Nach 28 Jahren als Leiter des Musikvereins Dohrgaul wird Dirigent Lothar Vandenherz den Taktstock weglegen.
ReitstallkonzertWipperfürther Dirigent legt den Taktstock beiseite
Es ist Freitagabend, im Pfarrheim Agathaberg wird gleich geswingt und musiziert – der Musikverein Dohrgaul hat dort seine wöchentliche Probe. Die stehen derzeit im Zeichen der letzten Vorbereitungen und des Feinschliffs für ein ganz besonderes Konzert.
Denn es markiert das Ende einer Ära – und das zu sagen, ist nicht übertrieben. Denn nach 28 Jahren als Leiter des Musikvereins wird Dirigent Lothar Vandenherz den Taktstock an den Nagel hängen und im Reitstall der Familie Hungenberg in Wipperfürth-Großscherkenbach zum letzten Mal seine Musikerinnen und Musiker sicher durch die Besonderheiten der einstudierten Stücke navigieren.
Verständnis, aber auch Wehmut
Das Konzert an diesem Sonntag, 25. August, ist gleichzeitig das Ende der „Abschiedstournee“ der vergangenen Wochen und Monate. „Wir haben nicht nur eine erfolgreiche ,Brass Night' in der Alten Drahtzieherei gespielt, sondern auch auf diversen Schützen- und Heimatfesten“, sagt Vandenherz gut gelaunt. Das liegt allerdings nicht am anstehenden Ende seiner Dirigentenkarriere – „ich werde dann sehr viel mehr Zeit haben“, sagt Vandenherz –, sondern schlicht daran, dass der Hückeswagener Freude an seiner Arbeit hat.
Die Entscheidung zum Abschied sei ihm zwar nicht ganz leicht gefallen, aber sie sei richtig. „Für mich ist es wichtig, dass ich ein bisschen unabhängiger werde – es hören übrigens auch einige andere Musiker auf, die teils schon über 50 Jahre dabei sind“, sagt Vandenherz. Beim Vorstand, namentlich Claudia Nassenstein und Anna Heller, ist zwar Verständnis für den Abschied da, aber auch Wehmut. Kein Wunder, denn so ist etwa Anna Heller genauso lange dabei wie ihr scheidender Dirigent. „Ich bin 1996 als Kind eingetreten, als Lothar seine ersten Proben absolviert hat“, sagt sie lachend.
Überhaupt, es wird viel gelacht, das merkt man auch, als nach und nach die Musikerinnen und Musiker im Pfarrheim eintrudeln und die Instrumente auspacken. Gleich werden die Stücke wieder verfeinert, die am letzten Sonntag im August gespielt werden. „Music“ von John Miles ist etwa dabei. „Das bringt es doch auf den Punkt – Music was my first Love“, sagt Vandenherz. Aber auch die „Bergische Ouvertüre“ wird gespielt, mit dem Bergischen Heimatlied.
Und es ist diese Mischung aus modern und alt, Pop und volkstümlich, die den Musikverein ausmacht und nach wie vor lebendig und frisch klingen lässt – nicht unerheblich geprägt von der Arbeit des Dirigenten. „Er identifiziert sich mit dem Verein, ist ja selbst Mitglied geworden“, sagt Claudia Nassenstein. Das sei bei Dirigenten nicht die Regel. Und sie bringt es auf den Punkt: „Lothar ist ein sehr treuer Hund, der immer dabei ist. Er hat drei Jubiläen mit uns erlebt und gefeiert – das 90-, 100- und 110-jährige Bestehen haben wir mit großen Konzerten begangen.“
Einige wollten Nachfolger werden
Natürlich stellt sich beim Abschied eines Dirigenten die Frage nach der Nachfolge. Noch möchte der Vorstand nicht mit der Sprache herausrücken, weil letzte Unterschriften fehlen. Claudia Nassenstein: „Wir hatten mehrere Bewerbungen, der Vorstand und das Orchester haben sich sehr einstimmig für einen Kandidaten entschieden. Es ist gut, dass es so geschlossen war“, sagt sie. Doch zunächst steht das Abschieds-Konzert an. „Eine offizielle Taktstockübergabe wird es nicht geben. Dafür aber einen dritten Teil, von dem Lothar natürlich noch nichts weiß“, sagt Claudia Nassenstein schmunzelnd.
Abschiedskonzert
Das Abschiedskonzert findet am Sonntag, 25. August, um 14.30 Uhr auf dem Reiterhof Großscherkenbach statt.