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Stadt soll einspringenZwei Kindergärten in Wipperfürth schreiben rote Zahlen

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt Spielzeug in einem Kindergarten und mehrere Kinder.

Viele Kindergärten klagen über zu wenig Geld.

Die beiden Wipperfürther Awo-Kindergärten schreiben rote Zahlen. Die Stadt wird ein Defizit von rund 155.000 Euro voraussichtlich übernehmen.

Die beiden Awo-Kindergärten Erna Schmitz in der Innenstadt und Elfriede Ryneck in Wipperfürth-Kupferberg haben drei Jahre in Folge rote Zahlen geschrieben. Insgesamt fehlen 155.000 Euro. Dort eingerechnet ist schon die Summe von 20.700 Euro, die das Land NRW der Arbeiterwohlfahrt (Awo) nachträglich zukommen ließ.

Der Awo-Kreisverband Rhein-Oberberg hat deshalb bei der Stadt Wipperfürth einen Antrag auf Ausgleich der Defizite gestellt. In einer Sondersitzung hatte der Jugendhilfeausschuss am Dienstagabend das Thema beraten. Einstimmig empfiehlt der Ausschuss dem Rat, den Fehlbetrag zu übernehmen.

Sondersitzung des Wipperfürther Ausschusses

Eine Alternative dazu gibt es aus Sicht der Verwaltung nicht. Andernfalls drohe die Gefahr, dass die Awo sich als Kitaträger aus Wipperfürth zurückziehe, eine Querfinanzierung innerhalb der Awo sei nicht möglich. Wäre die Stadt gezwungen, die beiden Kitas selbst zu übernehmen, käme das viel teurer.

„Wir haben die Zahlen der Awo nachgerechnet, der Fehlbetrag ist grundsätzlich nachvollziehbar“, erklärte Fachbereichsleiter Marius Marondel. Die Stadt will allerdings einige Auflagen machen: Sollte sich bei der Endabrechnung herausstellen, dass das Defizit geringer ausfällt, ist die Differenz zurückzuzahlen.

Wir haben die Zahlen der Awo nachgerechnet, der Fehlbetrag ist grundsätzlich nachvollziehbar.
Marius Marondel, Fachbereichsleiter der Hansestadt Wipperfürth

Fällt es höher aus, will die Stadt nicht mehr zahlen. Und sollte der Awo-Kreisverband Rücklagen bilden können, soll die Hälfte davon an die Stadt gehen. Im Ausschuss gab es zu dem Tagesordnungspunkt keine Nachfragen. Hartmut Hirsch (CDU) dankte der Awo und betonte, die Stadt müsse helfen.

Auf Anfrage unserer Zeitung nimmt Alwine Pfefferle für den Awo-Vorstand Stellung. Hauptproblem sei der Widerspruch zwischen dem gesetzlich festgelegten pädagogischen Anspruch und der nicht auskömmlichen Pro-Kopf-Finanzierung durch das Land.

Awo beklagt Unterfinanzierung durch das Land NRW

„Die Unterfinanzierung tritt vor allem in Jugendamtsbezirken auf, in denen die Awo nur sehr wenige und kleinere Einrichtungen betreibt, da hier die gegenseitige finanzielle Unterstützung der Kitas nicht mehr ausgleichend möglich ist. Die Awo hat selbstverständlich entsprechende Gespräche in allen Jugendamtsbezirken geführt“, so Pfefferle.

Die aktuellen Tarifverhandlungen hätten die Situation nochmals „dramatisch verschärft“, auch wenn man die Erhöhung der Bezüge begrüßte und die Mitarbeitenden dies verdient hätten. Kritisch sei es jedoch, dass das Land NRW die Pauschalen erst zum August 2024 erhöhe.

Aktuell fehlen in Wipperfürth über 120 Kita-Plätze

Die Übergangsfinanzierung der Landesregierung decke nur ein Drittel der tatsächlichen Kosten ab, erklärte Pfefferle für den Awo-Vorstand. Zum 1. August würden die Kindpauschalen um 3,46 Prozent steigen, alleine bei den Personalkosten gebe es aber einen Sprung von rund elf Prozent. Hinzu kämen steigende Kosten für Lebensmittel, Energie und Handwerksleistungen.

Aktuell fehlen in Wipperfürth über 120 Kita-Plätze. Gabriele Eck vom Jugendamt teilte mit, dass für 37 Kinder über drei Jahre, für 46 Zweijährige und 43 Einjährige die Eltern über das Portal „Little Bird“ einen Kita Platz beantragt hätten, aber nicht versorgt seien. Wie groß der tatsächliche Bedarf gerade bei den Einjährigen sei, wisse man nicht, so Eck. „Viele Eltern haben mittlerweile Panik und melden ihrer Kinder früh an.“ Die zehn Tagesmütter seien alle gut ausgebucht.

Doch es tut sich etwas. Läuft alles glatt, stehen ab 1. August 2025 weitere 40 Kitaplätze zur Verfügung. Einstimmig empfiehlt der Ausschuss dem Rat, im evangelischen Gemeindehaus an der Lüdenscheider Straße 17 eine weitere Gruppe des Kindergartens „Sonnenkäfer“ einzurichten, für 20 Kinder ab drei Jahren. Die Stadt soll dafür Kosten in Höhe von 364.500 Euro übernehmen.

Neben der Jugendherberge an der Ostlandstraße soll eine Waldgruppe für weitere 20 Kinder ab Drei entstehen, als feste Unterkunft bei schlechtem Wetter und Anlaufstation soll ein Bauwagen dienen. Diese Waldgruppe wird dem DRK-Kindergarten „Rasselbande“ angeschlossen. Einen Kostenanteil von 20.000 Euro soll die Stadt übernehmen.