Die Räte der Verbandsgemeinde sind sich einig. Der Windpark als „privilegiertes Bauvorhaben“ soll schneller kommen. Noch fehlt ein Betreiber.
Nach 10 JahrenPlanung für Windpark am Siebengebirge kommt voran

Auf den Unkler Höhen bei Bruchhausen könnten sich in Zukunft Windräder drehen, Vier Bürgermeister haben einen Solidarpakt unterzeichnet. (Symbolbild)
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Nachdem es länger als ein Jahrzehnt nicht so recht vorangehen wollte mit einem Windpark zwischen Siebengebirge und Westerwald, ist jetzt Schwung in die Sache gekommen.
Die vier Orts- respektive Stadtbürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Unkel haben einen Solidarpakt unterzeichnet. Inhalt: Konkrete Planungsschritte zum Bau von Windrädern und eine Verteilung der erwarteten Erträge, mit der alle vier zufrieden sind.

Bürgermeister unterzeichnen Solidarpakt für Unkel.
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Das ist der Plan: So bald wie möglich sollen die Einwohner der VG und der Nachbarschaft in einer öffentlichen Versammlung informiert werden. Ist der Andrang sehr groß, wird es notfalls einen zweiten Termin geben. Zur Sicherheit soll es noch eine Bürgerbefragung geben, bevor das sogenannte Interessenbekundungsverfahren anrollt.
Zwischen Siebengebirge und Westerwald: Betreiber für Windräder gesucht
Das ist im Grunde eine Ausschreibung, die über die Kommunalberatung Rheinland-Pfalz läuft. Mit der Beratungsfirma des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz arbeiten die vier Bürgermeister bereits zusammen. Gesucht wird auf diesem Wege ein Betreiber für acht bis zehn Windräder auf einer Fläche, die zwischen dem Kasbachtal, dem FFH-Schutzgebiet Asberg und der Landesgrenze im Norden liegt.
Erpels Bürgermeister Günter Hirzmann ist zuversichtlich, dass noch vor Ende des Jahres ein Betreiber gefunden ist und alles vertraglich unter Dach und Fach kommt. Zu verdanken sei das nicht zuletzt dem Willen der vier Bürgermeister, sich so zu einigen, dass alle in der Verbandsgemeinde zufrieden sein könnten.
Dass sich nun so schnell etwas bewegt, liegt natürlich auch an dem, was man gemeinhin Energiewende nennt. So etwas wie ein Windpark hat neuerdings derart gründlich Vorfahrt, dass weder Flächennutzungsplan noch Baurecht nennenswerte Hindernisse kennen. „Privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich“ nennt sich das. Heißt im Klartext: Sobald sich die vier Kommunen mit einem Windradbetreiber einig sind, kann es losgehen.
Windrad-Platzierung muss Bedürfnissen des Militärs abgestimmt werden
Ein paar Dinge wollen noch untersucht sein, etwa der Einfluss der Windräder auf die unmittelbare Umwelt, vor allem, was Leib und Leben der Vogelwelt angeht. Gefahr könnte im Zuge von Aufrüstung und Beschwörung von Kriegsszenarien aber auch von jenseits des Rheins drohen. Das kugelförmige Radom des Fraunhofer-Instituts in Wachtberg – die „Kugel“ ist ebenso weithin sichtbar wie die geplanten Windräder – dient zwar vor allem der Satelliten- und Weltraumschrott-Beobachtung. Allerdings mögen auch Militärs die Fähigkeiten des Riesenradars und wünschen sich unverstellten Blick nach Osten.
Laut Hirzmann besteht nicht notwendig Grund zur Sorge. Den Wünschen des Militärs könnte mit geschickter Windrad-Platzierung begegnet werden, die geplanten großen Windräder, deren 80-Meter-Rotoren sich vergleichsweise langsam drehten, würden weniger Vögeln gefährlich als andere, und die meisten üblichen Bedenken gegen die Windmühlen ließen sich heutzutage ebenfalls entkräften.
Die Argumente dagegen sind wirklich eher schwach.
„Die Argumente dagegen sind wirklich eher schwach“, sagt auch Thomas Schmidt, grüner Kommunalpolitiker in der Verbandsgemeinde. Die überaus effektiven großen Windräder gefährdeten auch den Wald nicht, in dem sie einmal stehen sollen, wenn die Wiederaufforstung nach dem Borkenkäferbefall geklappt hat und die Baustellen für die Anlage verschwunden sind.
Die Blätter drehten sich in 80 Metern Höhe über Grund. So hoch wächst dort kein Baum. Hirzmann ergänzt, dass moderne Rotoren weniger Lärm machten als ältere und auch Schattenwurf auf der Höhe über dem Rhein kaum eine Rolle spiele, selbst für die nächsten Anlieger auf der Breiten Heide (Rheinbreitbach) und in Schweifeld, das schon zu Windhagen gehört.
Windpark soll Gemeinden möglichst wenige kosten
Bleibt die wichtige Frage: Was kostet der Spaß die Erpeler, Unkeler, Rheinbreitbacher und Bruchhausener? Am liebsten gar nichts. Günter Hirzmann geht gar so weit, dass der Windpark die leeren Stadtsäckel ziemlich schnell auffüllen könnte. Sprechen die noch fehlenden Gutachten – die der Betreiber ebenfalls beibringen muss – für das Vorhaben, kann das Unternehmen bauen und trägt so gut wie alle Kosten.
Es lebt dann davon, dass es den Strom über die nahe Hochspannungsleitung an Versorger und Verbraucher verkauft. Zahlen muss es den Gemeinden aber Pacht. Erste Prognosen versprechen mehr als 200.000 Euro pro Windrad und Jahr. Die Kommunen teilen sich das so: Eine Hälfte durch vier, die andere nach der Größe der Einwohnerzahl.
Hirzmann hat nach eigenem Bekunden Verständnis für jeden, der Windräder als optischen Störfaktor wahrnimmt. „Wer will denn schon so ein Ding in der Nähe haben?“ Es werde aber nun einmal immer mehr Strom benötigt, und da sei just im Gebiet der Verbandsgemeinde Unkel ein Windpark die beste Lösung, die darüber hinaus ganz reale Gewinne verspreche. Das sei eine Riesenchance für Kommunen, die ansonsten immer schwerere Lasten auf finanzielle, immer schmalere Schultern geladen bekämen. Und trotz der Größe der Windräder – kleinere seien nicht effektiv genug – hielten sich die Schäden an der Aussicht in Grenzen.
Nächster Schritt aber ist erst einmal die Bürgerinnen- und Bürgerinfo. Der Termin werde so bald wie möglich bekanntgegeben.