hat die Gruppe allerdings schon gesammelt: mit einem Nikolausturnier vor Weihnachten.
Ein Nachbarschaftsturnier von „PingPongParkinson“ um den Wanderpokal der Volksbank Berg findet am Samstag, 24. August, von 10 bis 17 Uhr in der Turnhalle der St.-Antonius-Schule, Ringstraße 38, in Wipperfürth statt. Neben Wipperfürth als Gastgeber treten die Gruppen aus den Städten Kierspe, Wenden und Wuppertal an.
Selbsthilfegruppe im „Haus der Familie“ in Wipperfürth
Wer von Parkinson betroffen ist, dem kann der Austausch mit anderen Erkrankten eine Hilfe sein. Dafür gib es schon seit einigen Jahren die Parkinson-Selbsthilfegruppe in Wipperfürth, die sich jeden Montag von 14.30 bis 17 Uhr im Haus der Familie, Am Klosterberg 1, in Wipperfürth, trifft. Einzige Ausnahme sind die Sommerferien.
Die „PingPongParkinson“ -Stützpunkt-Gruppe trifft sich jeden Donnerstagabend von 18 bis 20 Uhr in der Turnhalle der St.-Antonius-Grundschule an der Ringstraße 38 in Wipperfürth.
Ansprechpartner für das Tischtennis-Training ist Peter Merten. Er ist erreichbar unter Telefon (01 52) 244 573 61 oder E-Mail an merten_peter@t-online.de. Ansprechpartnerin für die Selbsthilfegruppe ist Agnes Hombrecher, Telefon (01 72) 513 15 90.