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Prostitution in ZahlenSo viele Sexarbeitende gibt es in Köln und der Region

Lesezeit 6 Minuten
Eine Prostituierte sitzt bei roter Beleuchtung auf einem Bett in einem Studio.

Eine Statistik von IT.NRW zeigt, wo die meisten Prostituierten arbeiten, wie alt sie sind und welche Staatsangehörigkeit sie haben.

Zahlen des Statistischen Landesamt geben Auskunft darüber, wie viele Prostituierte sich pro Kreis und Stadt angemeldet haben. Ein Überblick.

Wer in NRW Sex kaufen will, der findet eine Möglichkeit, wahrscheinlich bei einer Person zwischen 21 und 45 Jahren, die keine deutsche Staatsbürgerschaft hat. Die Chancen stehen gut, dass die Person weiblich ist und in Köln arbeitet – oder wenn nicht hier, dann in Dortmund oder im Kreis Mettmann. 6560 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter waren Ende 2021 in NRW offiziell angemeldet. Damit stieg in Nordrhein-Westfalen die Zahl der angemeldeten Prostituierten im Vergleich zum Vorjahr wieder – allerdings nur um 37 insgesamt.

In der Region rund um Köln sind die Entwicklungen sehr unterschiedlich: Der Rhein-Erft-Kreis und der Kreis Euskirchen sind die Kreise in der Region, die die meiste Zunahme von Prostituierten von 2020 auf 2021 verzeichneten. Ende 2021 arbeiteten 23 und 20 Personen respektive mehr in der Prostitution als im Vorjahr. Am meisten zurückgingen die Zahlen in Köln und Bonn. 52 und 14 Personen weniger arbeiteten dort als Sexarbeitende als im Jahr 2020.

Die Gesamtzahl der gemeldeten Prostituierten liegt damit immer noch niedriger als vor Beginn der Corona-Pandemie (2019: 9472). Diese Zahlen gehen aus einer Aufstellung hervor, die das Statistische Landesamt jährlich veröffentlicht.

Prostitution: Dichte an Sexarbeitenden in Köln ist hoch

Woher kommen diese Zahlen? Seitdem 2017 das sogenannte Prostitutionsschutzgesetz in Kraft getreten ist, müssen sich Prostituierte an dem Ort anmelden, in dem sie ihre Arbeit vorwiegend ausüben werden. Die Ämter der kreisfreien Städte und Kreise übermitteln dem Statistischen Landesamt dann jährlich die Zahlen der gemeldeten Sexarbeitenden: Anonymisiert oder unter Alias und mit Angaben zum Geburtsjahr und der Staatsbürgerschaft.

Dass die meisten Prostituierten in NRW in Köln arbeiten, überrascht angesichts der Einwohneranzahl der Millionenstadt nicht. Aber in der Tat ist auch die Dichte der Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern in Köln höher als in den Kreisen und Städten der Region. 2021 arbeiteten etwa sieben Personen pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern in der Prostitution.

2019 war diese Zahl allerdings mehr als doppelt so hoch: Mehr als 15 von 10.000 Menschen prostituierten sich im letzten Jahr vor der Pandemie. Zur Einordnung: NRW-weit waren es 2019 etwas mehr als 5 Personen pro 10.000 Einwohnende. Abgesehen von Köln ist das Verhältnis im Rhein-Erft-Kreis am dichtesten (4,25 pro 10.000).

Prostituierte in NRW haben oft keine deutsche Staatsbürgerschaft

Nur wenig mehr als 20 Prozent der sich prostituierenden Menschen in NRW hat der Statistik zufolge die deutsche Staatsbürgerschaft. Der Anteil der Prostituierten mit einer deutschen Staatsbürgerschaft liegt bei 20,6 Prozent. Die häufigsten Staatsbürgerschaften sollen neben der deutschen, die rumänische und bulgarische sein.

Rhein-Erft hat 2021 in der Region den höchsten Anteil an Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern ohne deutsche Staatsbürgerschaft: 85 Prozent, also 171 von 200 Personen. Insgesamt arbeiteten 2019 mehr Prostituierte im Kreis, aber der Anteil der deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger darunter sinkt nicht so stark, wie die Gesamtzahl.

Prostitution in NRW: Die meisten Sexarbeitenden sind zwischen 21 und 45 Jahre alt

Ein großer Teil der Statistik ist die Aufschlüsselung der angemeldeten Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in Altersklassen. Der Trend zeigt: Der Anteil der jüngsten und ältesten Sexarbeitenden wird geringer, die mittlere Altersgruppe wächst. Zumindest in der Region, NRW-weit sinkt der Anteil der Unter-21-Jährigen und steigt der Anteil der Über-45-Jährigen.

Knapp drei Viertel der Prostituierten in NRW ist zwischen 21 und 45 Jahren alt (78,1 Prozent). 14,9 Prozent der angemeldeten Personen ist 45 Jahre oder älter und nur 3,5 Prozent entfallen auf die Altersgruppe von 18 bis 21.

In Köln arbeiten anteilig etwas weniger Prostituierte zwischen 18 und 21 als im NRW-Durchschnitt, in Oberberg und Rhein-Berg sind gar keine in diesem Alter angemeldet.

Auch in Leverkusen meldete sich 2021 keine Sexarbeiterin an, die jünger als 21 Jahre alt war. 2019 gab es zwar mindestens eine Person in diesem Alter, aber besonders niedrige Werte werden in der Statistik aus Gründen des Datenschutzes nicht aufgeführt.

Gleiches gilt auch für die Prostituierten in Leverkusen, die älter als 45 Jahre sind. Aus diesem Grund werden auch für den Oberbergischen und Rheinisch-Bergischen Kreis nur vage Angaben gemacht, Vergleiche zwischen 2019 und 2021 sind hier also nicht möglich.

Die Statistik für Oberberg zeigt für 2021 nur drei Zahlen: Die Anzahl der Prostituierten, die jünger als 21 sind: Null. Die Anzahl der Prostituierten, die älter als 45 Jahre sind: drei. Und die Anzahl der Prostituierten, die keine deutsche Staatsbürgerschaft haben: ebenfalls drei.

Prostitution ist für Personen über 18 Jahren mit Anmeldung erlaubt

Grundsätzlich erlaubt Deutschland die Prostitution von Personen über 18 Jahren. Es wird aber eine Anmeldung beziehungsweise Erlaubnis für Personen und Gewerbe vorausgesetzt. Unter 21-Jährige müssen sich jährlich neu anmelden, wenn sie die Sexarbeit weiter ausüben wollen. Ab 21 Jahren gilt die Anmeldung dann für jeweils zwei Jahre.

Bei der Anmeldung werden Prostituierte unter anderem über Rechte und Pflichten sowie Krankenversicherung und soziale Absicherungen aufgeklärt. Außerdem müssen sie zu einer gesundheitlichen Beratung, die regelmäßig wiederholt werden muss.

Will man ein Bordell oder anderes Prostitutionsgewerbes anmelden, wird unter anderem die Zuverlässigkeit der Person, aber auch das Betriebskonzept geprüft. Mit dem Prostitutionsschutzgesetz wurde außerdem eine Kondompflicht eingeführt, bei deren Missachtung eine Geldstrafe bis zu 50.000 Euro möglich ist.

Köln und Region: Sexarbeitende sind mehrheitlich weiblich

Wozu bei der Anmeldung keine Daten erhoben werden, ist das Geschlecht. Auf Anfrage bei den Kreisen der Region um Köln wird deutlich, dass nach Beobachtungen und Einschätzungen der Verwaltungen Prostituierte überwiegend weiblich sind. Der Kreis Euskirchen teilt dazu mit, dass etwa „95 Prozent weiblich, 4 Prozent divers, 1 Prozent männlich“ sind. Der Oberbergische Kreis teilt sogar mit, dort seien „aktuell ausschließlich weibliche Prostituierte angemeldet.“

Unklar bleibt, wie viele Prostituierte illegal arbeiten, also ohne Anmeldung. Der Rhein-Erft-Kreis geht etwa von einer Dunkelziffer von fünf bis zehn Prozent aus – insbesondere bei Frauen, die sich in ihrer eigenen Wohnung prostituieren. „Durch regelmäßige Kontrollen wird versucht, dem entgegenzuwirken“, teilt eine Pressesprecherin mit.

Auch andere Kreise in der Region gehen davon aus, dass Prostituierte unangemeldet tätig sind. Problematisch dabei sei auch die hohe Mobilität der Prostituierten, Prostitution als Gelegenheits- und Beschaffungsarbeit sowie das Angebot der Dienstleistungen im Internet. Wohnungen müssen nicht als Prostitutionsgewerbe angemeldet werden, wenn die Person alleine darin wohnt und arbeitet. Verboten ist es allerdings, in einem Club oder Bordell zu wohnen, in dem sexuelle Dienstleistungen angeboten werden.

Anzahl der Prostitutionsgewerbe in NRW nimmt zu

Bordelle und Clubs müssen zwar angemeldet werden, aber die Prostituierten müssen bei ihrer eigenen Anmeldung keine Aussage dazu treffen, ob sie in einem Gewerbe oder alleine arbeiten wollen.

Dementsprechend ist eine Aussage darüber, ob mehr Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in einem Betrieb wie beispielsweise dem Pascha in Köln arbeiten, oder alleine in ihrer Wohnung, auf Grundlage dieser Daten nicht zu treffen. Interessant ist aber, dass sich die Zahl der angemeldeten Prostitutionsgewerbe von 2019 bis 2021 entgegengesetzt zur Zahl der Prostituierten entwickelt hat.

2019 kannte das Land 388 Betriebe und 9472 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter. Angenommen, sie alle würden in einem der Bordelle arbeiten, wären das durchschnittlich etwas mehr als 24 Personen pro Betrieb.

2021 hatten 475 Betriebe eine Genehmigung. Verrechnet mit der niedrigeren Anzahl an Prostituierten sind das durchschnittlich etwa 13 Personen pro Betrieb. Auch hier ist Köln mit 58 Betrieben an der Spitze der Region – wieder gefolgt vom Rhein-Erft-Kreis. Im Rheinisch-Bergischen Kreis gibt es keinen einzigen Prostitutionsbetrieb.

Nach einem Insolvenzverfahren, Razzia, Besitzerwechsel eröffnete das Pascha in Köln 2022 wieder. Für den Großteil der Pandemie-Zeit war das riesige Bordell mit etwa 140 Zimmern geschlossen.