„Wollüstig über Wipfeln“Werbung für Panarbora erregt die Gemüter
Waldbröl – Die Werbekampagne des Landesverbandes Tourismus NRW ist schon vier Wochen alt, doch erst jetzt schlagen die Wogen hoch und beschäftigen die Nutzer in den sozialen Netzwerken mit kontroversen Kommentaren. Das Objekt der Diskussion ist der Naturerlebnispark Panarbora in Waldbröl mit seinem über 30 Meter hohen Aussichtsturm und dem Baumwipfelpfad, die beide spektakuläre Ausblicke zu bieten haben.
Der Titel „Wollüstig über Wipfeln“ und der neben dem Foto zu lesende zweideutig eindeutige Untertitel ist es dabei, der polarisiert und die Gemüter erhitzt. Der Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerkes (DJH) in Düsseldorf als Betreiber der Waldbröler Jugendherberge hat sich von der Werbekampagne distanziert, zudem sei das Ganze ohne vorheriges Wissen des DJH initiiert und schon gar nicht in Auftrag gegeben worden, sagt Cathrin Arnemann, Marketingleiterin des Herbergswerks.
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Dieser Aussage gibt Julie Sengelhoff, Sprecherin von Tourismus NRW und dort auch Teamleiterin für Social Media und Influencer Relations, Recht. Allerdings, so Sengelhoff, mit zwei Kolleginnen auch die Schöpferin der Aktion, sei das Ganze von vorneherein keine Kampagne für Panarbora, sondern darüber hinaus für insgesamt zwölf herausragende Tourismusziele in ganz Nordrhein-Westfalen. „Panarbora ist lediglich eines der Ziele, mit denen wir als Verband digital um junge Aktivtouristen werben.“
Den Vorhalt, dass sie und ihre beiden Kolleginnen gerade als Frauen sexistische und frauenfeindliche Werbung betreiben würden, lässt Julie Sengelhoff nicht gelten. Das Ganze habe mit Sexismus nichts zu tun, schließlich werde in keinem der zwölf beworbenen Beiträge ein Frauenkörper zur Schau gestellt, sondern die – von ihr zugegeben – zweideutig zu verstehende Sprache dazu benutzt, die atemberaubende Schönheit der NRW-Natur- und Kulturlandschaft zu unterstreichen. „Damit wollen wir neugierig machen.“ Wie die Sprache mit ihren vielen, wunderbaren Facetten, so Sengelhoff, dann interpretiert werde, sei der Fantasie der Betrachter überlassen.
Nicht zuletzt weist die Tourismus-Sprecherin darauf hin, dass die vor vier Wochen auf der Tourismusbörse Berlin von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart vorgestellte Aktivkampagne sogar von der EU finanziert werde, mitgetragen von den Projektpartnern der Regionen Bergisches Land, Bergisches Städtedreieck, Bonn, Eifel, Neanderland, Ruhrgebiet, Münsterland, Niederrhein, Sauerland, Siegerland, Teutoburger Wald und der IHK zu Köln.
Inge Bell, stellvertretende Bundesvorsitzende der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes und unter anderem „Frau Europas“, sieht die Aktionskampagne durchaus kritisch: „In diesem Fall der NRW-Werbung ist es natürlich auf jeden Fall sexualisierte Werbung – mit Begriffen wie ,One Night stand’. Aber es würdigt nicht jemanden herab, weder Mann noch Frau.“
Das Ganze sei also „ziemlich sicher“ nicht sexistisch, aber sexualisiert. Und dennoch durchaus kritikwürdig, weil die Werbung auch für sehr junge Menschen, für Familien und Kinder, zugänglich und lesbar sei, sie präge und unnötig sexualisiere. „Diese Aktion ist am Rande des schlechten Geschmacks“, so das Fazit der engagierten Frauenrechtlerin.
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