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52 000 Überstunden im KreishausCorona führte zu Mehrbelastungen in Rhein-Berg

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Die Arbeit des Krisenstabes des Kreises wird von der Politik ausdrücklich gelobt.

Rhein-Berg – Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der Überstunden bei der Kreisverwaltung nahezu verdoppelt. Vor dem Beginn der Pandemie, Ende Januar 2020, habe ihre Zahl bei 27 000 gelegen, nun betrage sie mehr als 52 000, sagte Kreiskämmerer Klaus Eckl am Mittwochabend im Personalausschuss. Überhaupt nicht vergleichbar mit diesem Zuwachs ist die Entwicklung beim Jobcenter, das für die Betreuung der Hartz-4-Antragsteller zuständig ist. Dort ist nach Angaben von Geschäftsführer Michael Schulte alles im grünen Bereich.

In dem „hybrid“ tagenden Ausschuss (Verwaltungsspitze und Vorsitzender Klaus-Dieter Becker sowie Publikum im Bergischen Löwen, Mitglieder per Video zugeschaltet) sagte Eckl weiter, dass die Zahl der jetzt angefallenen Überstunden der insgesamt etwa 1100 Mitarbeitenden rund 6505 Arbeitstagen entspreche. „Umgerechnet auf Personen wären es etwa 31 Mitarbeiter, die wir für ein ganzes Jahr einstellen müssten, um die geleistete Arbeit abdecken zu können.“ Es sei schwierig zu sagen, ob die Überstunden unmittelbar durch Corona angefallen seien oder mittelbar, also dadurch, dass andere Mitarbeitende für Personen eingesprungen seien, die in Sache Corona unterwegs gewesen seien. Bei der Frage nach dem Ausgleich der Überstunden favorisiert Eckl Freizeit. „Das werden wir aber erst angehen können, wenn wir wieder in ruhigerem Fahrwasser sind.“ Wenn es nicht anders machbar sei, müssten sie aber auch ausgezahlt werden.

Mit ihren Ausführungen antworteten die Vertreter der Kreisverwaltungsspitze mündlich auf eine schriftliche Anfrage der Fraktion Die Linke. Auf deren weitere Frage, inwieweit die Zahl der Überstunden auf eine personelle Unterbesetzung hindeute, mochte sich Eckl noch nicht eindeutig festlegen: Man müsse schauen, wie sich die Lage entwickle, wenn die Kreisverwaltung wieder im Normalbetrieb arbeiten könne.

600 Überstunden im Sommer 2020

Jobcenter-Chef Schulte sagte, dass es in seinem Amt eine anfangs eine sehr schnelle Steigerung von Anträgen gegeben habe. Bei der Zahl der Bedarfsgemeinschaften habe es anfangs eine Steigerung von 3,5 Prozent gegeben, während dies landesweit nur 1,1 Prozent betragen habe. „Hier macht sich die Nähe zu Köln bemerkbar.“ In der Anfangsphase seien Mitarbeiter aus anderen Bereichen für den existenziell wichtigen Bereich der Hilfeleistung abgeordnet, dies aber im späteren Verlauf wieder zurückfahren können. Die „Betreuungsrelation“ liege in Rhein-Berg deutlich besser als im Bundesdurchschnitt, sagte Schulte weiter, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Im Sommer 2020 seien Überstunden angeordnet und insgesamt 600 geleistet worden. Die Bearbeitungszeit für vollständige Anträge habe zeitweise acht bis zwölf Arbeitstage betragen, jetzt liege sie wieder bei sechs Tagen.

Für die CDU wies Wolfgang Büscher darauf hin, dass die Mehrarbeit durch Corona vorher überhaupt nicht kalkulierbar gewesen sei. Die flexible Reaktion mit Überstunden sei den Mitarbeitenden hoch anzurechnen. Einen Dank an die Mitarbeitenden fürs „tatkräftige Anpacken“ sprach ausdrücklich auch SPD-Fraktionschef Gerhard Zorn aus. „Das gesamte Haus ist betroffen gewesen.“ Die Arbeit der Mitarbeitenden würdigte auch Grünen-Fraktionschef Roland Rickes. Er fragte: „Der Krisenstab soll in der bestehenden Struktur weiter betrieben werden. Wie wirkt sich das auf den Rest der Verwaltung aus?“

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Eckl wies darauf hin, dass sich die Lage durch den Fortschritt bei den Impfungen insgesamt etwas entspannt habe. Linken-Fagesteller Frank Noth resümierte: „Die Mitarbeiter leisten Hervorragendes.“ Er schlug einen „kleinen Corona-Bonus“ in Höhe von etwa 300 Euro pro Person vor. Ausschussvorsitzender Klaus-Dieter Becker (CDU) dankte ihm für die Anregung: „Wir denken darüber nach.“