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53 Kinder betreutSilke Kappenberg aus Wipperfürth beschreibt Herausforderungen als Tagesmutter

Lesezeit 4 Minuten
Silke Kappenberg steht mit einer Handpuppe in der Hand in einem Kinderzimmer. Im Hintergrund ist ein großer Baum zu sehen, der mit bunten Farben an die Wand gemalt wurde. Auf jedem Blatt steht der Name eines ihrer Tageskinder.

Jedes ihrer 53 Tageskinder hat sich als Blatt an einem großen gemalten Baum im Zuhause von Silke Kappenberg verewigt.

Ende Juli hört die 57-Jährige auf und blickt noch einmal zurück auf die vielen Facetten und Herausforderungen des Berufs der Tagesmutter.

14 Jahre ist es her, als Silke Kappenberg aus Wipperfürth den Entschluss fasste, als Tagesmutter, im Fachjargon: Kindertagespflegeperson, zu arbeiten. Seitdem hat sie 53 Kinder betreut. Nun hört sie Ende Juli auf und blickt noch einmal zurück auf die vielen Facetten und Herausforderungen des Berufs der Tagesmutter.

Als ihre eigenen drei Kinder damals aus dem Gröbsten raus waren, musste Kappenberg als Alleinerziehende wieder in den Beruf einsteigen. Sie suchte nach einer beruflichen Aufgabe, die sie von zu Hause aus erledigen konnte, um nach wie vor für ihre heranwachsenden Kinder da zu sein. In ihren gelernten Beruf als Innenarchitektin wollte sie jedoch nicht zurück. „Ich glaube, dass ich mich mit dieser Berufswahl vertan habe“, sagt sie.

Die Arbeit mit Kindern lag der Wipperfürtherin von Anfang an

In einer Jugendherberge begleitete die Wipperfürtherin zeitweise Schulklassen. Bei dieser Arbeit sei ihr klar geworden, dass sie etwas mit Kindern machen wollte. Und so wählte sie den beruflichen Wiedereinstieg als Tagesmutter. Neben notwendigen Aus- und Weiterbildungen sei das Tagesmütternetz von Anfang an eine wichtige Basis gewesen. „Sie waren immer ansprechbar und haben mir gezeigt, wo ich Anträge stellen musste“, erzählt sie dankbar. Denn: „Ohne den Antrag für einen Existenzgründerzuschuss fehlt die finanzielle Unterstützung für Tagesmütter.“ Pro Tageskind kann zudem ein Zuschuss von 500 Euro beantragt werden. Davon können beispielsweise Spielsachen angeschafft werden.

Silke Kappenberg erhielt die Pflegeerlaubnis für Kinder aus acht Familien, davon darf sie fünf Kinder zeitgleich betreuen. An den Tag, an dem die ersten Eltern mit ihren Kindern vor ihrer Türe standen, erinnert sich die heute 57-Jährige noch genau: „Da war ich natürlich aufgeregt.“ Vor allem die Eingewöhnungsphase der Kinder sei wichtig und bei allen unterschiedlich. Kappenberg nahm Kinder im Alter ab fünf Monaten an.

Tagesmutter Silke Kappenberg hat mit der Zeit feste Tagesabläufe etabliert

Mit den Jahren hat sie einen festen Tagesablauf etabliert. So geben Frühstückszeit, Morgenkreis und Spielzeit den Tagen eine Struktur. „Das Besondere in der Kindertagespflege ist, dass sich die Kinder aus dem Familiengefüge zu einer kleinen Persönlichkeit entwickeln, die sich in der neuen Kleinkindgruppe selbstbewusst zurechtfindet. Es fühlt sich an wie fünf Geschwister – vertraut und geborgen, wie in einer Familie.“ Zudem fördert die Wipperfürtherin die Kinder in ihrer Entwicklung: „Ich liebe diese Arbeit sehr. Mit den kleinen Menschen umzugehen, ihnen in die große, weite Welt zu verhelfen und den Eltern mit viel Rat und Tat zur Seite zu stehen.“

Jedes Kind habe aber auch die Möglichkeit, für sich zu sein. „Ich hatte mal ein Tageskind, das hat den ganzen Tag mit meinem Hund gekuschelt“, berichtet sie. Denn Hunde und generell Tiere gehören fest zu Kappenbergs Arbeit als Tagesmutter. Vor einigen Jahren bildete sich die Wipperfürtherin weiter und bot seitdem tiergestützte Therapie an. Zu den Tieren, die auch ihre Tageskinder begleiteten, gehören ein Pferd sowie früher eine Katze und Ziegen. Und wie haben es ihre eigenen Kinder empfunden, dass plötzlich weitere Kinder im Haus waren? „Die fanden es am Anfang sehr spannend. Als sie älter wurden, war es aber auch schon mal schwieriger. So war mir eine klare Trennung der Räumlichkeiten immer wichtig und dass meine Tageskinder eigenes Spielzeug haben.“

Tagesmutter Silke Kappenberg hat heute selbst sechs Enkelkinder

Heute sind ihre eigenen Kinder längst aus dem Haus und Silke Kappenberg ist sechsfache Oma. Das ist, neben gesundheitlichen Problemen, einer der Gründe, warum sie sich entschieden hat, nicht weiter als Tagesmutter zu arbeiten. „Meine Enkelkinder brauchen nun meine Aufmerksamkeit. Außerdem lebe ich alleine in dem großen Haus. Mir fehlt abends jemand zum Sprechen.“

Und sie ergänzt: „Dass wir Tagesmütter selbstständig sind und wir am Anfang kein Krankengeld bekamen, machte es nicht leichter, sich die Auszeit zur Genesung zu nehmen, die man gebraucht hätte, um wirklich gesund zu werden, um diesen anspruchsvollen und auch hochsensiblen Job zu machen.“ Das Wissen, dass fünf Familien ihren Ausfall auffangen müssen, habe zusätzlich auf ihr gelastet.

So hört Kappenberg mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf und ist dankbar für die vielen Kinder sowie die gute Zusammenarbeit mit den Eltern, der Stadt, Kolleginnen und dem Tagesmütternetz. Für den Neuanfang hat sie sich für einen klaren Cut entschieden. Ihr Haus in Wipperfürth wird sie verkaufen und nach Wuppertal zu ihrem Partner ziehen. Dort wird sie als Ergänzungskraft in einem Kindergarten arbeiten.

Zum Abschied hat sie jüngst einen Tag der offenen Tür veranstaltet und alle Kinder, die sie in 14 Jahren betreut hat, noch einmal eingeladen. Von 53 Kindern kamen 29, erzählt Kappenberg glücklich.