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Mit VideoNachbarn ärgern sich über Autoposer am Penny-Markt in Wipperfürth

Lesezeit 4 Minuten
Ein Polizist bei einer Kontrolle auf einem Treffen von Autoposern.

Ein Polizist bei einer Kontrolle auf einem Treffen von Autoposern. (Symbolbild)

Der Parkplatz zwischen Penny- und Raiffeisenmarkt an der Wipperfürther Bahnstraße hat sich zum Treffpunkt der Autoposer-Szene entwickelt.

Ein kurzes Handyvideo macht das Problem deutlich. Auf dem Parkplatz zwischen Penny- und Raiffeisenmarkt driftet nachts ein Auto im Kreis. Aufgenommen wurde der Film aus einer Entfernung von rund 200 Metern. Trotz der Entfernung sind die quietschenden Reifen laut zu hören.

Der Parkplatz an der Bahnstraße hat sich zu einem beliebten Treffpunkt der Autoposer-Szene entwickelt. Vor allem junge Männer mit PS-starken, aufgemotzten Fahrzeugen treffen sich dort wohl regelmäßig unter dem Stichwort „Pennytreff“. Online sind unter www.instagram.com/pennytreff viele Fotos zu sehen. Auf einigen sind Autokennzeichen zu erkennen, andere sind gepixelt.

Demnach kommen die Halter aus Oberberg und Gladbach, aber auch aus Siegburg, Altenkirchen und von noch weiter weg. Stolz zeigen die Besitzer ihre getunten Fahrzeuge, versehen mit kurzen Kommentaren wie „was beim letzten Pennytreff abging, war geisteskrank! Der Parkplatz war rappelvoll.“ Auf der Seite steht außerdem der Termin-Hinweis auf ein nächstes Treffen: „Bitte benehmt Euch und hinterlasst keinen Müll.“

Quietschende Reifen und Drifts in Wipperfürth am Penny Markt

Die Nachbarn aber haben die Nase voll von dem Lärm, der mit den Treffen verbunden ist. Der Parkplatz liegt in einem Talkessel, begrenzt von zwei dicht bebauten Hängen. Auf der einen Seite liegt die Fritz-Volbach-Straße, gegenüber die Wilhelmshöhe. Betroffen sind außerdem vor allem die Kaiserstraße, die Bahnstraße und der Stöpgeshof.

„Autos, die mit quietschenden Reisen Drifts fahren, die zwischen den Kreisverkehren am Penny und am Blechmann enorm beschleunigen und abbremsen. Im Sommer geht das oft ab 20 Uhr los und verschärft sich ab 22 Uhr bis 1, 2 Uhr nachts“, schildert ein genervter Anwohner der Wilhelmshöhe. Es gibt Berichte von illegalen Rennen. Auch vergangene Woche soll es mehrere Treffen gegeben haben.

Ey Alter, was willst Du?
Reaktion von Posern auf einen Anwohner

Ein Anwohner der Fritz-Volbach-Straße schildert einen Versuch, mit den Posern ins Gespräch zu kommen. „Ich bin eines Abends zum Parkplatz gegangen und habe ein paar junge Männer mit ‚Hallo Jungs‘ begrüßt. Ihre Antwort: ‚Ey Alter, was willst Du?‘. Da bin ich wieder gegangen.“

Mehrere Anwohner berichten, dass sie wiederholt nachts die Polizei angerufen hätten. Ihre Erfahrungen fallen unterschiedlich aus. Manchmal schicke die Polizei einen Streifenwagen vorbei, der für Ruhe sorge. Doch es komme auch vor, dass die Beamten nur desinteressiert reagieren würden.

SPD fragt die Stadt Wipperfürth, ob sie die Lärmbelästigung dokumentiert

Im Juni 2023 stellte SPD-Fraktionschef Frank Mederlet eine Anfrage an die Verwaltung. Er wollte wissen, ob die Stadt die Lärmbelästigung dokumentiere, ob es regelmäßige Kontrollen gebe und wie die Zusammenarbeit mit der Polizei laufe. Laut Verwaltung gab es nur wenige Einsätze, illegale Autorennen habe man nicht festgestellt, die Zusammenarbeit sei gut. Geschwindigkeitsmessungen im Juni 2023 waren laut Stadt unauffällig, bis auf eine Ausnahme.

Ein Kreis von Anwohnern hat nun eine Initiative gegründet und in kurzer Zeit 126 Unterschriften gesammelt. Die Initiative fordert verstärkte Präsenz von Polizei und Ordnungsamt, Videokameras und Beleuchtung, Informationskampagnen sowie „angemessene Strafen und Bußgelder für Personen, die den nächtlichen Frieden stören“.

Ein erstes Schreiben der Initiative an das Rathaus – zuvor soll es schon mehrere Telefonate gegeben haben – datiert auf den 20. Oktober 2023. Die Initiatoren baten um ein Gespräch mit Bürgermeisterin Anne Loth. Daraufhin, so die Initiative, habe sich Matthias Pack, Leiter des Wipperfürther Straßenverkehrsamts, gemeldet und eine erneute Rückmeldung innerhalb weniger Tage zugesichert. Dann sei nichts weiter passiert.

Polizei fährt an betroffenem Bereich in Wipperfürth vermehrt Streife

Die Initiative hakte Mitte Januar noch einmal nach und setzte unsere Zeitung in Kenntnis. Das Rathaus reagierte umgehend und entschuldigte sich für die Verzögerung. Zwischenzeitlich hat es ein Gespräch mit dem Leiter der Polizeiwache gegeben, „Polizei und Ordnungsamt haben den Bereich in ihre Streifen aufgenommen“, heißt es in der Mail aus dem Rathaus. Schon bald wollen sich Stadtverwaltung, Polizei und Anwohner vor Ort zu einem Gespräch treffen. Eine mögliche Maßnahme: die nächtliche Sperrung des Parkplatzes.

Bei der Kreispolizei kennt man die das Problem. In den vergangenen zwölf Monaten verzeichnet die Einsatzstatistik dort elf Einsätze. Sechs mal sei es um Schleuderübungen oder Rennen gegangen, aber nur zweimal hätten die Beamten tatsächlich Personen angetroffen.

„Wir müssen den Betroffenen einen konkreten Verstoß nachweisen können, aber das ist schwierig. Es reicht nicht aus, vor Ort Personen anzutreffen“, sagt Michael Tietze von der Pressestelle der Polizei. „Uns ist daran gelegen, insbesondere Rennen, Schleuderfahrten und entsprechende Lärmbelästigungen zu verhindern. Daher wird der Bereich auch regelmäßig von den Kollegen und Kolleginnen der Wache Wipperfürth bestreift. Unser Verkehrsdienst hat auch schon im Rahmen von Tuningkontrollen die Örtlichkeit aufgesucht, konnte dort jedoch keine entsprechenden Fahrzeuge antreffen“, so Tietze.

„Wir wollen die Szene hier nicht haben“

Eigentümer des Parkplatzes ist die Raiffeisen-Waren-Genosssenschaft (RWG). Friedhelm Scherkenbach ist dort leitender Mitarbeiter. „Das Problem ist uns seit Jahren bekannt, wir wollen die Szene hier nicht haben“, sagt Scherkenbach. Zwischenzeitlich habe die RWG einen privaten Sicherheitsdienst engagiert – das habe geholfen, sei aber keine Dauerlösung. Jüngere Kollegen hätten über Soziale Medien Kontakt zur Poser-Szene gesucht.

„Wir wissen nicht wirklich, was wir als RWG noch unternehmen können“, sagt Scherkenbach. Den Parkplatz abzusperren, bringe vermutlich nichts. Zudem werde der benachbarte Penny-Markt nachts beliefert, eine Sperrung würde das schwierig machen.