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Wenig Spielraum für die WacheFeuerwehr zeigt erstmals Grobplanung für neuen Standort

Lesezeit 4 Minuten

Knapp 80 Besucher verfolgten die Ausführungen von Feuerwehrchef Jörg Köhler und Benedikt Severin-von Polheim zu den hohen Anforderungen an eine Feuerwache.

Bergisch Gladbach – Wie viel Raum eine neue Feuerwache auf dem derzeit bewaldeten Grundstück an der Autobahnabfahrt Frankenforst einnehmen würde, warum alternative Grundstücke ausgeschieden sind und was vielleicht doch noch geprüft werden könnte, haben Stadtverwaltung und Feuerwehr am Dienstagabend im Feuerwehrgerätehaus Refrath vorgestellt. Keine „vollendete Tatsachen“, sondern einen „Prozess, um ein Thema zu lösen, an dem die Stadt seit 15 Jahren laboriert“, wie der für die Sicherheit in der Kreisstadt zuständige Dezernent Frank Stein betonte.

So schnell muss die Feuerwehr vor Ort sein

8 Minuten darf es maximal dauern, bis die Feuerwehr nach der Alarmierung einen Einsatzort erreicht. Diese Hilfsfrist ist so vorgeschrieben. Warum? Das erläuterte der bei der Feuerwehr für die Einsatzplanung zuständige Experte, Benjamin Severin-von Polheim bei der Bürgerversammlung.

Wenn ein Mensch nicht spätestens 17 Minuten nach Ausbruch eines Brandes gerettet wird, hat er in der Regel kaum eine Überlebenschance. Rechnet man dann noch die Zeit bis zum Notruf (3,5 Minuten), die Einsatzaufnahme (1,5 Minuten) und das Vorgehen der Feuerwehr (4 Minuten) nach Erreichen des Einsatzortes ab, so wird deutlich, dass fürs Ausrücken der Retter und die Fahrzeit lediglich acht Minuten übrig bleiben. (wg)

Knapp 80 Besucher verfolgten die Ausführungen von Feuerwehrchef Jörg Köhler und Benedikt Severin-von Polheim zu den hohen Anforderungen an eine Feuerwache. Überlebenswichtig sind dabei schon die vorgeschriebenen Hilfsfristen (siehe „So schnell muss die Feuerwehr vor Ort sein“) sowie Vorgaben zu notwendiger Mannschaftsstärke und Gerät.

Alte Wache platzt aus alles Nähten

15 Jahre lang hatte die Feuerwehr als Ersatz für die aus allen Nähten platzende und vor Ort aus Platzmangel nicht zu erneuernde Wache 1 (Süd) an der Wipperfürther Straße in Bensberg nach einem Grundstück im Zentrum des Zuständigkeitsgebiets, das von Herkenrath über Moitzfeld und Bensberg bis Refrath reicht, gesucht. Vergebens. „Keine mögliche freie Fläche“, so Feuerwehrchef Köhler bei der Analyse eines Luftbilds.

„Grobskizze“ der Feuerwehr zum favorisierten Standort.

Dasselbe Endergebnis brachte die Suche nach potenziellen Flächen in der Nähe der A4-Ausfahrt Bensberg (früher: Moitzfeld), um im Notfall über die A4 nach Refrath zu kommen. Eine Fläche nach der anderen schied aus, weil sie nicht zu kaufen war oder feuerwehrtechnisch nicht geeignet gewesen wäre. Zuletzt fiel das Areal der früheren Gaststätte Haus Bockenberg bei der Prüfung durch. Zwei Gutachter hätten „dringend davon abgeraten“, so Dezernent Stein.

Bei Abfahrt Frankenforst fündig geworden

Erst als im weniger stark besiedelten Gebiet an der A4-Abfahrt Bensberg (früher: Moitzfeld) nichts mehr ging, sei man an der Abfahrt Frankenforst auf die Suche gegangen. Dabei fand man mit Unterstützung von Experten die bereits vorgestellte Fläche, für die der Stadtrat nächste Woche eine detaillierte Machbarkeitsuntersuchung auf den Weg bringen könnte, sowie weitere Flächen mit folgenden Vor- und Nachteilen (laut Informationsveranstaltung der Feuerwehr). Die Ziffern sind in der Kartengrafik zu finden:

1

Das bereits vorgestellte favorisierte Grundstück an der Ecke Frankenforster Straße/Rather Weg ist derzeit bewaldet. Am Dienstag präsentierte die Feuerwehr eine erste Grobskizze (siehe Grafik rechts) mit Ausfahrt zum Rather Weg und Restwald zur Frankenforster Straße, hinter der die Wohnbebauung beginnt. Vorteil: Die Wache läge direkt an der Autobahn. Geprüft werden müsste unter anderem die nötige Flächennutzungsplanänderung, die All-Rot-Schaltung für die nahe Kreuzung bei der Alarmausfahrt der Feuerwehr sowie die Vermeidung von Rückstaus auf die A 4.

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2

Das Grundstück wäre feuerwehrtechnisch ebenso geeignet wie Nummer 1 läge aber in einem zusammenhängenderen Wald, so Feuerwehrchef Köhler.

3

Das Grundstück läge in einem im Flächennutzungsplan für Gewerbe ausgewiesenen aktuellen Waldgelände, das viele Anrainer als „Frankenwald“ unbedingt erhalten wollen. Aus Sicht der Feuerwehr wäre es zudem weiter bis zur A4-Auffahrt. Sie stuft das Grundstück daher nur als „Gelb“ (nur bedingt geeignet) ein.

4

Die Arzneimittelfabrik Rowa Wagner (ehemals Frankenforster Hof) ist laut Köhler noch in Betrieb. Wenn überhaupt vom Eigentümer gewollt, sei eine Betriebsverlagerung samt Abriss des denkmalwürdigen Gebäudes für den Neubau einer Feuerwache sehr teuer.

5

Nochmals geprüft werden soll, ob die Bundesanstalt für Straßenwesen (BaSt) sich gegebenenfalls verkleinern und dafür Hallen abreißen würde, auf deren Grund dann eine Feuerwache entstehen könnte.

6

Das feuerwehrtechnisch geeignete Areal liegt im Naturschutzgebiet des Königsforsts.

7

Das junge Feuerwehrgerätehaus an der Steinbreche könnte theoretisch abgerissen und zusammen mit dem angrenzenden Parkplatz für den Bau der Feuerwache 2 (Süd) genutzt werden. Dann erreichte die Feuerwehr allerdings den Osten ihres Zuständigkeitsgebiets (Herkenrath) nicht in der vorgeschrieben Zeit. Außerdem wäre eine Wache im Zentrum von Refrath kaum politisch durchsetzbar.

8

Das Eckgrundstück Neufeldweg/Rather Weg wurde von interessierten Besuchern der Infoveranstaltung ins Gespräch gebracht. Es läge weiter weg vom Gros der Wohnbebauung, sei feuerwehrtechnisch ideal, läge nicht im Naturschutz- sondern „nur“ wie die übrigen Flächen außerhalb der Siedlungen im Landschaftsschutzgebiet, ist aber von mehreren Wohnhäusern bebaut. Die Stadt will es prüfen.

Stadtverwaltung und Feuerwehr bitten Bürger, jegliche mögliche bislang nicht berücksichtige alternative Fläche von rund 6000 Quadratmetern, die den Anforderungen für eine neue Wache gerecht werden könnte, zu melden an Dezernent Frank Stein: f.stein@stadt-gl.de.

bergischgladbach.de/feuerwehr.aspx