Auf Abstand in Paffrath55 Sänger von Heimatklänge Nußbaum proben vor Gesamtschule
Paffrath – Weihnachtliche Töne unter strahlend blauem Himmel erklingen vor dem Eingang der Integrierten Gesamtschule in Paffrath. Die Sänger der Heimatklänge Nußbaum treffen sich zu ihrer dritten „Outdoor-Chorprobe“. Fast alle der insgesamt 55 Chormitglieder sind gekommen, um nach langer coronabedingter Zwangspause wieder gemeinsam singen zu können. Geprobt wird für die Weihnachtskonzerte im Advent – in der Hoffnung, dass sie stattfinden können. In einem Jahr, in dem eigentlich das 100-jährige Bestehen des Chores gefeiert werden sollte.
Begrüßt wird sich bei der Probe per Ellenbogencheck. Die Sänger sitzen auf den Treppenstufen vor der Schule – mit genügend Abstand zum Nebenmann. Links die hohen Tenorstimmen, ganz rechts der tiefe Bass. Wer sich gut vorbereitet hat, hat ein Sitzkissen dabei. Wer keinen Platz auf den Treppenstufen findet, muss, wie Andreas Laumann, ganz oben in der hinteren Reihe stehen. „Wir sind noch jünger, wir überlassen die Sitzplätze auf der Treppe der älteren Generation“, sagt Laumann schmunzelnd. Vorsichtshalber hat er einen Campingstuhl mitgebracht.
60-jährige Chorkarriere
Laumann singt bereits seit zwei Jahren bei den Heimatklängen Nußbaum und ist froh, dass endlich wieder geprobt werden kann, wenn auch unter anderen Bedingungen. „Es ist ungewohnt, da die Intonation hier draußen anders ist. Der Nachbar, der sonst direkt neben einem steht, ist weiter weg. Man hört ihn nicht so gut und zeitlich etwas versetzt “, erklärt er.
Dem stimmt auch Hans Bützler zu. Er ist mit 82 Jahren eines der ältesten Chormitglieder und blickt auf eine 60-jährige Chorkarriere zurück. „Es hat auch einen Vorteil, wenn man nicht so dicht aneinander sitzt, so hört man seine eigene Stimme viel besser“, stellt er fest. Anfangs sei er unsicher gewesen, ob er zur Probe gegen solle. Seit zwei Wochen ist er wieder dabei, zu sehr hat er das gemeinsame Singen und die Sänger vermisst.
Online Proben vorab
Die Hygiene- und Abstandsregeln sind auch bei der Probe unter freiem Himmel streng. Der Vorstand entwarf Konzept. Bei jeder Chorprobe werden Fotos gemacht, um später notfalls nachvollziehen zu können, wer neben wem gesessen hat.
Ganz links beim 1. Tenor sitzt Thomas Knoob. Er liest die Noten ausnahmsweise vom Handy ab, denn die Noten für „Soon Ah will be Done“ hat er vergessen. Der Chor probt das Lied zum ersten Mal. Knoob ist über einen Schulkollegen 1994 zum Chor gekommen. Während der probefreien Zeit traf er sich mit anderen Sängern online, um zu quatschen und ein bisschen zu singen, sagt er.
Etwas schwerer hat es Werner Johannes Müller. Er ist neu bei den Heimatklängen Nußbaum und probt erst zum zweiten Mal mit. „Die Kontaktaufnahme ist natürlich gehemmter, aber ich wurde sehr nett aufgenommen“, erzählt er. Das „Reinhören“ sei für ihn noch schwierig, Gesangserfahrung habe er nicht. „Letzte Woche habe ich im 2. Tenor angefangen. Das ging voll in die Hose. Heute singe ich im Bass“, sagt er und lacht.
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Rolf Pohle zeigt sich zufrieden mit den ersten Outdoor-Proben. Seit 1998 begleitet der Berufs-Chorleiter die Heimatklänge Nußbaum. Nach der Probe draußen sei er heiser, denn er müsse viel lauter sprechen. Die Corona-Krise habe ihn schwer getroffen, aber: „Alle Chöre, die ich betreue, haben zu mir gehalten.“ Für die Sänger nahm er die Lieder zum Üben als MP3-Datei auf, das gemeinsame Singen sei nicht zu ersetzen. „Was die Proben für eine positive Wirkung haben, das kann man gar nicht in Worte fassen“, freut sich Pohle.