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Haus voll bis unters DachBergisch Gladbacher löst seine Sammlung mit 1300 Blasinstrumenten auf

Lesezeit 4 Minuten
Günter Hett hält einen Zink aus der Zeit Bachs.

Günter Hett hält einen Zink aus der Zeit Bachs.

Nach 30 Jahren löst Günter Hett seine Sammlung auf und gibt seine Instrumente, die teilweise aus dem 17. Jahrhundert stammen, an verschiedene Museen.

Große Aufmerksamkeit findet die Instrumentensammlung von Günter Hett aus Bergisch Gladbach: Das Bachhaus in Eisenach übernimmt 450 Blasinstrumente, die ihm der 82-Jährige als Schenkung überlässt. „Ich freue mich, dass sie in gute Hände kommen“, sagt Hett.

In Eisenach erhalte die Sammlung „einen ehrenvollen Platz, wie er besser nicht sein könnte“. Das Eisenacher Museum, dessen Trägerin die Neue Bachgesellschaft ist, erweitert mit der Übernahme der Instrumente die Bandbreite seiner Ausstellung.

Besonderes Interesse an Instrumenten aus der Bach-Zeit

Besonderes Interesse finden dabei einige wenige Instrumente, die aus der Zeit von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) stammen: Dazu gehört ein Zink, ein meist gebogenes Blechblasinstrument, das seine Blütezeit im frühen 17. Jahrhundert hatte. „In den 30 Jahren meiner Sammelzeit war das der einzige Zink, der mir angeboten wurde“, erzählt Hett. Im Blickpunkt steht auch eine Silbertrompete von 1720, diese hat das Eisenacher Museum schon zuvor von Hett übernommen – der Sammler nennt das Instrument „das wichtigste, das ich mal hatte“.

Trompeten liegen in Regalen.

Sammler Günter Hett verschenkt seine Blasinstrumente-Sammlung an das Bachhaus Eisenach.

Zu den „Filetstücken“ zählt Uwe Fischer, Instrumentenwart im Bachhaus, auch zwei Pauken aus der Barockzeit, also zwei Schlaginstrumente, die in Hetts Sammlung eine Sonderrolle spielen. Die Instrumente aus Bachs Zeit werden in das alte Bachhaus übernommen, dort musste man sich teilweise mit Repliken behelfen, die nun durch historische Instrumente zu ersetzen sind.

Ein viel größerer Teil der Schenkung, rund 150 Instrumente aus der Zeit nach Bach, erhalten im Museum einen neu dafür einzurichtenden Ausstellungsraum. Rund 300 Instrumente werden ins Magazin des Bachhauses aufgenommen. Der neu einzurichtende Raum im neuen Teil des Museums soll bis Ende 2024 zur Verfügung stehen, den Aufwand für Vitrinenbau, Gestaltung, Beschriftungen, Tafeln und Transport beziffert das Bachhaus mit rund 150.000 Euro.

Eine Hand hält eine alte Flöte.

Sammler Günter Hett verschenkt seine Blasinstrumente-Sammlung an das Bachhaus Eisenach.

Der Bund und der Freistaat Thüringen stellen dafür je 65.000 Euro bereit, die Neue Bachgesellschaft 10.000 Euro. „Es ist ein neuer Ausstellungsbereich und ein neuer Ausstellungsschwerpunkt“, sagt Jörg Hansen, Direktor des Bachhauses, mit Blick auf die von Hett gesammelten Instrumente aus der Zeit nach Bach. „Besser als mit dieser Sammlung wird sich die Entwicklung der Blasinstrumente bis heute nie erzählen lassen.“

Bergisch Gladbacher freut sich, dass Instrumente zusammenbleiben

So stellt sich die Übernahme von 450 Instrumenten durch das Bachhaus als Glücksfall dar, für das Museum wie für den Sammler. Für Hett ist damit sichergestellt, dass das von ihm Gesammelte „nicht zerstreut“ wird. Die Leidenschaft des Sammelns habe ihn „schon immer“ begleitet. „Wahrscheinlich ist das ein Virus, der in mir steckt“, meint der gebürtige Essener, der seine Berufslaufbahn als Elektriker begann, ein Ingenieurstudium absolvierte und in Leitungspositionen in der Industrie aufstieg.

Dass er sich in den letzten 30 Jahren auf Blasinstrumente konzentrierte, hat mit seinen eigenen Fähigkeiten als Bläser zu tun. Als Kind lernte er, Trompete zu spielen, weitere Blasinstrumente folgten. „Dilettantisch spiele ich alles ein bisschen“, sagt Hett. Auch im Ensemble „Banchetto Musicale“ in Bergisch Gladbach, in dem zurzeit noch fünf Mitglieder Alte Musik spielen, ist er bis heute aktiv.

Tom Kuhn (l.), Jörg Hansen (2. v. l.) und Uwe Fischer (r., alle vom Bachhaus) mit Hett (M.) und Friedemann Immer (2.v.r.)stehen in einer Reihe.

Darüber, dass das Bachhaus in Eisenach 450 Instrumente übernimmt, freuen sich Tom Kuhn (l.), Jörg Hansen (2. v. l.) und Uwe Fischer (r., alle vom Bachhaus) mit Hett (M.) und Friedemann Immer (2.v.r.).

Beim Musizieren ist es aber nicht geblieben. Im Lauf der Jahre hat Hett auch rund 400 Instrumente restauriert und dabei – neben dem Sammeln – wohl 10.000 Arbeitsstunden investiert. Durch seine praktischen Fähigkeiten entstand vor Jahren auch der Kontakt zum Bachhaus: Dort fehlte eine Violine mit eingebauter Trompete – Bach besaß zwei solche Instrumente – und das Museum wollte so ein Instrument nachbauen, bei der Suche nach geeigneten Fachleuten stieß es auf Hett, der dann eine Replik erstellte.

Indessen wandert bei weitem nicht die gesamte Sammlung des 82-Jährigen nach Eisenach, denn insgesamt hat er etwa 1300 Instrumente in seinem Haus zusammengetragen. Friedemann Immer, pensionierter Professor für Barocktrompete an der Kölner Musikhochschule, zeigt sich begeistert, dass in Hetts Sammlung „die Entwicklung der Trompete von der Barocktrompete bis zur Neuzeit komplett vorhanden ist“.