18 Sirenen sind seit dem Sommer neu im Bergisch Gladbacher Stadtgebiet installiert worden.
Der erste große Test am Samstag zeigte wie wichtig es sein kann, die neuen Warnanlagen vor Ort zu überprüfen.
Zwei Sirenen waren nicht zu hören und werden umgehend überprüft.
Bergisch Gladbach – Eigentlich lässt sich jede einzelne der 18 im Bergisch Gladbacher Stadtgebiet neu installierten Sirenenanlagen per Ferndiagnose warten, der erste große Test am Samstag hat jedoch gezeigt, wie wichtig es sein kann, die Funktion der neuen Warnanlagen draußen vor Ort zu überprüfen . . .
Alarmsignal kommt von der Schule aus
Es ist 20 vor zwölf, als Felix Vorndran sein Einsatzfahrzeug auf dem Schulhof der Refrather Grundschule an der Wittenbergstraße abstellt und Position bezieht. So wie rund 50 weitere seiner Feuerwehrkollegen, die den ersten Probealarm an jedem der 18 Sirenenstandorte mit eigenen Ohren verfolgen.
Probealarm in Zahlen
18 Sirenen sind seit dem Sommer neu im Bergisch Gladbacher Stadtgebiet installiert worden, drei davon auf privaten Gebäuden, der Rest auf städtischen.
50 Feuerwehrleute waren am Samstag beim Probealarm im Einsatz, um die Funktion der neuen Anlagen zu testen.
16 Sirenen im Stadtgebiet funktionierten perfekt.
2 Sirenen in Schildgen und Katterbach waren laut Feuerwehr nicht zu hören, sie werden umgehend überprüft.
10 000 Menschen erreichte die Feuerwehr mit dem Probealarm-Post via Facebook im Internet.
75 000 Menschen erreichte die Berichterstattung durch digitale und Print-Kanäle dieser Zeitung.
250 000 Euro kosten die Sirenen, 90 000 Euro zahlt das Land
1,60 Euro pro Einwohner von Gladbach kostet die neue Warntechnik.
Vorndran schaut hinauf zum Dach des Schulgebäudes, auf dem in den vergangenen Wochen einer jener modernen elektronischen Sirenenanlagen montiert wurden. Die vom Dach der Grundschule an der Wittenbergstraße soll die Bevölkerung im Refrather Südwesten bei Großschadenslagen oder Katastrophen warnen – wenn etwa wie im Juli nach einem Brand in Burscheid eine riesige Rauchwolke über die Kreisstadt zieht oder bei den extremen Stürmen flächendeckende Gefahr durch umstürzende Bäume oder herumfliegende Hausteile besteht.
Während sich Felix Vorndran, der als ehrenamtliches Feuerwehrmitglied unter anderem Löschzugführer in Refrath ist, mit seinen Kollegen an den anderen beiden Refrather Sirenenstandorten Kontakt aufnimmt, löst auf dem Handy die Warn-App Nina aus. Pünktlich um Viertel vor zwölf weist sie auf den Probealarm hin.
Pressesprecher der Feuerwehr informierte über Facebook
Auch im Ernstfall setze die Feuerwehr bei der Warnung der Bevölkerung auf einen Warn-Mix, erläutert deren Projektleiter für die neuen Sirenenanlagen, Simon Schwab: „Die Sirenen machen die Menschen flächendeckend darauf aufmerksam, dass etwas passiert ist. Nähere Informationen erhalten sie dann über die Warn-App, das Radio oder die digitalen Kanäle der Feuerwehr im Internet, etwa in den Sozialen Netzwerken.“
Unter anderem aus diesem Grund ist auch Elmar Schneiders rund um den Probealarm im Dauereinsatz. Von daheim aus setzt er Probealarm-Posts unter anderem via Facebook und Twitter ab und hält die Rückmeldungen der Menschen in den Sozialen Netzwerken oder per E-Mail im Blick. Auch diese sollen nachher helfen, die Reichweite des Probealarms auszuwerten.
Um Punkt Mittag lösen die Mitarbeiter in der Feuer- und Rettungsleitstelle am Kreishaus Rübezahlwald den Probealarm fürs Gladbacher Stadtgebiet aus. Auf dem Schulhof an der Wittenbergstraße in Refrath ertönt ein einminütiger durchdringender Dauerton. Im Ernstfall ist dies das Entwarnungssignal. Brandoberinspektor Vorndran macht ein Häkchen auf dem Kontrollbogen. Ebenso wie fünf Minuten später, als der auf- und abschwellende Heulton ertönt, der im Ernstfall auf eine Gefahr hinweist. Nochmals fünf Minuten später folgt erneut der Entwarnungs-Dauerton. Der Probealarm in Refrath lief perfekt, wie Löschzugführer Vorndran nach Rückmeldung seiner Refrather Kollegen erfreut feststellt.
Vor dem Schultor stoppt Gerhard Michling und schaut herüber. Mit seinen Enkeln kommt er gerade vom Spielplatz an der Steinbreche. Dort seien einige Besucher verwundert gewesen, als sie die Sirenen hörten. „Manche haben wahrscheinlich nicht mitbekommen, dass heute Probealarm war“, vermutet der Refrather, der es grundsätzlich gut findet, dass mit den neuen Sirenen auch in Bergisch Gladbach wieder gewarnt werden kann. Die ehrenamtlichen Feuerwehrleute werden in der Kreisstadt übrigens auch künftig nicht per Sirene zu Einsätzen gerufen, sondern weiterhin für die Öffentlichkeit still per Funkmeldeempfänger alarmiert.
In der Feuerwache Nord schaut Projektleiter Schwab auf einen Bildschirm: 18 grün aufleuchtende Sirenenstandorte. Laut Fernüberwachung haben alle Sirenenanlagen, die per Funk angesteuert werden und für den Notfall sogar über Notstrombatterien verfügen, beim Probealarm ausgelöst. Gut aber, dass sich die Feuerwehr nicht nur auf die Technik verlässt. Denn die Kontroll-Einsatzkräfte aus Katterbach und Schildgen melden, dass die beiden Sirenen dort nicht zu hören waren, sondern nur die aus dem benachbarten Köln, wo zeitgleich ein Probealarm stattfand. Umgehend informiert Schwab einen Techniker des Unternehmens, das die Anlagen installiert hat. Neben den beiden Sirenen muss auch die Fernwartung überprüft werden, mit der vom Auslösen der Sirene über die Spannung der Notstrombatterien bis zur Temperatur im Schaltkasten jeder Sirenenanlage zahlreiche Daten abgefragt werden können.
Feuerwehrpressesprecher Elmar Schneiders freut sich, dass allein sein Facebook-Post zum Probealarm mehr als 10 000 Menschen erreicht hat und rund 300 Bürger teils sehr detaillierte Rückmeldungen gaben, wie gut der Alarm in einzelnen Stadtteilen zu hören war. Auf der Basis der Rückmeldungen wird Projektleiter Schwab später eine Erhöhung der Lautstärke einzelner Sirenen prüfen. Er ist fürs Erste froh, dass die Warnung, die übrigens auch von Guido Rahm von der Kölner Feuerwehr vor Ort begleitet wurde, so viele Menschen erreicht und sensibilisiert hat. Jetzt gelte es, vor der endgültigen Abnahme der Anlage nachzubessern. „Der Ausfall der beiden Sirenen ist ärgerlich – aber hierfür ist ein Probealarm da“, so Schwab.