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Abbrucharbeiten in Bergisch GladbachArbeitsamt ist nach drei Wochen völlig entkernt

Lesezeit 4 Minuten

Mit seinen Greifarm holt der Bagger die Gaube vom Dach.

Bergisch Gladbach – Mit voller Kraft klemmt sich die mächtige Abbruchzange an der dünnen Innenwand fest und zerrt unnachgiebig daran. Das marode Material gibt nach und kracht zu Boden. Als wäre ein Dinosaurier auf Beutezug.

Die Tage, an denen vom früheren Gebäude des Arbeitsamtes in Bergisch Gladbach noch etwas zu sehen ist, sind gezählt. Innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen wird das Haus an der Hauptstraße 310 abgebrochen.

Gebäudeinnere ist völlig kahl

„Der kürzeste Weg zwischen Menschen ist ein Lächeln“ – die Worte sind noch auf den ockergelben Kacheln im Flur der ehemaligen Behörde zu lesen. Ansonsten ist das Hausinnere völlig kahl. Die alten Holzbalken zwischen den Geschossen liegen frei. Vom Erdgeschoss kann man direkt bis unters Dach sehen.

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Es ist zugig, feiner Staub legt sich beim Gehen auf Schuhe und Jacke. Eine Masse aus Stroh und Lehm, die zwischen den Holzbalken war, quillt aus einem Raum heraus. „Das Gemisch darf beim Recyceln nicht dabei sein. Deshalb haben wir es durch Löcher in den Decken gekippt und alles unten in einem Raum gesammelt“, erklärt Abbruchunternehmer Gerd Manns.

Belastete Baumaterialien

Drei Wochen habe es gedauert das Gebäude zu entkernen. Dabei sei einiges an Material ausgebaut worden: 55 Tonnen Holz, 1600 Quadratmeter Bodenbeläge, 400 Leuchtstoffröhren, vier Tonnen mit Asbest belastete Stoffe, zwei Tonnen PCB-haltige Wandfarbe.

„Belastete Baumaterialien sind bei solch alten Bauten ganz normal“, weiß Manns, der mit seinem Betrieb in Windhagen im Siebengebirge auch einen Recyclinghof betreibt.

Ohne Fenster hebt das Dach ab

Heizkörper hängen noch an den Wänden. Sie scheinen zu schweben, denn der Boden darunter ist weg. „Die Heizkörper sind so schwer, die hole ich erst hinterher mit dem Bagger raus“, erklärt Georg Gutsell.

Die Balken sind in dem Gebäude fast alle freigelegt.

Der Baggerführer bedient in den nächsten Wochen die Abbruchmaschine. Die Fenster werden erst nach und nach ausgebaut. „Das ist wichtig, damit der Windschutz bleibt“, erläutert Manns. „Sonst hebt uns das Dach ab.“

Nachbarhaus muss zum Teil per Hand abgetragen werden

Eine Herausforderung wird der Abbruch an der Fassade des Nachbarhauses Nummer 314. Manns: „Das ist knifflig, aber auch Tagesgeschäft für uns.“ Zum Teil müsse der Altbau vorsichtig per Hand abgetragen werden.

20 Neue Wohnungen

Das Grundstück an Hauptstraße hat die Rheinisch-Bergische Siedlungsgesellschaft (RBS) vor gut einem Jahr von der Stadt Bergisch Gladbach gekauft. Nach dem Abbruch des alten Arbeitsamtsgebäudes will die Gesellschaft dort einen Neubau mit etwa 20 Wohnungen errichten. Das neue Wohnhaus soll zur linken Seite direkt an das Nachbarhaus anschließen. Rund 20 Stellplätze für Autos sollen in einer Tiefgarage geschaffen werden. Etwa 4,5 Millionen Euro investiert die RBS nach Angaben von Geschäftsführerin Sabine Merschjohann in den Neubaukomplex. Insgesamt werde 1250 Quadratmeter neue Wohnfläche, barrierefrei gestaltet, zentrumsnah geschaffen. Die Fertigstellung ist für Mitte 2022 kalkuliert. (dr)

„Vor allem ist dann die freigelegte Fassade sorgfältig abzudichten, zum Schutz vor dem Wetter.“ Parallel zum Hausabbruch räumt das Unternehmen auch den Garten frei. Bevor der Brutschutz im März beginnt, fallen bis Ende Februar mehr als 15 Bäume.

Manns kennt sich in Bergisch Gladbach aus

Dass es an der stark befahrenen Hauptstraße im Zentrum von Bergisch Gladbach für die großen Geräte kaum Bewegungsfläche gibt, macht dem Unternehmer keinen Kummer. Manns hat mit seinem Team schon mehrere Gebäude in Bergisch Gladbach flachgelegt.

„Zuerst machen wir jetzt die Keller auf, schieben das Material rein, dann fährt der Bagger darauf und arbeitet sich weiter vor“, erklärt Manns das Vorgehen.

Balken für Balken

Beim Abbruch wechselt Baggerführer Gutsell zwischen Zange und Sortiergreifer. Mit dem Greifer zieht er Balken für Balken aus dem Dachstuhl, legt sie sorgfältig zusammen auf den Boden. Dann packt er mit dem Gerät einmal richtig zu. Die Gaube ist weg. Noch ein paar Balken, dann hat er auch die zweite Gaube im Greifer.

Der Keller wird mit Erdreich zugeschüttet.

Bis zum Ende des Abbruchs sammeln sich laut Manns 2500 Kubikmeter Bauschutt an. „Den Schutt fahren wir zu unserem Wertstoffhof, recyceln dort alles, so dass das Material schließlich wieder für Neubauten zu verwenden ist.“