Bergisch Gladbach – Ein Arbeitskreis hätte es richten sollen, mit den vorliegenden Planungsvarianten der Stadt als Grundlage.
Fahrradverbände und Stadtplaner wollten ihre Köpfe zusammenstecken und überlegen, wie das große neue Stadtquartier Steinbüchelgelände in der Stadtmitte an die Radwege (vorhandene und geplante) angeschlossen werden könnte. Corona kam und das Treffen fiel aus. Und jetzt seien leider andere Themen im Vordergrund, bedauert Ragnar Migenda, Bergisch Gladbachs Beigeordneter für Stadtentwicklung und Klimaschutz auf eine Anfrage der Freien Wählergemeinschaft (FWG). Ergebnis: Es hat bislang noch kein Treffen gegeben. Die Radwegpläne der Stadt liegen weiter in der Schublade.
Autoverkehr könnte am „Stadtquartier 13“ zum Problem werden
Dabei ist auch die Steinbüchel-Anbindung für Autos komplex: Aus Köln kommend müssen sie aktuell eine Runde über den Driescher Kreisel fahren. Eine Linksabbiegerspur in Höhe des Neubaugebiets fehlt. Das ist ein Problem. Steinbüchel, auch „Stadtquartier 13“ wegen der 13 geplanten Mehrparteienhäuser genannt, wird 2022 die ersten Neubürger sehen. 168 Wohnungen entstehen in zentralster Lage, vom Einzimmerappartement bis zur Vier-Zimmer-Wohnung für Familien mit Kindern. In der Tiefgarage gibt es 168 Stellplätze, im Durchschnitt also einen pro Wohnung. Der Stellplatz kann zur Wohnung hinzugekauft werden, muss aber nicht.
Dass es künftig sehr viel mehr Pkw in der Umgebung der Wohnsiedlung geben wird, dafür muss niemand Hellseher sein: Bewohner, Besucher, Lieferanten. Das aber könnte zum Problem werden. An keiner Stelle im Stadtgebiet gibt es soviel Verkehr und Stau wie in der Umgebung des „Quartiers 13“: Kreisel Gohrsmühle, Schnabelsmühle, Stationsstraße, untere Hauptstraße, Dechant-Müller-Straße, die Blechkarawane müht sich hier jeden Tag durch. Das „Stadtquartier“ wird von mehreren Hauptverkehrsachsen umschlossen.
Bergisch Gladbach: Neue Innenstadt-Umgehung zur Kalkstraße könnte kommen
Bald könnten die Neubürger von ihren Wohnungen vielleicht auf eine weitere, ganz neue Straße blicken: Vom benachbarten Gleisdreieck, ab Bahnüberführung Buchholzstraße, könnte eine neue Innenstadt-Umgehung zur Kalkstraße kommen. Dies jedenfalls ist die favorisierte Straßenlösung, wenn der Bahnübergang Tannenbergstraße (auch in Sicht von Steinbüchel) irgendwann geschlossen wird. Diese Schließung ist beschlossene Sache (wegen der langen Schließzeiten im 10-Minuten-Takt der Bahnen). Mehr Verkehr würde die neue Straße auf jeden Fall bringen.
Angesichts dieser Trends wird den Neubürger über Bande herzlich der Umstieg aufs Rad empfohlen. Darauf setzt auch die neue „Alternative Verkehrsuntersuchung“ der Stadt und nennt für die Steinbüchel-Bewohner Mobiltickets, Radtiefgaragen und Lastenräder als Ideen, Steinbüchel ist da sogar ein eigenes Kapitel. Ob etwas davon umgesetzt wird, ist offen.
Weitere Radprojekte in Bergisch Gladbach geplant
Und so zügig, wie die neuen Mitbürger einziehen, kommen die neuen Radwege auch nicht um die Ecke. Für den Radschnellweg, der von der Innenstadt nach Frankenforst über den alten Bahndamm laufen soll, muss die Stadt zunächst mit der Deutschen Bahn als Eigentümerin der Trasse sprechen. Ausgang offen. Der Beigeordnete verweist auch auf die „Abhängigkeit“ zu zwei weiteren Radprojekten: dem Gladbacher Rad-Zubringer zum Agger-Sülz-Radweg und zum Vorhaben „RadPendlerRouten im Rechtsrheinischen“, beide in der Qualifizierungsphase des Strukturförderprogramms Regionale 2025 (B-Stempel) und beide (mehr oder weniger) in der Nähe der Neubauten verlaufend.
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Dies alles hat Migenda im Blick: Allein die Umbauten für die städtischen Radwegideen rund ums neue Stadtquartier würden „recht kostenintensiv“ ausfallen, berichtet der Beigeordnete. Schließlich gebe es ja die „überschneidenden Projekte“ (er meint die beiden aus dem Regionale-Prozess), weshalb Migenda eine „kritische Abwägung“ empfiehlt.
Immerhin hat der Beigeordnete eine kleine Erfolgsmeldung: Auf 100 Metern entlang Dechant-Müller- und Kalkstraße soll 2022 voraussichtlich ein Gehweg ergänzt werden – mit Angebot für Radfahrer.