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Historische Kommentierung fehltGefallenendenkmal in Bensberg stößt auf Kritik

Lesezeit 3 Minuten

Ärger über die „Schmach der Niederlage“ drückt das Denkmal in den Augen der kritischen Bürger aus.

Bergisch Gladbach – Bedrohlich steckt das Schwert hoch oben auf der steinernen Säule. Was von weitem noch aussieht wie ein christliches Kreuz, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Symbol für Gewalt und Krieg. Das waffengekrönte Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf dem Deutschen Platz in Bensberg gefällt nicht jedem.

Zu den Kritikern gehören auch Georg Becker, Klaus Wohlt und Axel Becker. Sie stören sich nicht nur an der martialischen Gestaltung des Denkmals, sondern auch an der heutigen Bezeichnung des Standorts. Denn der „Deutsche Platz“ wurde 1930 ursprünglich als „Friedensplatz“ geschaffen, eine Bezeichnung, die in den Wirren des 20. Jahrhunderts allerdings verloren gehen sollte. Im Zeitalter eines vereinigten Europa sei es Zeit, über eine Umbenennung und Neugestaltung des Platzes nachzudenken, so Georg Becker. „Eine neue Zeit braucht neue Symbole.“

Kritik an dem nach dem Ersten Weltkrieg geschaffenen Bensberger Ehrenmal formulieren (v. l.) Klaus Wohlt, Georg Becker und Axel Becker.

Seit kurzem ist der etwas in Vergessenheit geratene Platz unterhalb des Bensberger Schlosses wieder stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. So initiierte Michael Werling, Professor für Architektur, im vergangenen Jahr einen gestalterischen Wettbewerb, an dem sich die Architekturstudenten der Fachhochschule Köln beteiligen konnten. Sie machten zahlreiche Vorschläge, wie man die herrschende Tristesse beenden, den Ort aufwerten und verschönern könnte. Auch die Stadt nahm den Platz in ihr Integriertes Handlungskonzept auf.

Die vorhandene Bepflanzung grenze den Platz zu stark von seiner Umgebung ab, versperre die Sicht und schaffe „Angsträume“, fasste das städtische Konzept den unbefriedigenden Ist-Zustand zusammen. Daher soll der Platz zur umliegenden Bebauung geöffnet, die Eingänge stärker betont, der Bewuchs ausgelichtet und der Platz mit modernen Sitzgelegenheiten ausgestattet werden. Der unterhalb liegende Hindenburgplatz soll einbezogen, durch Außengastronomie aufgewertet, der Spielplatz erneuert und das Beleuchtungskonzept überarbeitet werden.

Kritik am „revanchistischen Geist“

Diese Pläne der Stadt werden auch von Georg und Axel Becker sowie Klaus Wohlt begrüßt, doch denken die drei noch weiter. Denn im Zentrum einer wie auch immer modernisierten Anlage steckt dann auch künftig noch das Schwert, hoch oben auf einem Kriegerdenkmal, das eindeutig „revanchistische Züge“ hat, meint Becker.

Denn hier gehe es nicht um die Trauer über sinnloses Blutvergießen, sondern das Denkmal symbolisiere die nach 1918 empfundene Schmach der Niederlage, des verlorenen Krieges, verbunden mit der Hoffnung auf eine Gelegenheit zur Revanche. Ein Nährboden, auf dem zwischen den Weltkriegen die Saat des Nationalsozialismus aufgehen konnte.

„Wir wollen keine Denkmalstürmer sein, aber anregen, darüber nachzudenken, ob das Denkmal noch in unsere Zeit passt,“ erklärt Becker. Er und seine Unterstützer fordern daher nicht die Entfernung des Ehrenmals, was schon am Denkmalschutz scheitern würde, sähen die Anlage aber gerne historisch kommentiert und eingebettet in heutige demokratische Verhältnisse.

Als Vorbild könnte die französische Partnerstadt Bourgoin-Jallieu dienen, meint Wohlt. Hier hatte man, in einer auch für Frankreich recht außergewöhnlichen und nicht unumstrittenen Aktion, die örtlichen Kriegerdenkmäler abgebaut und die Materialien vom Bildhauer Gilbert Primard in die Gesamtanlage eines Friedensdenkmals, das Memorial de la Paix, einarbeiten lassen. Im Mittelpunkt steht jetzt eine vier Meter hohe Friedenstaube auf einer Weltkugel. Friedenstaube contra Schwert, das könnte auch ein Arbeitstitel für Bensberg sein.