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LandwirtschaftGrüner EU-Agrarsprecher besucht Wipperfürth

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Das Foto zeigt Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der grünen Europafraktion, und Biobauer Wolfgang Kern, dahinter stehen einige Kühe.

Auf dem Biohof Kern in Klespe Martin Häusling (l.) als agrarpolitischer Sprecher der grünen Europafraktion den Biohof von Wolfgang Kern (r.).

Bei der Europawahl geht es auch um die Ausrichtung der Agrarpolitik. Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der grünen Europafraktion, war zu Gast in Wipperfürth.

Am 9. Juni, in eineinhalb Wochen, wird ein neues EU-Parlament gewählt. Darum sind derzeit viele Europapolitiker unterwegs, um für ihre Partei zu werben. Dazu zählt auch Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der grünen Europafraktion, der am Dienstag in Wipperfürth zu Gast war. Der gelernte Agrartechniker besitzt in Nordhessen selbst einen Bio-Milchviehhof nebst Käserei, der mittlerweile von seinen Söhnen geleitet wird.

Rund um das Thema Milchvieh drehte sich alles beim ersten Ortstermin auf dem Bioland-Betrieb von Wolfgang und Angela Kern in Wipperfürth-Klespe. Wolfgang Kern führte die Gäste, zu denen Grünen-Kreisgeschäftsführer Seb Schäfer, Vertreter der Wipperfürther Grünen und einige Landwirte zählten, über den Hof.

Das Problem mit dem Milchpreis

Das Ehepaar Kern hat zuletzt kräftig investiert, unter anderem in drei hochmoderne Milchroboter. Mit 160 Kühen zähle man zu den mittelgroßen Betrieben, erläuterte Wolfgang Kern. Dank der Investitionen sei der Hof als Arbeitgeber interessant. Dennoch kämpfe man mit vielen Problemen, so Kern.

Der aktuelle Grundpreis von 54 Cent pro Kilogramm Biomilch decke nicht die Kosten ab, zu denen neben Löhnen vor allem Kraftfutter und die Pacht zählen. Auch den Landwirten mache die Inflation zu schaffen, erläuterte Wolfgang Kern. Angela Kern ärgert sich, dass manche Verbraucher einen Bio-Hof irrtümlicherweise mit einem Streichelzoo verwechseln würden. „Auch wir müssen wirtschaftlich arbeiten.“

Kritik am System der Prämien

Werner Schmal, Bio-Landwirt aus Lindlar, bemängelte vor allem das jetzige System der Prämien, von denen vor allem die Grundbesitzer und nicht die Höfe profitieren würden, das Gegenteil sei nötig. Das sei eine Forderung, die die Grünen schon lange vertreten würden, erläuterte Martin Häusling.

Cem Özdemir, grüner Bundeslandwirtschaftsminister, möchte den Anteil der Bio-Landwirtschaft ausbauen, auf bis zu 30 Prozent. Wolfgang Kern befürchtet, dass damit über den Bedarf hinaus produziert wird und in der Folge die Preise in den Keller gehen. Ohne entsprechende Nachfrage mache ein Ausbau der Biolandwirtschaft wenig Sinn, stimmte Häusling zu.Ein weiteres Problem, gerade für Biolandwirte, sind unterschiedliche Auflagen der Europäischen Union, der Bundesrepublik Deutschland und des jeweiligen Bio-Verbandes.

Von Kerspe aus fuhr Häusling weiter nach Oberöttenscheid und Schäferslöh, wo eine Besichtigung des Forstbetriebs von Hans-Friedrich und Christian Hardt auf dem Programm stand. Familie Hardt ist einer der größten Waldbesitzer im Grenzgebiet zwischen Wipperfürth und Hückeswagen. Am Dienstagabend gab es dann noch eine Podiumsdiskussion in der Alten Drahtzieherei, zur Zukunft der Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels und der Agrarpolitik, an der auch Franz Bellinghausen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Oberberg, teilnahm.