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NachgefragtDer Wupperverband nimmt Stellung zu Vorwürfen eines Lesers aus Wipperfürth

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt die Fußgängerbrücke über die Wupper mit dem Alten Turbinenhaus und dem Wehr im Hintergrund.

Die Fußgängerbrücke über die Wupper mit dem Alten Turbinenhaus und dem Wehr im Hintergrund

Abreißen oder erhalten? Die Zukunft des alten Radium-Wehrs an der Wupper wird in Wipperfürth kontrovers diskutiert.

Die Stadt Wipperfürth und der Wupperverband beabsichtigen, das Wehr am alten Radium-Turbinenhaus in Wipperfürth und die Staustufe dort zu schleifen, vor allem, um den Hochwasserschutz zu verbessern. Doch das Vorhaben ist umstritten. Unser Leser Jochen Mutz erhebt in einem Leserbrief Vorwürfe:

Ein Leser unserer Zeitung aus Wipperfürth erhebt Vorwürfe

„Die Staustufe bei Radium ‚zu schleifen‘, dieses denkmalwürdige Stück Industriegeschichte zu entfernen, ist meines Erachtens grober Humbug. Wer hat sich diese unsägliche Idee einfallen lassen? Wer regiert eigentlich unsere Stadt? Wer hat hier was zu sagen? Wer ist verantwortlich?

Die folgenschwere Untätigkeit der Behörden in Sachen, ‚funktionsuntüchtig gewordenes Wehr‘ mit allen schlimmen Hochwasserschäden und auch die Verantwortungslosigkeit des Rechtsinhabers für das Wasserentnahmerecht ist anzuprangern, sage ich als Beamter a.D.

Den Leserbriefschreibern Kahl und Sax Gratulation, Dank und Anerkennung. Aber ob nun die Politik reagiert, sich hier konsequent für ein besonderes Stück Stadtgeschichte unserer Heimat einzubringen? Insbesondere den durch alle Hochwasserereignisse Geschädigten wäre es zu gönnen, aber letztlich müsste es die gesamte Öffentlichkeit interessieren, was im und um das Turbinenhaus herum letztlich geschieht! Verschönerung und Verbesserung dieses echte Aufenthaltsqualität bietenden Ortes muss sein!

Keinesfalls aber darf die von den so genannten Experten mit dem Abbruch der Stauanlage und Neubau einer weiteren Brücke beabsichtigte Verschandelung des optischen Gesamtbildes Realität werden. Welche Schäden durch Hochwasser hätten vermieden werden können, wenn das funktionierende Wehr rechtzeitig hoch gezogen worden wäre, interessiert tatsächlich nicht.

Wichtig ist nur, dass man künftig echten Hochwasserschutz praktiziert, der klappt! Dazu sind alle Durchlässe im Turbinenhaus mit elektronisch zu steuernden Wehren zu nutzen, eventuell könnte es erforderlich sein, die Staustufe um bis zu einem halben Meter abzutragen. Hydraulische Berechnungen müssten ergeben, dass sogar eine Wiederholung der Sintflut 2021 ohne Schäden blieb.

Wichtig ist nur, dass man künftig echten Hochwasserschutz praktiziert, der klappt!
Jochen Mutz in einem Leserbrief an diese Zeitung

Die Behörden sind hier im besonderen zur Transparenz verpflichtet, schließlich haben sie infolge von ,Kompetenzwirrwarr und Zuständigkeitslotto' die eigentlich jährlich vorzunehmenden Kontrollen der Staustufe-Stauwehr-Turbinenhaus-Radium jahrelang unterlassen! Tatsächlich ist die Bezirksregierung Köln zuständig – das hat sich aber erst nach mehreren Telefonaten auch mit dem Oberbergischen Kreis herausgestellt.

Daher bitte: Die geschichtsträchtige Stauanlage erhalten, die Fischtreppe optimieren und die Staustufe optisch aufwerten, am Nordufer im Bereich des Parkplatzes eine Parkanlage mit Bänken oder auch ‚Spanischer Treppe‘ mit Blick auf Wasserspiel und Wassertierwelt schaffen und zugleich echten Hochwasserschutz betreiben. Das klappt!“

Der Wupperverband nimmt Stellung

Unsere Zeitung hat den Wupperverband um eine Stellungnahme zu diesem umstrittenen Thema gebeten: „Für die Verbesserung des Hochwasserschutzes braucht es verschiedene Bausteine, die nur im Zusammenspiel ihre Wirkung entfalten können. Der Wupperverband hat Verständnis, dass einige Bürger und Bürgerinnen den Rückbau des Wehres bedauern.

Die Kommune und wir haben Hotspots untersucht. Es ist nicht einfach, in gewachsenen Strukturen den Hochwasserschutz zu verbessern. Wir haben im Rahmen der vorhandenen Bebauung gemeinsam nach Lösungen gesucht. Einen 100-prozentigen technischen Schutz kann es nicht geben, aber gute Verbesserungen man kann herbeiführen. Im Fall der Wupper würde der durch den Wehrrückbau sinkende Wasserstand um circa einen Meter eine Verbesserung bringen; so würden größere Hochwässer abgemildert.

Im Fall des Gaulbachs wäre durch die Kombination aus Rückbau des Wehres und der Entschärfung der engen Durchlässe ebenfalls perspektivisch eine Verbesserung möglich, hier wäre der Wehrrückbau ein Baustein. Dies ist eine Option, die derzeit geprüft und mit den Beteiligten diskutiert wird. Gerne werden wir den weiteren Entwicklungsprozess mit Informationen für Presse und Öffentlichkeit begleiten.“