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ModellprojektWas das Zentrum von Wipperfürth sexy macht

Lesezeit 2 Minuten
Das Foto zeigt die Untere Straße in Wipperfürth - die Haupteinkaufsstraße.

Die Einkaufsstadt Wipperfürth in der Unteren Straße.

Viele Innenstädte drohen zu veröden. In einem Modellprojekt haben IHK und Marktexperten die Stärken und Schwächen von Wipperfürth analysiert.

Ladenleerstand, Konkurrenz durch Online-Handel, Digitalisierung: Der Handel in den Innenstädten steht unter enormem Druck. Die Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK) und die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) haben Wipperfürth unter die Lupe genommen, als eine von drei Modellstädten, neben Wermelskirchen und Brühl sowie den Kölner Neumarkt als innerstädtisches Zentrum. Jetzt wurden die Ergebnisse dem Rat präsentiert.

Wie ist die Untersuchung abgelaufen?

Die IHK hat Gespräche geführt mit Unternehmern, es gab Stadtbegehungen mit Experten der GMA, der IHK und Mitarbeitern der Stadtverwaltung. Vorhandene Konzepte und deren Umsetzung wurden ausgewertet. Ziel ist die Entwicklung einer „Toolbox“ mit Maßnahmen zur Attraktivierung der Innenstädte.

Die Ausgangssituation: Der Einzelhandel verliert seine alleinige Funktion als Besuchermagnet. Wollen Innenstädte attraktiv bleiben und nicht weiter veröden, müsse der Besuch künftig erlebnisorientiert sein. Zukunftsfähig sei nur ein Mix aus Handel, Gaststätten, Kultur, Events, Freizeit und Dienstleistungen, so die Studie. Ein permanenter Veränderungsprozess erfordere eine fortlaufende Arbeit mit allen Beteiligten.

Was läuft gut in Wipperfürth?

Seit 2021 konnten fast 30 leerstehende Ladenlokale neu vermietet werden, mit Hilfe eines Förderprogramms des Landes NRW, das die neuen Mieter für maximal zwei Jahre finanziell unterstützt. Diesen Erfolg führen IHK und GMA vor allem auf das aktive Citymanagement der Stadt zurück. Der Citymanager ist Ansprechpartner für Ladeninhaber, neue Interessenten und Vermieter, Maßnahmen werden abgestimmt und koordiniert.

Gut sei, dass man die Außendarstellung der Stadt im Blick habe. Großveranstaltungen wie Feierabendmarkt, Musiksommer und zuletzt das Weinfest locken viele Besucher aus der Region an. Bewährt hat sich auch die Gutscheinkarte „Wipp-Card“. Lob gab es auch für die Förderung der Fußgängerfreundlichkeit, etwa mit der Treppenanlage am Busbahnhof.

Was läuft nicht gut in Wipperfürth?

Die Einzelhändler der Stadt haben keine Interessenvertretung, es fehlt ein Sprachrohr der lokalen Wirtschaft und eine Abstimmung mit Unternehmen vor Ort. Zudem, so die Studie, braucht Wipperfürth ein Leitbild, um zu beantworten: „Wofür steht die Stadt?“

Was sind die nächsten Schritte?

Einzigartige historische Merkmale wie der Marktplatz sollen weiter qualifiziert werden, auch mit neuen Veranstaltungen. Wirtschaft und Stadtentwicklung sollen sich regelmäßig austauschen, Ziele sollen klarer definiert werden zu einer Strategie.

Es gibt auch konkrete Vorschläge: Jeder Smartphonebesitzer wird über GPS getrackt – es sei denn, er hat diese Funktion deaktiviert. Daraus lassen sich exakte Frequenzen messen und vergleichen, die Herkunft und die Wege der Besucher, ihre Aufenthaltsdauer und „Loyalität“, und zwar rückwirkend für drei Jahre. Diese GPS-Daten, so der Vorschlag, könnten unter Einbeziehung der Händler an bis zu drei ausgewählten Events ausgewertet werden, um daraus Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung und eine Dachmarke zu gewinnen.