Auftakt der Bergisch ClassicsReitsportfans kamen voll auf ihre Kosten
Bergisch Gladbach – Während die siebenjährige Aliya den Kopf des Pferdes streichelt, das neugierig seinen Kopf aus den Stall gestreckt hat, steht für sie fest: „Mama, zum Geburtstag oder zu Weihnachten möchte ich auch ein Pferd“. Gemeinsam mit ihren drei Kindern war Mutter Kira Bortecen aus Rösrath zu den 26. Bergisch Classics auf dem Hebborner Hof angereist und zeigte sich beeindruckt. „Wir sind zum ersten Mal hier und haben Eintrittskarten sowohl für das Dressurwochenende, als auch für die Springwettbewerbe in der Woche darauf gekauft. Eine tolle Anlage mit viel Platz auch für die kleinen Besucher.“
Ein Lob, das Hausherr Peter Lautz und der Vorsitzende des Reitervereins Hebborner Hof, Dr. Matthias Beggerow, vermutlich gern hören. „Nachdem wir das Turnier im letzten Jahr coronabedingt absagen mussten, hat auch uns die Unwetterflut vor wenigen Wochen erwischt, glücklicherweise aber nicht so verheerend wie anderswo“, berichtet Beggerow. Weder Tiere noch Menschen seien zu Schaden gekommen und Dank tatkräftiger Unterstützung durch zahlreiche Helfer konnten die Schäden auf der Anlage behoben werden und das Turnier wie geplant stattfinden.
Es ist ein Traditions-Turnier, das in diesem Jahr eine grundlegende Neuerung erfuhr. Um die Dressurreiterinnen und -reiter einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren und den Besucheransturm den Corona-Schutzbestimmungen entsprechend zu regulieren, finden die Dressurwettbewerbe nicht, wie gewohnt, gemeinsam mit den Springwettbewerben, sondern am ersten von zwei Wettbewerbs-Wochenenden statt. Eine gute Idee, waren sich die Reitsportler und das vielfach fachkundige Publikum einig.
Unterstützung vom „Altenberger Hof“
Während einige Wettkämpfe wie gewohnt in der Reithalle ausgetragen wurden, fanden andere auf zwei verschieden großen Vierecken im Freien statt. „Auf dem kleineren absolvieren aufstrebende Reiterinnen und Reiter ihre Dressurprüfungen, auf dem großen sind Teilnehmer mit Pferden zu sehen, die schnell mal einen sechsstelligen Betrag kosten können“, verriet Turnierärztin Silke Mädje.
Seit sieben Jahren versorgt die Medizinerin aus Odenthal-Eikamp auf dem Turnier kleine und größere Blessuren bei Reitern und Besuchern. „Wie viele andere arbeite ich hier gemeinsam mit meiner Tochter Jennifer Kuska natürlich ehrenamtlich und bin selbst begeisterte Reiterin. 2016 habe ich es geschafft, Kreismeisterin in der LK4 zu werden, aber in diesem Jahr bin ich wegen einer Verletzung meines Reitponys »Traumtänzer« leider nicht am Start.“
Für das kulinarische Wohl sorgt, wie in den vergangenen zehn Jahren, Markus Wißkirchen („Hotel-Restaurant Wißkirchen“, Altenberg) mit seinem etwa 20 Köpfe zählenden Team. „Neben Pizza und Currywurst haben wir Gambas, Lachs und die sehr beliebten Herzwaffeln im Angebot“, verrät Wißkirchen. Unerwartete Verstärkung bekam er in diesem Jahr von Mitarbeitern des „Altenberger Hofs“. „Aufgrund der enormen Flutschäden musste unser Haus in Altenberg kurz nach der Neueröffnung wieder schließen. Damit uns nicht die Decke auf den Kopf fällt, haben Torsten Nehm und ich entschieden, Markus etwas unter die Arme zu greifen und hier ehrenamtlich mitzuhelfen“, berichtet Restaurantchef Maximilian Spital.
Nachwuchsförderung wird groß geschrieben
Ebenfalls bei den Bergisch Classics in Hebborn dabei ist Gundel Reinhardt. Seit zehn Jahren ist sie im Reitverein die Hüterin der Finanzen und war früher selbst begeisterte Reiterin. „Ich bin mit Pferden aufgewachsen. Mein letztes Turnier habe ich 2006 auf dem Rücken meines Pferdes »Mirage« bestritten, jetzt unterstütze ich meine 29-jährige Tochter Madeleine im Sattel von »Firefly Mirage«, der Tochter meines damaligen Pferdes.“
Zum dritten Mal sind auch Reiter mit Handicap zum Turnier eingeladen worden. Und auch die Nachwuchsförderung werde im Verein ganz groß geschrieben, betont Reinhardt. Durch verschiedene Angebote wie Reit- und Springlehrgänge oder kleine Reitprüfungen würden Kinder altersgerecht an den Reitsport herangeführt.
Eine der weitesten Anreisen zum Turnier in Hebborn hatte Martina Benzinger aus dem thüringischen Rudolstadt. „Als ich gelesen habe, dass hier so genannte Para-Wettbewerbe – also Prüfungen für Reitsportler mit Handicaps stattfinden, habe ich mich spontan angemeldet“, berichtet die seit 1990 an Multipler Sklerose erkrankte Reiterin. Seit ihrem siebten Lebensjahr ist die gebürtige Tübingerin begeisterte Reiterin, und auch wenn es für sie in Hebborn am Ende nicht für einen der ersten Plätze in ihrer Klasse reichte, sah sie ihren Start positiv. „Ich reise am kommenden Montag direkt nach England zu einem Drei-Sterne-Turnier weiter und versuche, dort weiter Punkte zu sammeln.“
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Ihr Traum von der Teilnahme an den Paralympics in Tokio habe sich in diesem Jahr leider nicht erfüllt. „Als Sportlerin braucht man aber Ziele, und wenn es meine fortschreitende Erkrankung zulässt, wäre die Teilnahme an den Paralympics in Paris in drei Jahren natürlich ein Traum.“
Die Ergebnisse der Dressurprüfungen sind in der Donnerstagsausgabe auf der Lokalsportseite zu lesen.